Ich denke, es ist jedem klar, dass es schwieriger wird. Ich zähle mal ein paar Punkte auf:
- Die vernachlässigte Infrastruktur ist eigentlich eine Art versteckte Staatsverschuldung und der wichtigste Grund für die unpünktliche Bahn. All diese Straßen, Brücken, Gleise und Schulen zu renovieren wird ein Kraftakt, sowohl finanziell als auch personell. Unsere Staatsverschuldung liegt noch niedriger als bei anderen Ländern, aber wenn sie zu hoch wird, hat man irgendwann nur noch Geld für Zinsen, Tilgung und Sozialstaat, nichts mehr für Bildung, Forschung und Innovation.
- Der demografische Wandel bedroht die Sozialsysteme und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Eigentlich bräuchten wir in Zukunft Einwanderung, um das Niveau zu halten, aber statt darüber zu reden, wie das aussehen könnte, streiten wir darüber, ob irgendwas mit dem Islam zu tun hat oder was man sagen darf und was nicht.
Ob KI und Roboter viele Menschen überflüssig machen werden und ab wann, wird man noch sehen. Aber Stand heute davon zu reden, dass es schon so sei, dass viele überflüssig seien, halte ich für unrealistisch. Es fehlen doch überall Leute, wenn auch nicht unbedingt in gut bezahlten Jobs.
- Der Verbrennungsmotor wird abgelöst werden und damit ein Bereich, in dem deutsche Ingenieurskunst einen Vorsprung hatte. Die E-Autos sind nicht schwer zu bauen und punkten mit guter Software. Im Bereich Software sind wir aber nicht stark.
- Ebenso sind wir zu schwach im Bereich Wagniskapital; die größten Ideen werden von den Amerikanern und Chinesen umgesetzt. Beispiel KI. Wir haben top notch Forschung, aber wir machen wenig Geschäft damit. Deutschland ist auch ein konservatives Land.
- Länder wie China werden weiter aufholen und Konkurrenten sein.
- Aus den oben genannten Gründen werden die öffentlichen Kassen leer sein und die Versorgung mit Medizin, Psychotherapie und vielem mehr wird weiter eingeschränkt werden. Es hat ja schon angefangen.
Übrigens gibt es nicht weniger Ärzte als früher, die von der Uni kommen. Die wollen nur nicht mehr so viel arbeiten, fallen häufiger wegen Kindern aus, weil sie eher weiblich sind, oder gehen lieber ins Ausland, wo sie mehr verdienen und weniger mit Bürokratie gegängelt werden.
- Der Klimawandel wird fortschreiten und Schäden anrichten sowie Flüchtlinge bringen.
- Die Konflikte in der Welt werden nicht abnehmen. China vs USA, China vs Taiwan, Russland vs NATO, Israel vs arabische Staaten, islamischer Terrorismus (auch bei uns) usw.
- Billiges Gas und Öl aus Russland ist vorbei. Seltene Erden können knapp werden, und Deutschland ist nicht vorne dabei bei den Staaten, die sich Vorkommen gesichert haben. In Ostdeutschland wird neuerdings wieder gebohrt.
- Jedes vierte Kind lernt nicht mehr richtig lesen und schreiben. Wie die mal die Wirtschaft in Schwung halten sollen, weiß ich nicht. Welche Auswirkungen die digitalen Medien auf die nächste Generation als Erwachsene haben, bleibt abzuwarten.
- Handwerker fehlen.
Jetzt mal die positiven Dinge.
- Wir sind immer noch eine der stärksten Exportnationen und eins der reichsten Länder der Welt. Wir produzieren so viel wie etliche andere europäische Länder zusammen. Wir haben gute Unis, die duale Ausbildung und sind politisch NOCH nicht so polarisiert wie andere Länder. Wir können uns anpassen. Die Deutschen haben in vielen Bereichen die Welt von heute mit geschaffen, das wird nicht von heute auf morgen aufhören.
- Die Forschung und der technologische Fortschritt gehen weiter und werden vieles besser machen, z.B. bestimmte Krankheiten heilen oder die Landwirtschaft viel effizienter machen. Vielleicht sind wir bald nicht mehr so sehr auf Ärzte angewiesen, weil ein Gerät uns besser sagen kann, was wir haben und was wir brauchen.
- Wenn der Umstieg auf erneuerbare Energien erst mal umgesetzt ist (plus evtl. Fusionsreaktoren) und die Anlagen abgeschrieben, dann wird uns Energie nicht mehr viel kosten. Man muss dann nicht mehr ständig Rohstoffe kaufen, nur um sie zu verbrennen. Energie und Mobilität könnten Dinge werden, die man als Flatrate kauft und die nicht mehr sehr ins Gewicht fallen.
- Wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner.