Auf der einen Seite ist die moderne Version der Landwirtschaft mit viel Spritzmitteln, schweren Arbeitsgeräten, riesigen Monokulturen und kaum noch naturbelassenen Randstreifen oder Hecken dazwischen sowas wie ein Synonym für Artensterben,
aber anderseits war es gerade die Landwirtschaft, insbesondere die Viehwirtschaft, die vielen Arten das Überleben überhaupt erst ermöglicht hat. Ein Beispiel dazu:
Enzian und Edelweiß gelten heute als "die" Bergblumen schlechthin, aber ursprünglich sind sie Gewächse der flachen Kältesteppen während der letzten Eiszeit. Mit Schwinden der Gletscher und Eisdecken zogen sie sich zurück dorthin, wo noch ähnliche Lebensbedingungen gegeben waren, nämlich die Berge rauf. In den dichten, finsteren Wäldern die sich überall bildeten wo das Eis verschwunden war, konnten diese Pflanzen nicht mehr überleben und sind ausgestorben, nur dort wo der Mensch schon ziemlich früh sein Vieh weiden ließ und so die Waldbildung auch in den Bergen dauerhaft verhindert hat, konnten diese und viele andere, auf offene Flächen angewiesene Tier- und Pflanzenarten überleben. Heidekraut und Heidelerche, das gleiche. Botaniker und Zoologen könnten noch viel mehr Arten nennen, die auf die vom Menschen gestaltete Landschaft zum Überleben angewiesen sind. Manche davon haben sich sogar zu "Kulturfolgern" entwickelt, etwa die Amsel, noch in Vogelbüchern des 17. Jahrhunderts als "scheuer Waldvogel den man kaum jemals zu Gesicht bekommt" beschrieben, heute brütet sie in jedem Vorgarten, die kleinteilige Bebauung mit grünen Minigärtchen und hundeklogroßen "Parks" in Städten bietet ihr viel mehr Lebensraum als die raren Waldlichtungen in einem vom Menschen unbeeinflußten Gebiet.