Hey Lisa,
das klingt doch ganz vielversprechend.
Ich würde jetzt wie folgt vorgehen:
Möglichst viel aus dem Aufgabengebiet des Kollegen, der in Rente geht, in Erfahrung bringen. Anforderungen, Vor- und Nachteile des Aufgabengebietes rausfinden, Arbeitsspitzen, welche Streßzeiten gibt es, welche Freiheiten und welche unliebsamen Arbeiten sind mit dem Posten verbunden etc.
Und wenn Du zu dem Ergebnis kommst nicht nur die Bewertung des Postens und der Einsatzort gefallen Dir, sondern auch inhaltlich passt die Arbeit und die sonstigen Rahmenbedingungen auf der Stelle zumindest überwiegend für Dich, dann würde ich deutlich rückmelden, daß Du Dich für den Aufgabenbereich interessierst. Dich evtl. nicht nur bei der direkten Vorgesetzten dafür ins Spiel bringen, sondern auch im Gespräch mit höheren Vorgesetzten, Personalern und Betriebsrat ganz beiläufig erwähnen, daß Du Dich für die Stelle interessierst. Oder auch bei den Abteilungen, mit denen dieser Kollege eng zusammenarbeitet.
Auf Deiner eigenen Stelle aktuell sehr gute Leistungen bringen und gleichzeitig kommunizieren, daß Du Dich unterfordert fühlst und eine Perspektive auf eine höherrangige Stelle erwartest.
Möglichst viele Infos über den Arbeitsbereich des Kollegen sammeln. Dich in dessen Arbeitsbereich gut einlesen und ein gutes Verständnis und Begeisterung dafür entwickeln.
Es ist möglich, daß es reicht, daß Deine Vorgesetzte Dich vorschlägt und es zu einer unkomplizierten und formlosen Nachbesetzung durch Dich kommen kann. Es ist aber genauso möglich und evtl. auch wahrscheinlich, daß es eine Ausschreibung und Bewerbungsverfahren gibt. Dann hast Du bessere Chancen, wenn man Dir die Begeisterung für die Stelle im Vorstellungsgespräch anmerkt und feststellst, daß Du Dich in die Themen schon reingedacht und eingelesen hast und weißt, worum es da geht. Wenn man merkt, daß Du Dich schon mit den rechtlichen Grundlagen beschäftigt hast, der Arbeitsweise und Du ein echtes inhaltliches Interesse hast an genau dieser Arbeit. Dann hast Du Deinen Mitbewerbern einen Schritt voraus. Und Du hast auf jeden Fall bessere Chancen auf die Stelle, als wenn man das Gefühl hat, Dir geht es in erster Linie um eigene Interessen wie mehr Geld und homeoffice. Im Zweifel nimmt man immer den Bewerber, bei dem man das Gefühl hat, der ist der Aufgabe am ehesten gewachsen, der kennt sich schon etwas aus, bei dem ist die Einarbeitung am wenigsten aufwendig und bei dem hat man eine langfristige Besetzung der Stelle zu erwarten, weil er so begeistert von dem Aufgabengebiet ist, daß er nicht so schnell wieder wechselt.
Wenn der Kollege im Januar in Rente geht, ist damit zu rechnen, daß im Herbst ein Auswahlverfahren stattfindet. Also Zeit genug, um Dich vorzubereiten und etwas zu netzwerken.
Wenn Du den Posten willst, solltest Du Dich auf jeden Fall nicht nur darauf verlassen, daß Deine Vorgesetzte sich für Dich einsetzt und die das schon für Dich macht und die Nachfolge damit quasi geregelt ist. Ich hab schon öfter erlebt, daß Vorgesetzte das zwar ankündigen und evtl. auch sagen, daß sie einen für eine gute Wahl halten, aber das war es dann auch schon mit deren Einsatz. Und am Ende heißt es dann, tja, mehr konnte ich nicht für Dich tun... Ich würde ihre Unterstützung gerne annehmen, aber mich auch zusätzlich selbst für mich einsetzen, um mein Ziel zu erreichen. Du hast ja Zeit auf der Arbeit, die kannst Du auch nutzen, um gezielt auf diese Stelle hinzuarbeiten, Infos zu sammeln, Wissenslücken zu füllen und zu netzwerken. Füllt den Tag vielleicht auch besser aus als youtube. Ich würde das zu meinem Projekt machen und Zeiten des Leerlaufs auf der Arbeit zur Erreichung meines Ziel nutzen.