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Gewalt gegen Frauen, Unterdrückung, arrangierte Ehen, Missbrauch, ...

Santino

Moderator
Teammitglied
Ich habe mir jetzt tatsächlich das Video zu "Platz 1" von diesem Till Lindemann angeschaut und bin irritiert, dass so etwas als Kunst gelten darf bzw. dass das über die Kunstfreiheit abgedeckt ist. Ich werde es nicht verlinken - wer es sehen möchte, kann es auf YouTube finden.

Aber zusammengefasst (Triggerwarnung: Gewalt an Frauen / Missbrauch):
Im Endeffekt ist das Video voller misogyner Gewaltdarstellungen gegenüber Frauen. Die Sexszenen, die es gegen Bezahlung auf einer Porno-Plattform auch unzensiert zu sehen gibt, sind etwas härter und in ihrer Einvernehmlichkeit offenbar fragwürdig, weil den Mädchen (Fans aus den entsprechenden Partys, keine Schauspielerinnen) laut Berichten Betroffener womöglich KO-Tropfen verabreicht wurden.

Ich stelle mir dahingehend die Frage, inwiefern eine aufgeklärte, gleichberechtigte Gesellschaft ein solches Video unreflektiert honorieren kann (hat ihm ja sicherlich einiges an Einnahmen beschert) und warum so ein Video nicht indiziert wird, ganz unabhängig der aktuellen Frage nach der Einvernehmlichkeit.
 

Bingenervt

Aktives Mitglied
OT: Habe ich mich bei Rammstein immer schon gefragt. Für mich ist die Band Laibach das Original, die aber nie Mainstream waren. Und immer ein Kunstprojekt.
 

Santino

Moderator
Teammitglied
Warum sind so viele davon angesprochen und sind Fan frage ich mich?
Ich habe mehrfach gelesen, dass viele die Texte und das Auftreten der Band als ironische Provokation aufgefasst haben, lyrisch und künstlerisch. Tatsache ist ja, dass die Form von Kunst, die uns gefällt, uns nicht im luftleeren Raum gefällt, sondern in einer Gesellschaft, die solche Formen der Kunst kennt und entsprechend als Kunst normalisiert hat, also solche Formen der Kunst auch erwartet.

Und ich denke schon, dass darin die tief verankerten Ungleichheitsstrukturen der Geschlechter sichtbar werden, aber auch die Normalisierung bestimmter Machtgefälle in sexuellen Kontexten. Viele Aspekte des Videos, wenn man den tatsächlichen Kontext nicht kennt, der jetzt bekannt wurde, könnten so auch unter (eine softe Form von) BDSM fallen. Wobei die BDSM-Community stark darauf achtet, dass die Praktiken immer einvernehmlich gestaltet sind und Sicherheitsnetze, z.B. Savewords, installiert werden, falls es einem Beteiligten mal zu viel wird.

Wer vor diesem Hintergrund das Video sieht, und dann noch die Darstellung und Musik für ironisch überzeichnet provokant hält, zeigt sich jetzt verwundert, erschrocken und irritiert. Spannend ist, dass auch jetzt noch immer keine Debatte darüber geführt wird, inwiefern solche Darstellungen und Texte von der Kunstfreiheit abgedeckt sind und warum sie so in unserer Gesellschaft als Kunst erwartet und erkannt werden. Stattdessen werden jetzt die einzelnen Texte und Darstellungen ausgegraben und schockiert darauf geblickt, dass eigentlich, was da passiert ist, die ganze Zeit offen lag, z.B. ein Gedicht aus 2020:

Wenn du schläfst (Triggerwarnung: Missbrauch / sexuelle Gewalt)

Ich schlafe gerne mit dir, wenn du schläfst.
Wenn du dich überhaupt nicht regst.
Mund ist offen, Augen zu.
Der ganze Körper ist in Ruhe.
Kann dich überall anfassen.
Schlaf gerne mit dir, wenn du träumst.
Und genau so soll das sein (so soll das sein so macht es Spaß).
Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas).
Kannst dich gar nicht mehr bewegen.
Und du schläfst, es ist ein Segen
.
Es würden sich wahrscheinlich mehrere junge Frauen freiwillig melden, wenn Lindemann mehr oder weniger deutlich in dieser Row Zero anfragen würde, wer mit ihm schlafen möchte, oder hätte diese Alena Makeeva von Beginn an stets erkenntlich gemacht, worum es bei den privaten Partys geht, hätten darauf bestimmt viele junge Frauen Lust gehabt. Gibt bestimmt viele Frauen, die das abenteuerlich fänden und ausprobieren wollten und na ja, harter Sex ist jetzt nicht grundsätzlich unbeliebt. Wenn man dann sebstverständlich noch die Altersgrenze prüfen würde, und so weiter, wäre das so ja alles grundsätzlich kein Problem. Alles ist erlaubt, was gefällt, solange niemand ernsthaft zu Schaden kommt.

Die aktuellen Vorwürfe statuieren jedoch, dass hier junge Frauen bewusst im Dunkeln gehalten wurden, indem eben nicht von Beginn an offen gesagt wurde, worum es bei den Einladungen zur Pre- und After-Party geht - und das finde ich persönlich als deutlich älterer Mann vonseiten der Frauen nicht naiv. Ich würde jetzt auch nicht erwarten, dass ich mit einer weiblichen Sängerin schlafen soll, würde ich auf eine Aftershow-Party eingeladen werden. Auch dann nicht, wenn diese Sängerin Texte und Darstellungen zu Gewalt gegen Männer veröffentlichen würde (ganz davon abgesehen, dass mich solche Texte und Darstellungen nicht ansprechen würden, aber grundsätzlich würde ich das nicht erwarten). Es wurde ja sogar - zumindest laut Aussagen einiger Betroffenen - auf explizite Nachfrage hin, ob es bei den Einladungen zu Treffen mit Lindemann eine sexuelle Komponente gebe, von den Organisatoren verneint, dass es eine solche Komponente gebe.

Ich könnte mir vorstellen, dass sich hier nach und nach eine Abwärtsspirale eingestellt hat, eine ganz ungute Dynamik, die z.B. damit begann, dass man die Sache "nur" möglichst diskret organisieren wollte, über sich daraus ergebende Überraschungsmomente der eingeladenen Frauen und Ablehnung Lindemanns in diesen, bis hin zur Auslebung dieser gewaltvollen Fantasien. Dass das, was jetzt aufgedeckt wurde, bei den Konzerten passiert, scheint schon lange bekannt zu sein - so habe ich auf YouTube ein Video gefunden, indem eine junge Frau schon 2022 ihre entsprechenden Beobachtungen schildert, ebenso einen Tumblr-Eintrag von 2018 (!!).

Es müssen also ganz viele Menschen gewusst haben, was da vor sich geht, und nicht nur weggesehen und das Ganze geduldet haben, sondern irgendwie davon ausgegangen sein, dass das so normal und in Ordnung ist. Und ich persönlich glaube, dass das wiederum viel damit zusammenhängt, inwiefern und warum eine Gesellschaft unreflektiert solche misogynen Gewaltdarstellungen und Texte als Kunst normalisiert hat, als Kunst erwartet.
 

Lenni

Aktives Mitglied
Ich habe mehrfach gelesen, dass viele die Texte und das Auftreten der Band als ironische Provokation aufgefasst haben, lyrisch und künstlerisch.
Ich habe mich nie für diese Band interessiert und ich glaube, die Interessierten wollten einfach nur "gute Musik" hören, ganz gleich, was in den Texten ausgesagt wird.
 

Santino

Moderator
Teammitglied
Ich habe mich nie für diese Band interessiert und ich glaube, die Interessierten wollten einfach nur "gute Musik" hören, ganz gleich, was in den Texten ausgesagt wird.
Zitat "Platz 1":
Jede Note sing ich richtig
Der Text dabei ist gar nicht wichtig
Und das ist doch spannend, dass das nicht reflektiert wird.

Eigentlich spielen die Texte und Darstellungen angesichts der Situation verdreht mit der Realität, als man das von Kunst erwarten würde - im Sinne eines Kunstwerks, das sich als Differenz zwischen realer und anderer Realität darstellt und das, um als Kunst aufzufallen, eine zunehmende Distanz zu den realen Ordnungsmöglichkeiten der Dinge in der Welt einnimmt. Wahrscheinlich erschrickt "die öffentliche Meinung" deshalb auch so, dass die Texte irgendwie doch keine Kunst sind, weil da keine Distanz ist. Vielleicht wird es deshalb immer noch nicht reflektiert. Okay, sorry, das war jetzt sehr kunstphilosophisch. 😂

Später mehr.
 

°grisou°

Aktives Mitglied
Grisou, ich denke du hast mich missverstanden. Ich halte das keineswegs für unterstützenswert.
Doch eine westliche Brechstange und überhebliche Besserwisserei wird kaum ein sehr erfolgreicher Ansatz sein.
Hier wurde nur die Gewalt benannt und mitgeteilt, was sie mit uns macht. Es ging nicht um Besserwisserei oder mit einer Brechstange irgendwo reinhauen. *schulterzuck*. Aber gut, dann kann ich es so stehen lassen. Danke für die Erklärung.
 
G

Gelöscht 116409

Gast
Es gibt eben Kulturen die mit Frauen nicht gut umgehen.
Das ist uns doch allen bekannt. Worüber soll man da nun diskutieren?

Ich finde es wäre mal schön anzuerkennen das dies einfach kulturell bedingt ist.
Und auch vor Europa nicht halt macht...
 

Revan233

Aktives Mitglied
Und ich denke schon, dass darin die tief verankerten Ungleichheitsstrukturen der Geschlechter sichtbar werden, aber auch die Normalisierung bestimmter Machtgefälle in sexuellen Kontexten.
Wenn umgekehrt irgendeine weibliche Rockband ein Musikvideo mit Männern in Waschmaschinen oder Käfigen veröffentlicht, ist das keine Meldung und keine Nachricht wert. Zurecht. Weshalb sollte das auch interessieren? Gibt es wahrscheinlich längst irgendwo, nur zuwenige haben es mitbekommen und dann ist es auch noch völlig uninteressant.

Ich denke nicht dass irgendjemand nach Betrachtung des Videos plötzlich dahingehend beeinflusst wird der Auffassung zu sein Frauen gehören in Waschmaschinen.




Fakt ist aber, dass hier junge Frauen bewusst im Dunkeln gehalten wurden, indem eben nicht von Beginn an offen gesagt wurde, worum es bei den Einladungen zur Pre- und After-Party geht - und das finde ich persönlich als deutlich älterer Mann vonseiten der Frauen nicht naiv.
Ob das tatsächlich so gewesen ist und dann auch noch für jede einzelne Teilnehmerin, sehe ich keineswegs als Fakt. Im Laufe der Zeit haben sicherlich Hunderte, wenn nicht Tausende an solchen Parties teilgenommen.



Zitat "Platz 1":

Und das ist doch spannend, dass das nicht reflektiert wird.

Es gibt zig Lieder mit absolut stumpfen oder inhaltsleeren Texten. Der Text ist häufig völlig uninteressant und unwichtig. Diese Lieder werden nicht wegen tiefgründiger Texte gehört, sondern wegen Musik die gut klingt.
 

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