In einer Familie kann man Bindungen als Fäden darstellen.
Es gibt die, die die Kinder untereinander verbinden, den, der ein Kind mit dem jeweiligen Elternteil verbindet und letztlich den Faden zwischen den Eltern.
Der Faden zwischen den Eltern kann reißen. Jedoch ist es dann notwendig den Kindern zu vermitteln, dass die anderen Fäden nicht betroffen sind.
Dieses Vermitteln geschieht nicht durch Worte, sondern durch Vorleben der eigenen Einstellung.
Kleine Kinder haben Bedürfnisse. Anfangs sind diese nicht höher als bei Haustieren angesiedelt: essen, trinken, schlafen. Daher können in manchen Nationen Mütter mit einem Säugling auf dem Rücken auf dem Feld arbeiten gehen; er braucht nicht mehr.
Mit fortschreitender Entwicklung kommt weiteres dazu. Beispielsweise ein eigenes Bett.
Noch immer geht es dem Kind dann vorrangig um die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Ob Mama arbeiten gehen muss interessiert das Kind nicht, es hat einfach Hunger.
Insoweit sind Kinder kleine Egoisten.
Eltern die sich nicht einig sind, können sich die Bedürfnisse zu Nutze machen, indem sie das Kind manipulieren. Beispielswiese hat die 9-jährige für Papa das Handy entsperrt, weil sie befürchten musste, dass Papa ihr eine ihrer Ressourcen kappt. Mama war in dem Moment duschen und nicht relevant. Dass die Aktion bei Mama Folgen auslöst, wurde durch das Kind nicht erkannt.
Heute -nach einem Zeitsprung - ist die Kleine 13.
Der Vater setzt seine Rechte um. Du setzt Dein Recht um, dass die Tochter "so mit Dir nicht umzugehen hat".
Lass mich vermuten, dass die Tochter über derartige Rechte überhaupt nicht nachdenkt, aber einfach Heimweh und Kopfschmerzen bekommt. Dies spürt sie - und macht sich vom Acker.
Rechte interessieren sie nicht, drum fehlt Dir jegliche Handhabe.
Sie ist nun auch in einem Alter angekommen, wo sie schon "etwas kann". Sie kann zB bereits weg laufen. Holt der Vater sie nicht ab, so läuft sie los, und findet sie bei dem Vater nicht was sie braucht, so wird sie es bei "Freunden" finden.
Das was sie dort sucht ist noch nicht der Dauerkick, sondern Normalität. Sie sieht dass dort irgendwas getan wird und kann sich anschließen oder nicht. Weil sie emotional weder ausreichend an die Freunde noch an sonst wen gebunden ist ( nein - gebunden zu sein hat),gibt es auch keine emotionsgeladenen Konflikte, denen sie ausweichen müsste.
Im weitesten Sinne könnte ich mir vorstellen, dass sie liebend gerne bei Dir wäre, wenn Du ein ausreichend breites Spektrum an Auswahl zur Verfügung stellen würdest.
Sagen wir mal rein fiktiv(!) einen Bauernhof.
Entweder sitzt sie am PC oder sie füttert die Hühner oder fährt mit Dir mit dem Trecker in den Wald Holz holen oder lädt eine Freundin ein, weil ihr heute langweilig ist. Dass sie Geschwister hat und einen Vater spielt in dem Moment keine Rolle: denen geht`s ja gut.
Als Mutter wirst Du dann nicht wahr genommen. Eher als Verwalterin dieser kleinen Welt.
Findet sie dort etwas das sie gern tut - was immer das auch ist, dann tut sie es gern für sich, aber auch für Dich. Aber sie tut etwas und erduldet es nicht nur, dort sein zu müssen.
Auch tut sie es nicht um Dir mehr gefallen zu müssen als dem Vater und in der Angst, dort etwas verlieren zu können.
Daher bleibt die Bindung zu ihm sowie zu Dir bestehen.
Von ihm lernt sie, dass Männer stark sind und Mütter nähen können, oder irgend etwas anderes, dass die beiden Rollenbilder voneinander unterscheidet, so dass sie einst ihre eigene Rolle in ihrem Leben findet und dann weiss, was sie selber beiträgt - oder besser ihrem Partner überlässt.