Ich denke, unsere Sicht auf die Menschheit ist zu pessimistisch. Vielleicht auch, weil eine selbstsüchtige kleine Minderheit, die nur auf den eigenen Vorteil aus ist, mit ihren Aktionen die Medienberichte beherrscht.
Die Mehrheit der Menschen tickt anders. Im Alltag finden wir Liebe und Hilfsbereitschaft überalI. Im Kleinen, wo wir sie oft einfach für selbstverständlich erachten. Liebe ist nicht immer der große Event aus Hollywood-Filmen, wo Harfen spielen und die Chöre schmachten.
Wir können beides sein. Egoistisch – oder selbstlos. Die Liebe lässt das Ego immer wieder in den Schatten treten. Wie spenden für Naturkatastrophe, helfen Menschen mit Problemen. Menschen setzen sich, mit dem Elend dieser Welt konfrontiert, für andere ein. Für die Familie, für Nachbarn, für Menschen, die sie gar nicht kennen. Viele Menschen sind bereit, anderen zu helfen, obwohl sie selbst daraus keinen Nutzen ziehen. Warum helfen wir anderen? Wenn es darauf ankommt, setzen Menschen sogar ihr Leben für andere aufs Spiel.
Ich sehe es zumindest teilweise genau andersrum, was aber daran liegen mag, dass ich in einem der "härtesten" Bezirke von Berlin lebe. Kenne auch andere Ecken in Berlin oder Flecken auf der Welt, wo es aus meiner Sicht etwas ruhiger und liebevoller zugeht. Und ich würde meinen, dass die Gesellschaft oder das
nähere Umfeld in Sachen Liebesfähigkeit durchaus auf einen abfärben.
Natürlich könnte man sagen, dass wir in einer liebevollen Gesellschaft leben, aber ist das wirklich so? Ich würde Deutschland einfach mal als modernen kapitalistischen Staat bezeichnen. Und da geht es oft nicht so sehr um das Thema Liebe oder ein friedliches oder gar glückliches Miteinander, sondern oft mehr um Erfolg, wer recht hat, und wer der Stärkere ist. Ganz von der Hand zu weisen ist das aus meiner Sicht nicht, und auch nicht, dass das eventuell die Möglichkeit für partnerschaftliche Liebesbeziehungen prägt.
Als so besonders höflich, freundlich oder gar liebevoll würde ich viele Menschen nicht sehen, zumindest auf den ersten Blick nicht. Bei näherer Betrachtung mag sich dann ein ganz anderes Bild ergeben, in positiver wie auch negativer Weise.
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Was das nun für eine partnerschaftliche Liebe aussagt? Ich glaube, dass man oft erst nach frühestens einem Monat oder einem Jahr einschätzen kann, ob man es tatsächlich mit einem liebevollen Menschen zu tun hat oder nicht, und ob man partnerschaftlich überhaupt zusammenpasst. Und ich würde meinen, dass man mit liebevollen Menschen eher eine Liebesbeziehung führen kann, als mit Menschen, die es nicht sind.
Oder anders ausgedrückt: Wenn es um Liebe geht, geht es aus meiner Sicht nicht zuletzt auch darum, ob man liebevoll ist oder nicht, und das lässt sich oftmals an Alltagshandlungen und Handlungen innerhalb einer Beziehung besser ablesen, als nur an einem Gefühl.