Ich weiß nicht. Es gibt hier so viele Leute, die richten wollen, die es richtig finden, irgendjemanden die Schuld zu zu schieben.
Ich verstehe das nicht.
Im Übrigen bin ich selbst eine Tochter, die für Monate den Kontakt zur Mutter abgebrochen hat.
Bei mir war der Grund, dass meine Mutter im Zusammenhang mit ihrer psychischen Erkrankung mir ständig Vorwürfe machte, dass ich mich nicht genügend um.sie kümmern würde, sie nicht verstehen würde, ich hab also immer alles falsch gemacht.
Um selbst zu überleben, um selbst mit mir selbst irgendwie klar zu kommen, habe ich mich nicht mehr gemeldet, und irgendwie hat auch meine Mutter aufgehört, sich zu melden.
Ich wusste, dass sie auch körperliche Probleme hatte, dass sie mehrmals Krebs hatte, ich wusste nicht, dass sie sich zum Schluss nicht mehr darum kümmerte. Also, um ihre Symptome.
Ich weiß auch nicht, inwieweit sie mit den Ärzten ihre Probleme hatte. Was ich weiß, dass sie seit langer Zeit regelmäßig trank.
Jedenfalls erfuhr ich nach Monaten, dass sie im Krankenhaus war, dass sie ursprünglich einen Oberschenkelhalsbruch hatte, dass sie bei der OP fast gestorben wäre, wie ich später erfuhr hatte sie vorher Tabletten genommen, um wahrscheinlich zu sterben.
Ich hatte noch 5 Wochen Zeit, bevor sie auf der Intensivstation starb .
Sie war lange Zeit beatmet, sprechen konnte sie somit nicht, danach aber auch nicht mehr. Wie ich dann vom Arzt erfuhr, hatte sie Lebermetastasen, gleichzeitig eine Leberzirrhose.
Der Ursprungskrebs war wohl wieder mal Darmkrebs, aber genau weiß ich das nicht.
Und ich muss sagen, diese 5 Wochen waren für mich wichtig. Wäre sie gestorben, ohne, dass ich noch bei ihr gewesen wäre, wäre das sehr schlimm für mich gewesen. Wir konnten nix mehr klären. Es gab so etwas wie Hand halten, und ich quatschte irgendwelche Zeug. Ich war 27, heute wüsste ich besser, was ich rede.
Ich bereue nicht, dass ich den Kontakt abgebrochen hatte. Sie hat mich immens belastet mein ganzes Leben lang. Aber sie konnte anscheinend nicht anders. Weil sie ebenso eine zutiefst traumatisierte Frau war. Durch Kindheit, durch Krieg und Nachkriegszeit, durch ihre lebenslange Labilität.
Solch ich sie schuldig sprechen, weil sie mich ebenso traumatisiert und belastet hat?
Manchmal will ich das. Andererseits habe ich ihr verziehen.
Ich selbst habe keine Kinder. Inzwischen finde ich das gut. Meine eigene psychische Labilität hätte vielleicht das Trauma weiter gegeben an die nächste Generation. Und ich hätte aufgrund dessen bestimmt tausend Fehler gemacht.
Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein.