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Durfte nicht mit auf dem Sofa sitzen

candle99

Neues Mitglied
Hey, ich (m24) versuche zurzeit, einige Situationen aufzuarbeiten, mit denen ich schlecht zurechtgekommen bin und die dazu beigetragen haben, dass ich psychische Probleme entwickelt habe.
Dabei habe ich das Problem, dass ich nicht einschätzen kann, ob diese Situationen zu meinen psychischen Problemen geführt haben, oder ob ich von Natur aus extrem überempfindlich bin und Situationen, die objektiv nicht dramatisch sind, als weitaus schlimmer wahrnehme und einfach überreagiere

Das hier wäre beispielsweise eine solche Situation:
Ich war 15 oder 16 und die damalige Freundin meines Vaters war mit ihren Kindern (m17 und f12) übers Wochenende bei uns. Es war geplant, zusammen einen Film zu schauen und Pizza zu bestellen. Der Film hat mich nicht so sehr interessiert, aber ich wollte sozial sein und Zeit mit meiner Familie verbringen.
Wir hatten im Wohnzimmer ein Sofa mit drei Sitzen, eins mit zwei Sitzen, und einen Sessel. Also sechs bequeme Sitzplätze für insgesamt vier Personen.
Jetzt war es aber so, dass mein Vater und seine Freundin sich zusammen auf das große Sofa gelegt haben und die Tochter auf das kleinere Sofa und der Sohn auf den Sessel. Ich bat darum, auch mit auf einem der Sofas sitzen zu können, aber weder mein Vater und seine Freundin noch ihre Tochter waren bereit, sich hinzusetzen, sodass ich auch Platz gehabt hätte.
Mein Vater meinte, ich solle mir einen Stuhl nehmen, was ich aber nicht wollte. Ich fand es einfach unfair, dass ich 2.5 Stunden lang auf einem harten unbequemen Holzstuhl sitzen sollte, weil man es den andern anscheinend nicht zumuten konnte, sich auf dem Sofa hinzusetzen anstatt zu liegen.
Ich meinte dann, okay, wenn ich mich nicht vernünftig hinsetzen kann, dann habe ich keine Lust, den Film mitzuschauen. Hab ich dann auch nicht gemacht und bin auf mein Zimmer gegangen.
Pizza haben sie für mich auch nicht mitbestellt und ich bin hungrig ins Bett gegangen.

Bin ich zu sensibel, dass ich mich unerwünscht und abgelehnt gefühlt habe?
 

Bingenervt

Aktives Mitglied
Schön war die Aktion nicht, aber auch nicht so dramatisch, dass man deswegen psychische Probleme haben müsste. Und es sind nun auch schon 9 Jahre vergangen!! Manche Dinge muss man einfach abhaken. War Mist, hat mich aber nicht dauerhaft geschädigt. Nicht immer wieder aufwärmen und gedanklich umkreisen. Ändern kannst du diese Situation nicht mehr. Warum hast du damals nach dem Besuch ein Gespräch mit deinem Vater gesucht?

Da gibt es sicherlich verletzendere Situationen, die du wahrscheinlich aufarbeiten solltest.
 

weidebirke

Urgestein
Manche Situationen mögen sich für andere nicht so dramatisch anhören und meinen, man würde das überbewerten. Aber: Diese Situation illustriert doch, welchen Stellenwert Du in Deiner Familie/ bei Deinem Vater hattest.

Und klar musst Du das überwinden, aber in einer anderen Form.

Habt Ihr mal darüber sprechen können?
 

_cloudy_

Urgestein
Hallo.

Ich finde dich nicht überempfindlich.

Sowohl von der Freundin als von deinem Vater war es unfreundlich, dich nicht mit auf der Couch sitzen zu lassen.
Gut, da hättest du dir paar Kissen auf den Boden legen können.

Das mit der Pizza finde ich ganz furchtbar. Der Geruch, und du hattest sicher auch Hunger, und dann ein Vater, der für dich nichts mitbestellt.
Das kann ich mir kaum vorstellen, wie man so sein kann.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Dass Du Dich in diesem Moment abgelehnt gefühlt hast, ist durchaus nachvollziehbar. Es gibt wohl keinen "Grenzwert", wie oft eine solche Situation auftreten darf oder muss, bis man dadurch psychische Probleme entwickelt. Das dürfte bei jedem verschieden sein. Aber DASS Dich das getroffen und verletzt hat, ist nach dieser langen Zeit wohl unstrittig. Manche Menschen sind eben noch immer der Meinung, dass einen nicht umbringt, was einen hart macht. Wie sehr das nach hinten losgehen kann, erlebst Du an Dir.

Aber nun ist eine andere Zeit und Du bist älter und erfahrener geworden und hattest die Chance, darüber hinaus zu wachsen. Ich finde es Dir gegenüber erneut nicht fair und unsensibel, Deine Gefühle und Hoffnungen auf ein "zu sensibel" oder ein "zu empfindlich" herunter zu brechen, um es allen anderen "einfacher" zu machen, nur Dir nicht. Vielleicht hilft Dir schon etwas, dass Du an den Beiträgen hier erkennen kannst, dass es nicht "falsch" oder nicht "seltsam" und Du auch nicht "überempfindlich" bist, nur weil Dir das vermittelt wurde. Familien haben zum Teil sehr unterschiedliche Formen entwickelt, wie mit Verletzungen umgegangen wird und die sind durchaus nicht immer positiv und richtig.

Für mich lesen sich Deine Zeilen so, als ob Du noch nicht genug "Trauerarbeit" leisten konntest. Hast Du diesem Schmerz schon jemals richtig Raum geben dürfen und können? Diese Trauer nicht "leben" , sie nicht hinaus zu schreien, sie nicht hörbar machen zu dürfen kann dazu führen, dass man sie in sich verschließt und dadurch über Jahre verlängert. Und auch solche Fragen wie "... aber nach so vielen Jahren ...?" sind dann eher kontraproduktiv, weil sie einem das Recht auf die eigenen Gefühle erneut absprechen. Schlussendlich wirst Du dadurch nie als ganzer Mensch wahrgenommen, denn Du musst ja immer verstecken, was wirklich in Dir steckt. Auf Dauer ist das zermürbend, wenn auch auf eine erschütternde Art "normal".

Ja, natürlich ist es auch nicht hilfreich, jedem die geballte Ladung an Emotionen um die Ohren zu hauen und jeder Mensch muss an seiner Emotionskontrolle arbeiten und eine gewisse Resilienz entwickeln, aber das läuft nun einmal nicht für jeden gleich ab. Du bist nun in einem Alter, in dem Du Dir darüber Gedanken machen und besser verstehen kannst, was in Dir selbst und anderen vor geht.

Wie Du an den unterschiedlichen Beiträgen erkennen kannst, gibt es für die "Stell Dich nicht so an!"-Fraktion ebenso vernünftige Vertreter, wie für die "Jetzt lass doch dem jungen Mann etwas Luft zum Atmen!"-Anhänger. Nur eines kann Dir niemand abnehmen: Deine Entscheidungen, wie und wann Du damit umgehen willst und dass Du den dafür erforderlichen Raum auch einnimmst. Das kann ein guter und psychisch stabiler Freund sein, bei dem Du Dich ausheulen kannst oder auch ein Therapeut. In jedem Fall solltest Du das nicht im stillen Kämmerlein für Dich alleine klären müssen. Trauer ist wichtig, auch für eine Gemeinschaft, um nicht in die Oberflächlichkeit zu pervertieren.

Hast Du jemanden, mit dem Du im persönlichen Gespräch trauern kannst, sie Dir von der Seele schreien kannst, um diese Trauer in die Vergangenheit zu verabschieden?
 
Zuletzt bearbeitet:

Youshri

Aktives Mitglied
Deinem Vater fehlte es beträchtlich an Reife. Er wollte sich bei seiner Freundin sicher einschmeicheln und hat deshalb falsch reagiert. Gleichzeitig hat er Dich als zweitrangig den beiden anderen Kindern hingestellt und ihnen mehr Macht zugeschoben. Natürlich war die ganze Situation sehr schmerzlich für Dich, und es kommt auch gar nicht darauf an, ob andere Dich deswegen als überempfindlich einstufen. Für Dich war das schlimm, und das genügt.
Sieh' Dir die Situation noch einmal in allen Einzelheiten an und vor allem, was Du dabei empfunden hast, um sie heute besser zu verstehen.
 

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