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Telefonische Krankschreibung und Blaumachen? Eure Meinung!

Hobelbank

Aktives Mitglied
Kurzsichtiges Denken war gerade für Unternehmer noch nie gut. Präsentismus rechnet sich nicht.


ZITAT
"Statt die Produktivität zu steigern, führt krankes Arbeiten zu Fehlern, Unzufriedenheit und letztendlich zu milliardenschweren finanziellen Verlusten."
ZITAT ENDE


ZITAT
"Betriebswirtschaftlich gesehen sind die Kosten, die durch Präsentismus entstehen, mindestens so hoch wie die Kosten durch krankheitsbedingte Fehlzeiten."
ZITAT ENDE



ZITAT
"
Fachleute für Gesundheit und die Forschung sind sich darin einig, dass es für die Unternehmen teuer wird, wenn Beschäftigte trotz Krankheit zur Arbeit gehen. Dieses Verhalten kann Folgen für Mitarbeitende und Arbeitgeber haben.

  • Denn es führt zu Produktivitätsverlusten, da die betroffenen Mitarbeitenden in ihrer Arbeits- und Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind.
  • Zudem können sich erkrankungsbedingt auch die Häufigkeit von Fehlern und das Risiko von Arbeitsunfällen erhöhen.
  • Präsentismus kann eine spätere, dann unter Umständen umso längere Krankschreibung oder Chronifizierung und Langzeitarbeitsunfähigkeit mit den entsprechenden Kosten zur Folge haben.
  • Bei Infektionen wiederum kann es zu einer Ansteckung anderer Mitarbeitenden kommen, die dann ihrerseits ausfallen.
Auch wenn noch weitere Forschungsarbeit geleistet werden muss: Alles deutet darauf hin, dass die Kosten für Präsentismus deutlich höher ausfallen als die Kosten für krankheitsbedingte Fehlzeiten."
ZITAT ENDE


Blaumacher wird es immer geben, massiv geschadet wird mit Forderungen wie im Eingangspost nur den wirklich Kranken und damit aber letztlich auch den Unternehmen.

Um mal von mir selbst auszugehen:
Je mieser die Bedingungen für Arbeitnehmer, desto weniger engagiert wäre ich, desto weniger stünde ich hinter dem Arbeitgeber.
Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank, das kann Fehlzeiten nach oben treiben.
Schlechte Bedingungen machen aber auch unmotiviert. Mehr als Dienst nach Vorschrift können und wollen da bestimmt viele nicht mehr leisten. Ich würde eher einen Zweitjob annehmen als mich für so einen Arbeitgeber krank zur Arbeit zu schleppen.
Wo ich weniger produktiv wäre als gesund. Mit dem Risiko einer erhöhten Fehlerquote.
Was das bei solchen Arbeitgebern auslösen dürfte, kann ich mir vorstellen.

Die Katze beißt sich doch - längst erforscht - in den Schwanz, wenn man das Betriebsklima verschlechtert.
Motivation, Produktivitität, Fehlerquoten, gesundheitliche Folgen.
Das ändern auch keine durch Druck geschönten Anwesenheitsstatisiken.
Liesst sich alles ganz toll, stimmt aber nicht.
Schau zu VW: Arbeitnehmerschutz bis zum Existus, überall feel good Management, 35 Std Woche, trotzdem jede Menge krankentage.

In meiner Wahrnehmung ist genau umgekehrt: Die einzige echte Sanktion gegen betrügerische Krankschreibungen ist das schlechte Gewissen gegenüber den Kollegen. So ist es jedenfalls bei mir.
Wenn das wegfällt, weil die Abteilungen komfortabel besetzt sind oder sowieso allen alles egal ist (wie in mancher Behörde), dann gehen die Krankentage auch gerne mal über 20 Tage im Jahr.
 

Druschek

Mitglied
Ich als Arbeitnehmer im produzierenden Gewerbe bin auch sehr dafür, dass sich an der Lohnfortzahlung etwas ändert. Ich könnte mir mehrere Modelle vorstellen. Beispielsweise ein gewisses Jahreskontigent an Lohnfortzahlungstagen und wenn dieses aufgebraucht ist, gibt es halt weniger Geld. Bspw. 12 Arbeitstage im Jahr als Kontingent, aber dann auch mit gewissen Regelungen, dass man nicht diese 12 Tage einzeln verteilt nehmen darf o.ä.
Oder ein Modell, was ein ausländischer Kollege mir erzählte, dass man ab dem 5. Tag zu einem speziellen Arzt von der Versicherung muss. Okay, würde auch seine Nachteile haben.

Aber ich finde es wirklich ungerecht dem Arbeitgeber und den Kollegen gegenüber, dass es in DE möglich ist, sich 6 Wochen am Stück für das selbe Geld krankschreiben lassen zu können, danach bei einer neuen Krankheit wieder das gleiche Spiel. Ist bei uns im Betrieb bereits zweimal vorgekommen.

Oder ein Mitarbeiter hat sich neulich in die Hand geschnitten und war 3 Wochen!! krankgeschrieben. Weil er Angst hatte, dass sich die Wunde infizieren könnte. Ich hätte mir ein Pflaster drum gemacht und weitergearbeitet. Btw. der Mann ist Mitte 50 und schimpft immer über die fehlende Arbeitsmoral der Jugend.

Ich könnte noch zig mehrere Beispiele nennen.

Ich war letztes Jahr allerdings auch 7 Wochen zu Hause aufgrund eines Burnouts. Ich bin wirklich ehrlich: Wäre es bei mir zu einem gewissen Lohnausfall gekommen, hätte ich es akzeptiert, denn ich hab ja nunmal krankheitsbedingt nicht gearbeitet und meine Kollegen mussten meine Arbeit übernehmen und auch Überstunden machen. Für das gleiche Geld! Das ist einfach ungerecht.

Wie gesagt, für Krankheit kann keiner was und keiner sollte auch dafür bestraft werden. Aber die Mischung macht es nunmal...
 

Druschek

Mitglied
Ich soll also wegen meiner Krankheit sanktioniert werden, weil der Her Schmitz und die Frau Müller blaugemacht haben. Das ist dann also Fairness.
Es ist aber genauso wenig Fairness, wenn Kollegen sich für das exakt gleiche Geld oder noch weniger immer wieder Mehrarbeit ausgesetzt sind, weil Herr Schmitz und Frau Müller ihren grippalen Infekt zur Sicherheit erstmal drei Wochen auskurieren und das auch der Arbeitgeber ohne Gegenleistung mittragen muss. Und klar ist es einfach zu sagen "Muss der Chef halt abfedern! Wenn er das nicht kann, macht er wohl was falsch!" Ein Chef hat genauso sich an Liefertermine zu halten und muss auch planen. Wie soll das gehen, wenn ständig Leute unerwartet fehlen und das Pensum nur noch mit großer Mühe zu erreichen ist.
Wie gesagt, keiner sollte wegen Krankheit bestraft werden, aber in meinen Augen ist es keine Bestrafung, wenn sie nach einer gewissen Dauer etwas weniger Geld bekommen. Ich betone: Nach einer gewissen Dauer erst, aber nicht erst nach sechs Wochen.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Oder ein Mitarbeiter hat sich neulich in die Hand geschnitten und war 3 Wochen!! krankgeschrieben. Weil er Angst hatte, dass sich die Wunde infizieren könnte. Ich hätte mir ein Pflaster drum gemacht und weitergearbeitet. Btw. der Mann ist Mitte 50 und schimpft immer über die fehlende Arbeitsmoral der Jugend.
Wie gut kennst du die Krankengeschichte des Kollegen? I.d.R. hat man da ja wenig Einblick.
Bei mir DARF sich keine Verletzung entzünden, ich DARF keinen Infekt haben, da ich sonst ein Medikament absetzen muss, auf das ich angewiesen bin.
Ich gehe damit aber nicht hausieren, das ist Privatsache.

Unser Denken ist schon in gewisse Richtungen geformt, daher wäre mein erster Impuls auch: 3 Wochen wegen eines Schnitts?!?
Doch dann kann man seine Gedanken ja mal überprüfen.
Weder weiß ich wie tief die Wunde war, wie der Heilungsprozess verläuft, ob es - ähnlich wie bei mir - Hintergründe gibt, die nicht jeden etwas angehen.
Klar kann er einfach keinen Bock haben.
Ebensogut kann es auch ganz anders sein.
Ich weiß das nicht. Und du sehr wahrscheinlich auch nicht.
 

Fantafine

Sehr aktives Mitglied
Ich zum Beispiel bin immunsupprimiert und ich stecke einen grippalen Infekt nicht so einfach weg. Wenn ich nen Schub habe, dann ist nix mit "zusammenreissen". Es ist eine Unverschämtheit, sich anzumaßen, über den gesundheitlichen Zustand anderer Menschen ein Urteil zu fällen und das als Tatsache zu verkaufen.

Mir ist das kackegal, ob irgendwer blau macht, ich muss deswegen nicht vorverurteilt oder gar sanktioniert werden. Geht gar nicht.
 

Druschek

Mitglied
Ich weiß es weil ich selbst dabei war, als er sich den Schnitt zugezogen hat. ich habe quasi "Erste Hilfe" gemacht. Ich weiß es klingt blöd, aber es war absolut nicht der Rede wert. Trotzdem hätte ich es verstanden, wenn er sich den Rest der Woche krank gemeldet hätte, damit die Wunde sich erstmal verschließt. Danach Pflaster rum und gut ist. Solche Schnitte passieren bei uns auf Arbeit öfter mal. Pflaster drum und gut ist. Ob er Medikamente nimmt, weiß ich nicht, hab ich aber nie was von gehört.

Nächstes Beispiel: Ein Ex-Kollege war alle vier Wochen jede Woche krank, meist die unbeliebte Frühschicht. Auf die Frage, was denn los war, kam nur ein "Na ich muss ja vorsorgen, damit ich kein Burnout kriege". Sorry, da weiß jeder Kollege was los ist.

Andersherum kam ein Kollege letztens mit Fieber zur Arbeit. Dieser ist extrem selten krankgeschrieben. Hab ihm dringend dazu geraten, sich endlich mal auszukurieren, aber er wollte die Kollegen nicht hängenlassen, wenn eh schon so wenig da sind. Das ist auch nicht richtig, aber ein Beispiel von der anderen Seite.

Wie du schon richtig sagst, man will keinem etwas unterstellen oder unter Generalverdacht stellen, aber man kennt halt seine Pappenheimer irgendwann. Und der einzige Handlungsspielraum des Chefs ist irgendwann die Kündigung. Das heißt aber, dass wieder ein neuer Mitarbeiter gefunden und eingearbeitet werden muss etc. etc. Ist logischerweise auch nicht die erste Wahl.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Ich denke, dass wir kein System schaffen können, welches immer und für alle gerecht ist.

6 Wochen Lohnfortzahlung bedeutet zum Beispiel, dass der Arbeitgeber die alleinigen Kosten und die Gefahr trägt dass ein Arbeitnehmer ausfällt. Nach 6 Wochen springt dann die Krankenkasse ein. Kann man so machen, bedeutet aber umgekehrt auch, dass Der Arbeitskraftausfall irgendwie wieder reingeholt werden muss.
Sprich Krankenkassenbeiträge und Lohnfortzahlung führen indirekt zu niedrigeren Löhnen.

Ein System mit sehr gutem Krankenschutz bedeutet also eine Mehrbelastung für alle Nicht-Kranken. Kann man gerecht finden, kann man aber auch ungerecht finden.

Gerecht ist es aus meiner Sicht wenn sicher gestellt ist, dass sich Menschen nur krank melden wenn sie auch wirklich krank sind. Ist wie bei allen sozialen Systemen: Ihre Gerechtigkeit und ihre Akzeptanz stehen und fallen damit wie Menschen damit umgehen und ob sie missbraucht werden.

Spannend wäre eine "Blaumacherquote", wobei diese schwierig zu erheben ist, weil sie auf Eherlichkeit bei Umfragen fusst. Laut IWW Stand 2018 mache in Deutschland etwa 10–14 % der Arbeitnehmer gelegentlich „blau“, also melden sich ohne tatsächliche Krankheit ab. Eine Studie zeigt, dass vor allem junge Menschen dies tun: 28 % der 18- bis 34-Jährigen gaben an, innerhalb eines Jahres mindestens einen Tag unentschuldigt gefehlt zu haben, während es bei den über 55-Jährigen nur 9 % waren.
Wer bessere oder aktuellere Studien hat, bitte gerne posten!

Ich habe zuvor ja bereits gesagt, dass ich den einen Tag im Jahr, an dem jemand blau macht nicht dramatisch finde - wenn es denn wirklich nur so wenig ist.
Ich finde allerdings die Tendenz beunruhigend wenn junge Menschen dreimal so viel blau machen wie ältere. Hier schleicht sich eine negative Veränderung ein.

Meiner subjektiven Wahrnehmung nach liegt dass an einer immer geringeren Bindung an Arbeitgeber und Strukturen generell - was ich super schade finde weil es früher offenbar mehr Arbeitgeber und - nehmer gab die sehr wirklich loyal zueinander gestanden haben. Da machte man nicht blau, weil man eben auch dem Arbeitgeber nicht schaden wollte. Beruf, Einkommen, Treue.... standen höher im Status als heute.

Ich glaube nicht, dass wir eine grundliegende Reform des Gesundheitssystems brauchen, aber ich fände es schön wenn wir unsere Werte überprüfen würden. Wenn wir in der Gesellschaft weniger polarisieren würden und weniger immer danach schreien würden, was "unser Recht" ist, von dem wir dann natürlich auch nie auch nur einen Zentimeter abrücken.

Ich glaube, dass wir gemeinsam (und damit meine ich auch Arbeitgeber- und nehmer) mehr erreichen könnten wenn wir uns gegenseitig mehr verstehen. Dass z.B. ein Arbeitnehmer nicht nur nach mehr Krankenschutz schreit sondern auch versteht, dass Arbeitsausfälle für seinen Arbeitgeber ein Problem sind. Aber beide Seiten kämpfen oft nur verbittert...
 

Rose

Urgestein
Ich war letztes Jahr allerdings auch 7 Wochen zu Hause aufgrund eines Burnouts. Ich bin wirklich ehrlich: Wäre es bei mir zu einem gewissen Lohnausfall gekommen, hätte ich es akzeptiert, denn ich hab ja nunmal krankheitsbedingt nicht gearbeitet und meine Kollegen mussten meine Arbeit übernehmen und auch Überstunden machen. Für das gleiche Geld! Das ist einfach ungerecht.
Alter, dass kann doch nicht dein Ernst sein?
 

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