Ich würde die Frage gar nicht dogmatisch beantworten wollen.
Wenn sich beide Partner über den Mehrwert einer offenen Beziehung einig sind, dann spricht doch nichts dagegen. Kritisch wäre nur, wenn einer der beiden aus den falschen Gründen - wie Verlustangst - einen vermeintlichen Konsens vorgaukeln würde, dabei aber seine Grenzen überschreitet.
Am Ende spielt die persönliche Prägung aber eine entscheidende Rolle. Es ist doch ein großer Unterschied, ob ein Mensch beispielsweise in der Vergangenheit unter einer einengenden, eifersüchtigen Beziehung gelitten hat, oder aber im Gegenteil das Fremdgehen eines Partners als traumatisch empfunden hat. Oder aber wie in der Kindheit die Partnerschaft der eigenen Eltern erlebt wurde.
Für mich selber käme es niemals auch nur ansatzweise in Frage. Meine Gedanken sind allerdings ohnehin nur theoretischer Natur, weil ich als schwerstbehinderter Pflegefall noch nie eine Beziehung hatte. Aber gerade weil ich körperlich so eingeschränkt bin, da würde ich es skeptisch betrachten, wenn Sexualität im Leben meiner Partnerin einen höheren Stellenwert einnehmen würde, und ja - ich würde vermutlich auch mit Eifersucht und Traurigkeit reagieren, wenn sie diese Sexualität dann mit einem anderen Mann erleben würde.
Ich spreche dabei explizit nicht von Besitzdenken, sondern über ein klares Bewußtsein bezüglich meiner eigenen emotionalen Grenzen.
Die Form der Partnerschaft sollte also insbesondere zu den eigenen Bedürfnissen passen.