Mal nur ein kleines Beispiel. ich weiß, Mord ist nochmal was anderes, aber die Dynamik, die dahinter steht ist bezeichnend:
ich kenne den Fall einer Schülerin aus sehr gutem Hause, Eltern angesehene Leute im Stadtrat, Kinder alle wohlerzogen, in der Kirche aktiv, im Sportverein und alle hochmusikalisch.
Die älteste Tochter war besonders begabt und wurde von der Mutter zu Wettbewerben gefahren und war der ganze Stolz ihrer Eltern.
Sie MUSSTE überall die beste sein, um ihre Eltern nicht zu enttäuschen. Dieses Mädchen war unter einem immensen Druck: Nach außen war die Familie perfekt, die Eltern taten ja nur das beste für ihre Kinder. Aber die Kinder waren immer unter Druck: Vor allem die älteste.
Leider geschah es dann, dass ein anderes Mädchen in ihre Klasse kam, das ebenso sehr musikalisch war und plötzlich drohte, ihr den Rang abzulaufen.
Plötzlich gab es ein anderes Mädchen, das auch bei den Schulkonzerten brillierte usw.
Für das eine Kind eine totale Katastrophe: Panik! Es MUSSTE doch die beste sein, um den Eltern zu gefallen.
Also fing sie an, das andere Mädchen systematisch zu mobben und die halbe Schule gegen ihre arme "Konkurrentin" aufzubringen.
Was da ablief: Gewalt, Hetze, Mobbing in jeder Hinsicht.
Einfach nur aus Panik, weil plötzlich Konkurrenz da war.
Das ganze Weltbild dieses Kindes stand in Frage.
Natürlich rechtfertigt das kein Mobbing, keine Gewalt.
Aber in den Augen dieses Mädchens ging es ja um ihre ganze Existenz. Die Eltern erwarteten schließlich, dass sie die Beste war und für sie ging es um nichts geringeres als um die Liebe ihrer Eltern, die sie davon abhängig glaubte, immer die Beste sein zu müssen: Wenn ich nicht die beste bin, enttäusche ich meine Eltern und sie lieben mich nicht mehr.
Also das war blanke Existenzangst und daraus entstand völlig blinder Hass.
Aus erwachsenen Sicht ist es natürlich total krank, so heftig auf Konkurrenz zu reagieren, aber aus Kindersicht nicht: Da geht es um die Wurscht und da ist offenbar jedes Mittel recht.
Wer ist nun Schuld?
Was wäre hier zu tun?
Und genau solche Situationen sind doch der fundamentale Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern: Auch Erwachsene haben vielleicht Probleme mit Konkurrenz oder sie würden darunter leiden, ihre Eltern zu enttäuschen. Aber sie können klar erkennen: WENN meine Eltern so drauf wären, dass sie mich zB fallen lassen, wenn ich nicht die Beste bin, dann ist das traurig, aber dann sind meine Eltern schlechte Menschen, von denen ich mich abwenden sollte.
Ein Kind KANN diesen Gedanken nicht denken und diese Schritte nicht gehen.
Und genau DA liegt einer der wichtigsten Unterschiede! Gewisse kongnitive Leistungen sind einfach erst sehr spät möglich!