Als Biden 2020 sein Amt antrat, hat er sich selbst als Brückenlösung gesehen.
www.wiwo.de
Zitat aus dem verlinkten Artikel
"Er verstehe sich als eine Brücke, hatte Biden im Wahlkampf 2020 gesagt – eine Aussage, die zahlreiche Wähler als ein implizites Versprechen verstanden, nur eine Amtszeit zu dienen.
Was die Leute verstehen wollen, ist nicht unbedingt das was gemeint war. Genausogut kann Biden gemeint haben, eine Brücke über die vielen Spaltungen innerhalb der amerikanischen Bevölkerung, nicht nur politisch, sein zu wollen. Eine Aufgabe, die für eine einzige Amtszeit zu groß ist, angesichts der vielen Widerstände die dafür überwunden werden müssen.
Daß ein demokratischer Präsident auch auf einen demokratischen Nachfolger hofft ist klar - aber die Entscheidung darüber, welcher Kandidat im nächsten Wahlkampf "papabile" genug wäre um die Zustimmung der Wähler zu finden, trifft nicht er.
Er kann nur zuschauen, daß er selber ggf. für eine zweite Amtszeit in Frage kommt - was bei Biden halt aus Altersgründen offensichtlich nicht mehr lief. Er mußte daher gute Miene zum bösen Spiel machen, weil nur die Harris, die über seine Langzeitpläne informiert sein dürfte, seine beste Chance ist doch noch etwas zu verwirklichen, was er selber bislang nicht hingebracht hat.
Ein amerikanischer Präsident hat keineswegs so viel Macht oder Entscheidungsfreiheit, daß er alles tun kann und darf was er gern möchte. Wer das zu tun versucht wie Trump, wird schnell allein dastehen, nur noch von nutzlosen Speichelleckern umgeben, weil sich alle Berater die was taugen vom Acker machen, wenn er sie nicht selber schaßt weil sie ihm nicht nach dem Mund reden. Entsprechend "qualitativ" wird seine Regierungsarbeit dann sein.
Die Demokraten (nicht nur Biden) hätten rechtzeitig jemand aufbauen müssen und in dem Fall war das ja offensichtlich auch so gedacht.
Das mit dem "Aufbauen" funktioniert nicht, denn wenn die Wahlen anstehen, darf jedes Mitglied der demokratischen Partei seinen Hut in den Ring werfen, der nächste Präsident zu werden.
In der Realität wird das "jedes" begrenzt auf die, die genug Vermögen haben um ihre Kandidatur finanzieren zu können - das geht in die Millionen - die über irgendwelche Vorkenntnisse als Führungskräfte in der Politik, z. B. Gouverneure oder Senatoren, oder wenigstens in der Wirtschaft (Trump) verfügen, und/oder die schlicht prominent genug sind, um auf Anhieb eine Chance bei Wählern zu haben - Schauspieler oder andere.
Das heißt, egal wen der amtierende Präsident "aufbauen" möchte, es gibt normalerweise jede Menge Konkurrenz die vielleicht größere Sympathie bei den Wählern verbuchen kann und so alle Pläne zunichte macht. Ein ziemlich unsicheres Vorhaben, deshalb macht sich kaum einer die Mühe.
Im Fall Harris ist es offensichtlich so, daß kein anderer potentieller Kandidat so viele Voraussetzungen mitbringt, um einen vergleichbaren Erfolg zu erreichen, deshalb hat man darauf lieber verzichtet, um eine Zersplitterung der Wählerstimmen (mit entsprechenden Stimmverlusten, wenn jemand aus Enttäuschung wenn sein Kandidat ausscheidet, gar nicht mehr wählen will) zu verhindern. Normalerweise wären jetzt 5 oder mehr Kandidaten allein für die Demokraten im Rennen.
Aber diesmal heißt es einfach, wählt Harris oder laßt es ganz bleiben.