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Telefonische Krankschreibung und Blaumachen? Eure Meinung!

FlatterMaus

Aktives Mitglied
Der Arzt hat die Daten früher immer übermittelt. Habe gerade gefragt, hatte einen Impftermin.
Ah, ok. Meine bisherigen Hausärzte haben dies nicht getan. Die Übermittlung der AU war meine Bringschuld, da wurde ich seitens des Arztes auch darauf hingewiesen. Und der bin ich persönlich bei zweimal Erkältung im Jahr nicht nachgekommen.
Ich vermute, dass die Übermittlung durch den Arzt an die KK vor 2021nicht verpflichtend war. Nun kann ich mangels Hausarzt nicht nachfragen. Aber es steht noch ein Telefonat mit der KK an, da erkundige ich mich mal.
 

Winnetou

Aktives Mitglied
Interessant ist, dass die telefonische Krankschreibung als Grund ausgeschlossen wird.
Es wird nichts ausgeschlossen, siehe hier:
Ich finde die Untersuchung auch interessant. Allerdings stellt sie ja mitnichten eine wissenschaftliche Erforschung des kausalen Zusammenhangs dar... diesen Anspruch erhebt sie selbst auch gar nicht, sondern es wird darin klar gesagt, dass die vorliegenden Daten für eine solche Analyse nicht ausreichen.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Es wird nichts ausgeschlossen, siehe hier:
https://www.stern.de/gesundheit/kra...e-nicht-abgeschafft-werden-darf-35192258.html


ZITAT
"In seltener Geschlossenheit aber sind sich Ärzteverbände und Krankenkassen einig: Die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung ist es eben gerade nicht, die die Entwicklung befeuert. Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), für die die Fehlzeiten zwischen 2020 und 2023 analysiert wurden."




ZITATE
"Der aktuelle AOK-Fehlzeiten-Report macht jedoch einen anderen Grund für hohe Ausfallzeiten aus."


"„Viele Beschäftigte leiden unter Personalengpässen, Fachkräftemangel, fehlenden Kinderbetreuungsplätzen und einer unsicheren wirtschaftlichen sowie politischen Lage“, sagt die WSI-Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, Elke Ahlers.


Gerade Branchen mit Fachkräftemangel seien von überdurchschnittlich hohen Krankenständen betroffen. Berufstätige in diesen Bereichen müssten öfter mit Arbeitsverdichtung, Multitasking und Mehrarbeit klarkommen. „Das alles wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit, auf das Betriebsklima und letztendlich auf die Gesundheit aus“, fasst Ahlers zusammen."

"„Es mag Einzelfälle geben, aber als grundsätzliche Erklärungsansätze sind solche Verkürzungen gefährlich, weil sie den Blick auf die wirklich relevanten Ursachen verstellen“, sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, zu diesen Entwicklungen. Es sei wichtig, die Ursachen zu erkennen, ernst zu nehmen und dann wirksame Gegenmaßnahmen daraus zu entwickeln, unterstreicht auch ihre Kollegin Elke Ahlers."




 

natasternchen

Aktives Mitglied
Du bist dir im klaren, dass dies eine versteckte Lohnkürzung wäre?
Das kann man so sehen. Dann ist das eben so.

Wenn die Mehrheit der Deutschen dieses System beibehalten möchte, dann bin ich die letzte, die sich darüber aufregt. So läuft Demokratie. Ich halte es aber weiterhin für falsch und denke, dass die hohen Krankenstände ein weiterer Baustein sind, der die Firmen bei uns aus dem Land vertreibt. Das Problem sind ja nicht nur die direkten Kosten sondern dass nicht sanktionierte Blaumacher gerade die leistungsfähigen Leute demotivieren. Das sind die wahren Kosten.

Meine Firma hat ihren Sitz bereits im Ausland und wir sind sehr profitabel, daher kann mir die ganze Diskussion aus egoistischer Sicht egal sein. Auch in 2024 haben wir wieder 5% der Belegschaft in Deutschland abgebaut und in Ungarn und Portugal 15% aufgebaut. Wenn es nur so geht, ist das eben so.

Besser wäre es aber sicherlich, die Rahmenbedingungen in Deutschland so zu ändern, dass es wieder Spaß macht, hier zu investieren.
 

Winnetou

Aktives Mitglied
https://www.stern.de/gesundheit/kra...e-nicht-abgeschafft-werden-darf-35192258.html


ZITAT
"In seltener Geschlossenheit aber sind sich Ärzteverbände und Krankenkassen einig: Die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung ist es eben gerade nicht, die die Entwicklung befeuert. Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), für die die Fehlzeiten zwischen 2020 und 2023 analysiert wurden."




ZITATE
"Der aktuelle AOK-Fehlzeiten-Report macht jedoch einen anderen Grund für hohe Ausfallzeiten aus."


"„Viele Beschäftigte leiden unter Personalengpässen, Fachkräftemangel, fehlenden Kinderbetreuungsplätzen und einer unsicheren wirtschaftlichen sowie politischen Lage“, sagt die WSI-Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, Elke Ahlers.


Gerade Branchen mit Fachkräftemangel seien von überdurchschnittlich hohen Krankenständen betroffen. Berufstätige in diesen Bereichen müssten öfter mit Arbeitsverdichtung, Multitasking und Mehrarbeit klarkommen. „Das alles wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit, auf das Betriebsklima und letztendlich auf die Gesundheit aus“, fasst Ahlers zusammen."

"„Es mag Einzelfälle geben, aber als grundsätzliche Erklärungsansätze sind solche Verkürzungen gefährlich, weil sie den Blick auf die wirklich relevanten Ursachen verstellen“, sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, zu diesen Entwicklungen. Es sei wichtig, die Ursachen zu erkennen, ernst zu nehmen und dann wirksame Gegenmaßnahmen daraus zu entwickeln, unterstreicht auch ihre Kollegin Elke Ahlers."




Was du da zitierst, sind Kommentare und Meinungen ohne entsprechende Belege. Sie ändern nichts an der Richtigkeit dessen, was ich schrieb.

Ich hatte mir die Untersuchung des ZEW ja angeschaut und erklärt, warum sich mir aus diesen Daten nicht erschließt, dass bei dem Anstieg der AU-Tage nicht auch ein Missbrauch der Möglichkeit zur telefonischen Krankmeldung eine relevante Rolle spielen könnte. Du kannst gerne darauf eingehen, wenn du möchtest:
Wenn man sich die Grafiken dieser Untersuchung aber mal anschaut, scheint mir ein verändertes Fehlzeitenverhalten (wozu ja u.a. auch Blaumachen zu zählen ist, und was wiederum mit einiger Wahrscheinlichkeit auch mit der neuen Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung zusammenhängen könnte) doch eine größere Rolle zu spielen. Denn wäre der Grund ganz überwiegend die bessere Datenerfassung, würde ich einen erkennbaren sprunghaften Anstieg der Krankmeldungen bei allen Erkrankungen erwarten... nicht nur einen so exorbitant hohen Anstieg bei den Atemwegserkrankungen.

Dies ist aber nicht der Fall... von Ende 2021 auf Ende 2022 ist die Zahl der AU-Tage bei Verletzungen und Vergiftungen nahezu gleich geblieben, und bei Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sogar leicht gesunken. Und bei psychischen und Verhaltensstörungen gibt es schon seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg... aber keine besondere Erhöhung nach Einführung der elektronischen Übermittlung der Arbeitsunfähigkeit an die Krankenkassen.

Das passt für mich also nicht so recht mit den Schlussfolgerungen der Untersuchung zusammen.

Übrigens finde ich die Möglichkeit, sich für einen kurzen Zeitraum telefonisch krankschreiben zu lassen, auch sehr gut, das hat ja unbestreitbar viele Vorteile. Gerade darum ist es aus meiner Sicht wichtig, die Daten dazu ehrlich zu analysieren und zu schauen, ob und wenn ja in welchem Ausmaß, in welcher Weise, unter welchen Umständen, von welchen Personen zu leichtfertig damit umgegangen wird. Dann nämlich kann man die Probleme gezielt angehen und hat eine gute Chance, Lösungen dafür zu finden, ohne die Option zur telefonischen Krankschreibung gleich pauschal für alle zurücknehmen zu müssen.
 

_Alpha_

Moderator
Teammitglied
dass die hohen Krankenstände ein weiterer Baustein sind, der die Firmen bei uns aus dem Land vertreibt.
Naja, es ist gerade für Vorstände, Geschäftsführer und dergleichen sicherlich profitabler, in Länder outzusourcen, wo man Arbeiter leichter ausnehmen kann - dadurch kann man sich nämlich viel leichter Karre Nr. X, Yacht Nr. X und Ferienhaus Nr. X finanzieren ;)

Besser wäre es aber sicherlich, die Rahmenbedingungen in Deutschland so zu ändern, dass es wieder Spaß macht, hier zu investieren.
Man könnte die Rahmenbedingungen auch so anpassen, dass sich das ARBEITEN lohnt. Wenn die Leute motiviert sind, ergibt sich vllt. Auch das mit den Krankenständen...

Man kann Deutschland aber natürlich auch einfach zu einer Arbeitshölle wie die USA umgestalten, sodass sich einige wenige die Taschen schön vollstopfen können, während man als Arbeiter entweder seine Seele verkaufen oder Hungern kann (Achtung: Stilmittel Überspitzung!)

Sich völlig isoliert Regelungen aus anderen Ländern herauszupicken funktioniert btw. So einfach nicht, man muss schon das gesamte System betrachten, in welchem diese eingebettet sind.
 

natasternchen

Aktives Mitglied
Naja, es ist gerade für Vorstände, Geschäftsführer und dergleichen sicherlich profitabler, in Länder outzusourcen, wo man Arbeiter leichter ausnehmen kann - dadurch kann man sich nämlich viel leichter Karre Nr. X, Yacht Nr. X und Ferienhaus Nr. X finanzieren ;)


Man könnte die Rahmenbedingungen auch so anpassen, dass sich das ARBEITEN lohnt. Wenn die Leute motiviert sind, ergibt sich vllt. Auch das mit den Krankenständen...

Man kann Deutschland aber natürlich auch einfach zu einer Arbeitshölle wie die USA umgestalten, sodass sich einige wenige die Taschen schön vollstopfen können, während man als Arbeiter entweder seine Seele verkaufen oder Hungern kann (Achtung: Stilmittel Überspitzung!)

Sich völlig isoliert Regelungen aus anderen Ländern herauszupicken funktioniert btw. So einfach nicht, man muss schon das gesamte System betrachten, in welchem diese eingebettet sind.
Auch bin bin sehr dafür, dass sich arbeiten lohnt.

Der Grund dafür, das es sich für viele Menschen in Deutschland kaum lohnt, sind aber nicht geringe Löhne sondern hohe Sozialabgaben. Die Steuern sind es ja nicht mal, wenn man sich mit Resteuropa vergleicht.

Und diese viel zu hohen Sozialabgaben liegen eben an unsrem völlig überdimensionierten Sozialstaat: Viel zu hohes ALG II, fehlende Karenztage beim Krankengeld, sehr lange Lohnfortzahlung nach Woche sechs auf Kosten der GKV-Versichertengemeinschaft.

Wenn ich in den USA (CA) 60.000 Dollar als Vollkosten für den Arbeitgeber koste, verdiene ich 45.500 netto, ergo 3791 Dollar pro Monat.

Und das ist Deutschland mit den gleichen Zahlen in Euro im Vergleich:
50.000,- brutto = 60.000,- Vollkosten
für Arbeitgeber inkl. Arbeitgeberanteil (gibt es in den USA nicht):

Gehalt brutto Monat 4.166,67 €

Abgaben
- Rentenversicherung 387,50 € 4.650,00 €
- Arbeitslosenversicherung 54,17 € 650,04 €
- Krankenversicherung 339,59 € 4.075,08 €
- Pflegeversicherung 95,83 € 1.149,96 €

Summe Sozialabgaben 877,09 € 10.525,08 €

Steuern
- SolidaritätsZuschlag 0,00 € 0,00 €
- Kirchensteuer 53,83 € 645,93 €
- Lohnsteuer 598,08 € 7.177,00 €

Summe Steuern 651,91 € 7.822,93 €

Netto 2.637,67 € pro Jahr: 31.651,99 €


Fast 50% gehen in Deutschland an Abgaben weg bei einem nicht wirklich hohen Gehalt von 50.000 brutto und 60.000,- Vollkosten.

Genau darum können sich Angestellte bei uns wenig leisten. Wir müssen runter von diesem völlig überzogenen Sozialstaat.
 

_Alpha_

Moderator
Teammitglied
Auch bin bin sehr dafür, dass sich arbeiten lohnt.

Der Grund dafür, das es sich für viele Menschen in Deutschland kaum lohnt, sind aber nicht geringe Löhne sondern hohe Sozialabgaben. Die Steuern sind es ja nicht mal, wenn man sich mit Resteuropa vergleicht.

Und diese viel zu hohen Sozialabgaben liegen eben an unsrem völlig überdimensionierten Sozialstaat: Viel zu hohes ALG II, fehlende Karenztage beim Krankengeld, sehr lange Lohnfortzahlung nach Woche sechs auf Kosten der GKV-Versichertengemeinschaft.

Wenn ich in den USA (CA) 60.000 Dollar als Vollkosten für den Arbeitgeber koste, verdiene ich 45.500 netto, ergo 3791 Dollar pro Monat.

Und das ist Deutschland mit den gleichen Zahlen in Euro im Vergleich:
50.000,- brutto = 60.000,- Vollkosten
für Arbeitgeber inkl. Arbeitgeberanteil (gibt es in den USA nicht):

Gehalt brutto Monat 4.166,67 €

Abgaben
- Rentenversicherung 387,50 € 4.650,00 €
- Arbeitslosenversicherung 54,17 € 650,04 €
- Krankenversicherung 339,59 € 4.075,08 €
- Pflegeversicherung 95,83 € 1.149,96 €

Summe Sozialabgaben 877,09 € 10.525,08 €

Steuern
- SolidaritätsZuschlag 0,00 € 0,00 €
- Kirchensteuer 53,83 € 645,93 €
- Lohnsteuer 598,08 € 7.177,00 €

Summe Steuern 651,91 € 7.822,93 €

Netto 2.637,67 €
pro Jahr: 31.651,99 €


Fast 50% gehen in Deutschland an Abgaben weg bei einem nicht wirklich hohen Gehalt von 50.000 brutto und 60.000,- Vollkosten.

Genau darum können sich Angestellte bei uns wenig leisten. Wir müssen runter von diesem völlig überzogenen Sozialstaat.
Kann man so machen.

Ich finde dieser Ansatz entspricht frei dem Motto "Nach unten treten ist am einfachsten".

Ich will dir mal eine ganz wilde Idee vorstellen:

Man könnte trotz dem bestehenden Sozialstaat, so wie er ist, bessere Gehälter zahlen. Damit würde man langfristig die Motivation steigern können und das Unternehmen könnte profitabler werden - mit dem Luxus des jetzigen Sozialstaates! Krass, oder? Klar, man müsste kurz- bis mittelfristig evtl. Auf die 2,3,4 Luxuskarre im Hof verzichten, aber hey, das ist zwar eine fast unmenschliche Forderung, aber sicher machbar.
 

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