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Mein bester Freund hat Schluss gemacht

G

Gelöscht 131248

Gast
Hallo ihr lieben,
Ich möchte mir nur einmal etwas von der Seele schreiben. Mein bester Freund, mit dem ich immer alles geteilt habe und mit dem ich fast jeden Tag Kontakt hatte, hat heute quasi mit mir Schluss gemacht. Ich bin völlig von der Rolle. Diese Option kam in meinem Universum bisher nicht vor. Er hat viel durchgemachte letzten 1,5 Jahre, schwere Trennungen und Krankheiten, Operationen.... ich habe immer zu ihm gehalten und war immer da für ihn. Ich habe ihm mit allem Vertraut, was ich hatte, und hatte auch guten Grund dazu. Er hat mir oft gesagt, wie lieb er mich hat. Gestern Abend haben wir noch telefoniert, da war noch alles okay. Und heute kam quasi aus dem nichts, nach einer distanzierten Sprachnachricht, nachdem ich fragte, was los sei, noch zwei Nachrichten hinterher. Er will, dass wir getrennte Wege gehen, er fühlt sich eingeengt, ihm wird das alles zu viel... er lag über's Wochenende wieder mal im KH, mit einem Krebsverdacht, der sich zu, Glück nicht bestätigt hat. Vielleicht ist er deshalb so abgedreht? Ich verstehe die Welt nicht mehr und weiß noch gar nicht, wie ich damit umgehen soll, es reißt ein riesiges Loch in mein Leben. Wie kann man das jemandem antun, von dem man ein paar Tage vorher noch gesagt hat, man sei die beste Freundin? Ich wollte telefonieren, aber noch nicht mal das war ich ihm wert. 'Vielleicht gehen wir ja irgendwann wieder aufeinander zu' war die Aussage. Wow. Nach 4 Jahren durch dick und dünn und so vielen gemeinsam erlebten Schicksalsschlägen. 2 WhatsApps.
Wie geht man mit sowas um? Wie soll man sich nicht wie der letzte Dreck fühlen, wenn der Mensch, der einen am besten kennt und der einen mal so gerne hatte, einen wegwirft wie Müll? Ich habe natürlich andere Freunde, aber das ist nicht das gleiche. Im Moment fühle ich fast nichts, vielleicht ist es der Schock. Danke fürs lesen.

Vielleicht hat er aktuell ein seelisches Tief.
Habe Geduld mit ihm.
Aber zeige ihm in Deinem Verhalten, dass Du immer für ihn da bist.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Hinterher hat er es bitter bereut und wollte ihn unbedingt zurück. Hat aber nicht geklappt

Danke 💔 Ich werde ihn nicht anrufen oder ihm schreiben.
Wie würdest du es wünschen, wenns umgekehrt wäre, wenn du mit einem echt guten Freund zornig warst, oder mal ganz verkehrt herum warst?

Für mich ist Kameradschaft und Freundschaft dann gegeben, wenn diese Krisenfest ist. Er war und ist in einem Ausnahmezustand und selbstverständlich magst du ihn weiter und selbstverständlich freut er sich, wenn wie früher bist weiterhin.
Ich finds jedenfalls mutig und klasse, wenn jemand stärker ist als Launen.

Du beschreibst eine langjährige beste Freunschaft. Welche ist das, die sich vertreiben lässt von "Buhh!! du gehst mir auf den Geist!!" ? Da gings ihm grad schlecht und das sagte vielleicht sein damaliger mieser Zustand. Vielleicht ist er heute schon besser drauf und wie gesagt, vielleicht wärs ihm recht, wenn du wenigstens fragst, wie es ihm geht, ob er sich schon besser fühlt. Wenn nicht, dann melde dich, ich bin immer für dich da.
 

KaffeeKatze

Mitglied
Wie geht man mit sowas um? Wie soll man sich nicht wie der letzte Dreck fühlen, wenn der Mensch, der einen am besten kennt und der einen mal so gerne hatte, einen wegwirft wie Müll? Ich habe natürlich andere Freunde, aber das ist nicht das gleiche. Im Moment fühle ich fast nichts, vielleicht ist es der Schock. Danke fürs lesen.
Wirklich schlimm wie du dich fühlst und das auch zurecht. Fühl dich auch so, denn du hast allen Grund dafür!
Halte zunächst Abstand bis sich die Situation etwas entspannt hat, erst dann kannst du dich vorsichtig herantasten um zu erfahren was da denn nun wirklich los ist.
Erst wenn sich die Wogen geglättet haben hast du die Chance herauszubekommen, warum er sich so dir gegenüber verhält.
Alles andere ist reine Spekulation die du dir nicht antun solltest, denn diese führt meistens nur zur Verhärtung der Fronten.
Sei gnädig und lass die Zeit etwas für euch arbeiten und dann erst wagst du einen neuen Schritt zur Annäherung.
 

Jamie94

Mitglied
Ich verstehe sowohl Dich, als auch Deinen besten Freund. Ich hatte auch zweimal Krebs, und ebenfalls das Bedürfnis nach Ruhe und Isolation. Es ist schwer zu erklären, aber man wird dem so überdrüssig ständig sein Gegenüber mit Hiobsbotschaften zu belasten, und zieht sich dann lieber ganz zurück. Es liegt aber nicht an Dir als Mensch, oder weil Du ihm nichts wert bist.

Die Angst vor dem Tod ist so deprimierend, und vieles erscheint plötzlich so sinnlos.
Der eigene Tod wird omnipräsent und greifbar. Erst recht, wenn der Krebs zurückkommt.
Normalerweise verdrängt man diesen Gedanken ja.

Dazu kommt, dass man plötzlich so unterschiedliche Leben führt, und die Erzählungen der gesunden Menschen einen ständig daran erinnern was man selber gerade nicht hat.
Bei ein paar Freundschaften habe ich den Kontakt auch stark reduziert. Allerdings nicht bei meiner besten Freundin, wobei ich selbst bei ihr etwas mehr Ruhe brauchte, und nicht mehr ganz so lange telen wollte wie vorher. Das hat seine Zeit gebraucht. Man muss erst wieder Vertrauen in die Beständigkeit des Lebens fassen können.

Ich spreche immer von meiner "Krebstrauerzeit". Die hat nach der zweiten Krebserkrankung über zwei Jahre gedauert, in denen ich mir auch 30 Kilos mehr angefuttert habe, die ich gerade versuche loszuwerden.
Am Anfang war da ständige Angst und Hypochondrie. Jeder Pickel wird zur potentiellen Gefahr. 🙈

Jedenfalls war ich richtig happy, dass meine Freunde mit Verständnis reagiert haben und mir alle Zeit der Welt geschenkt haben. Wir gehen dieses Jahr zusammen auf den Weihnachtsmarkt und danach essen.

Ich hoffe, dass ihr euch nochmal wiederfinden könnt, wenn er sich mental fängt.
Schreib ihm ruhig, dass Du ihm jeden Freiraum gibst den er braucht, und er sich trotzdem melden kann, wenn er das Bedürfnis dazu hat.
Natürlich nur, wenn Deine Verletzung das zuläßt, denn Deine Gefühle sind nicht weniger wichtig, und auch ein Krebspatient hat kein Blankorecht darauf liebe Menschen vor den Kopf zu stoßen.
Vielen Dank für deine Worte. Ich habe die letzten anderthalb Jahre einen ganz guten Einblick in das bekommen, was du vermutlich auch durchmachen musstest. Chemo, die Ängste, die ganzen Schmerzen... es war schon beim Zuschauen furchtbar und muss beim Erleben noch so viel schlimmer sein.
Ich habe mir eigentlich immer größte Mühe gegeben, für ihn da zu sein und habe dabei bestimmt auch viele Fehler gemacht, weil wir beide Anfangs völlig überfordert waren mit der Situation. Gerade am Anfang konnte ich nicht einordnen, weil wir eben vorher richtig zusammengeklebt haben, ob er mich so wegstößt, weil er seine Ruhe will, oder, weil er denkt, er sei eine Last. Er hat sich sehr verändert in der Zeit, ist viel ernster, stiller aber auch geerdeter geworden. Und unglücklicher, hat sehr viel geweint. Es war schlimm, ihm so hilflos dabei zusehen zu müssen. Es kamen immer wieder so Aussagen, dass ich mir andere Freunde suchen soll und ihn loslassen muss, dass er das eh nicht packt und nur eine Last sei, dass ich viel mehr von unserer Freundschaft habe als er... das tat immer weh zu hören aber ich hätte mich davon nie abschrecken lassen, habe ihm immer gesagt, dass ich ihn genau so mag wie er ist und immer zu ihm halten werde. Es hat ihn trotzdem sehr mitgenommen, zu sehen, wie es mich auch mitnimmt, das stimmt schon. Auch deine anderen Aussagen passen gut zu dem, was er beschrieben hat. Die Panik, bei der kleinsten Veränderung des Körpers. Letztes Weihnachten hatte er ein paar Tage Magen Darm und war sich sicher, er hatte Darmkrebs. Auch jetzt, wo er mit Verdacht auf Darmkrebs eingeliefert wurde, es aber 'nur' eine Fissur war. Er hatte mir gesagt, er weiß, dass es Krebs ist, und dass er es diesmal nicht überlebt. Wie hast du das empfunden? Ich habe ihm gesagt, dass er erstmal abwarten soll, und dass es vermutlich nur ein Schutzmechanismus ist, sofort vom Schlimmsten auszugehen. Sollte man da lieber gar nichts sagen? Fühlt man sich dann nicht ernst genommen? Vorgestern Abend am Telefon konnte er sich gar nicht so sehr freuen, wie gedacht, als der Verdacht sich nicht bestätigt hat. Er hat sehr geweint und gesagt, er möchte nicht mehr mit dieser Angst leben und einfach in Ruhe alt werden dürfen, das hat mir fast das Herz zerrissen. :(

Lange Rede gar kein Sinn: Ich würde ihm alles verzeihen und habe ihn sehr lieb, das weiß er eigentlich auch. Auch wenn das Vertrauen einen ganz schönen Knacks abbekommen hat. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob er nochmal auf mich zukommen wird. Er klang so entschlossen. Ich mag ihm auch nicht noch einmal schreiben, dass ich für ihn da bin. Ich fürchte genau das war der Auslöser. Ich habe ihm Abends noch einmal geschrieben, dass ich jederzeit komme, wenn er es braucht, weil wir ein paar Stunden entfernt wohnen. Darauf kam die erste Nachricht, dass ich ihn nicht bemuttern soll. Das war eigentlich auch gar nicht mein Plan, aber ich finde, sowas gehört sich doch unter Freunden und war auch in unserer Freundschaft immer ganz normal. Letztes Jahr war ich einmal unglücklich, weil ich versetzt wurde, da ist er obwohl er gerade einen Chemozyklus beendet hatte und es ihm echt mies ging, durch halb Deutschland gefahren, um mich für einen Tag zu sehen. Manchmal frage ich mich, wo dieser Freund hin ist.
 

Jamie94

Mitglied
Wie würdest du es wünschen, wenns umgekehrt wäre, wenn du mit einem echt guten Freund zornig warst, oder mal ganz verkehrt herum warst?

Für mich ist Kameradschaft und Freundschaft dann gegeben, wenn diese Krisenfest ist. Er war und ist in einem Ausnahmezustand und selbstverständlich magst du ihn weiter und selbstverständlich freut er sich, wenn wie früher bist weiterhin.
Ich finds jedenfalls mutig und klasse, wenn jemand stärker ist als Launen.

Du beschreibst eine langjährige beste Freunschaft. Welche ist das, die sich vertreiben lässt von "Buhh!! du gehst mir auf den Geist!!" ? Da gings ihm grad schlecht und das sagte vielleicht sein damaliger mieser Zustand. Vielleicht ist er heute schon besser drauf und wie gesagt, vielleicht wärs ihm recht, wenn du wenigstens fragst, wie es ihm geht, ob er sich schon besser fühlt. Wenn nicht, dann melde dich, ich bin immer für dich da.
Ich würde ihn jederzeit zurück nehmen, ich möchte mich nur nicht zuerst melden, weil ich Angst habe, damit noch mehr kaputt zu machen. Er war ja sehr deutlich, dass er mich gerade nicht mehr will.
Aber ja, das ist eigentlich auch mein Standard, wenn man sich gern hat, übersteht man alles gemeinsam und wirft den anderen nicht weg und ich war mir absolut sicher, dass das auch sein Standard ist, deshalb bin ich so verunsichert. Wir haben immer gesagt, dass wir immer zueinander halten werden und uns nie verlieren. Erst letzte Woche habe ich im Spaß gefragt, ob er mich loswerden will, weil ein Date von mir (mit einem anderen Mann) geplatzt ist und er das schade fand. Da meinte er noch, nein, das steht völlig außer Frage. Hat ja lange gehalten...
 

Selbst-Bewusst77

Aktives Mitglied
Vielen Dank für deine Worte. Ich habe die letzten anderthalb Jahre einen ganz guten Einblick in das bekommen, was du vermutlich auch durchmachen musstest. Chemo, die Ängste, die ganzen Schmerzen... es war schon beim Zuschauen furchtbar und muss beim Erleben noch so viel schlimmer sein.
Ich habe mir eigentlich immer größte Mühe gegeben, für ihn da zu sein und habe dabei bestimmt auch viele Fehler gemacht, weil wir beide Anfangs völlig überfordert waren mit der Situation. Gerade am Anfang konnte ich nicht einordnen, weil wir eben vorher richtig zusammengeklebt haben, ob er mich so wegstößt, weil er seine Ruhe will, oder, weil er denkt, er sei eine Last. Er hat sich sehr verändert in der Zeit, ist viel ernster, stiller aber auch geerdeter geworden. Und unglücklicher, hat sehr viel geweint. Es war schlimm, ihm so hilflos dabei zusehen zu müssen. Es kamen immer wieder so Aussagen, dass ich mir andere Freunde suchen soll und ihn loslassen muss, dass er das eh nicht packt und nur eine Last sei, dass ich viel mehr von unserer Freundschaft habe als er... das tat immer weh zu hören aber ich hätte mich davon nie abschrecken lassen, habe ihm immer gesagt, dass ich ihn genau so mag wie er ist und immer zu ihm halten werde. Es hat ihn trotzdem sehr mitgenommen, zu sehen, wie es mich auch mitnimmt, das stimmt schon. Auch deine anderen Aussagen passen gut zu dem, was er beschrieben hat. Die Panik, bei der kleinsten Veränderung des Körpers. Letztes Weihnachten hatte er ein paar Tage Magen Darm und war sich sicher, er hatte Darmkrebs. Auch jetzt, wo er mit Verdacht auf Darmkrebs eingeliefert wurde, es aber 'nur' eine Fissur war. Er hatte mir gesagt, er weiß, dass es Krebs ist, und dass er es diesmal nicht überlebt. Wie hast du das empfunden? Ich habe ihm gesagt, dass er erstmal abwarten soll, und dass es vermutlich nur ein Schutzmechanismus ist, sofort vom Schlimmsten auszugehen. Sollte man da lieber gar nichts sagen? Fühlt man sich dann nicht ernst genommen? Vorgestern Abend am Telefon konnte er sich gar nicht so sehr freuen, wie gedacht, als der Verdacht sich nicht bestätigt hat. Er hat sehr geweint und gesagt, er möchte nicht mehr mit dieser Angst leben und einfach in Ruhe alt werden dürfen, das hat mir fast das Herz zerrissen. :(

Lange Rede gar kein Sinn: Ich würde ihm alles verzeihen und habe ihn sehr lieb, das weiß er eigentlich auch. Auch wenn das Vertrauen einen ganz schönen Knacks abbekommen hat. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob er nochmal auf mich zukommen wird. Er klang so entschlossen. Ich mag ihm auch nicht noch einmal schreiben, dass ich für ihn da bin. Ich fürchte genau das war der Auslöser. Ich habe ihm Abends noch einmal geschrieben, dass ich jederzeit komme, wenn er es braucht, weil wir ein paar Stunden entfernt wohnen. Darauf kam die erste Nachricht, dass ich ihn nicht bemuttern soll. Das war eigentlich auch gar nicht mein Plan, aber ich finde, sowas gehört sich doch unter Freunden und war auch in unserer Freundschaft immer ganz normal. Letztes Jahr war ich einmal unglücklich, weil ich versetzt wurde, da ist er obwohl er gerade einen Chemozyklus beendet hatte und es ihm echt mies ging, durch halb Deutschland gefahren, um mich für einen Tag zu sehen. Manchmal frage ich mich, wo dieser Freund hin ist.
Also vorweg, Chemo habe ich keine bekommen, weil bei mir jeweils Operationen gereicht haben, um die bösartigen Tumore zu entfernen. Sie hatten noch nicht gestreut. Aber die Angst kann ich sehr gut nachempfinden, wobei natürlich nicht alle Menschen gleich sind.

Ich kann ja erzählen, wie ich das empfunden habe:
Beim ersten Krebs (Kiefer), da ging das eigentlich. Es verging nicht viel Zeit bis zur Operation, und ich habe auf die positiven Untersuchungen danach tatsächlich erleichtert reagiert. Das lief alles zu schnell ab, als das ich das wirklich hätte realisieren können, was im Nachhinein gut war.
Der Facharzt war sehr empathisch und hatte eine ansteckend optimistisch und beruhigende Art..

Aber der zweite Krebs (Niere), der hat mich hart getroffen. Das lag aber auch an den Umständen.
Der Oberarzt hatte vielleicht anderthalb Minuten Zeit um mir abends am Krankenhausbett den Befund mitzuteilen, und sagte dabei nur: "Es sieht nicht gut aus. Mir müssen jetzt zügig handeln. Ich muss jetzt aber auch weiter." Bumms. Da liegste dann da, kurz danach wurde das Licht ausgeschaltet, und Du bist mit Deinen Gedanken so allein.

Am nächsten Tag wurde ich dann überraschend nochmal zum CT gefahren mit der Aussage: "Wir müssen schauen, ob der Tumor noch nicht in die Lunge gestreut hat". Das macht alles was mit einem.
Innerlich hatte ich da auch wenig Hoffnung. Sie haben dann die rechte Niere in einer anderen Klinik komplett entfernt, weil der Tumor schon ziemlich groß war.
Die Angst bleibt aber trotzdem. Bei den ersten beiden Kontrolluntersuchungen habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet. Vielleicht um nicht enttäuscht zu werden?

Danach fing die Angst an etwas milder zu werden, wird aber bei jeder Kontrolluntersuchung wieder etwas akuter. Das verläuft wie bei einer abnehmenden Welle.
Und auch bei harmlosen Veränderungen rattert sofort das Gehirn, und malt sich direkt das Schlimmste aus. Ich habe seit fast dreißig Jahren aufgrund meiner Behinderung starke Rückenschmerzen, aber seit dem Nierenkrebs denke ich immer daran dass es Krebs sein könnte, wenn der Schmerz in der Nierengegend ist. Dabei sind es nur die Muskeln die dort lang laufen.
Ich verstehe also, dass allein der Verdacht auf Darmkrebs Deinen Kumpel emotional so derbe erwischt hat. Er ist der Angst überdrüssig, und ist müde. Ich glaube nicht, dass ich für rationale Worte empfänglich gewesen wäre.

Such' nicht bei Dir nach einem Auslöser. Seine Gefühle sind universeller, und Dich trifft keine Schuld.
Du hast nichts falsch gemacht.

Im Augenblick belastet ihn die eigene Vergänglichkeit.
Für ihn steht fest, dass sein Leben gelaufen ist. Er vertraut nicht mehr auf das Morgen.
Um mal mit einer Metapher zu sprechen: Ich glaube man kann das mit der Arbeit in einer Firma vergleichen, von der man weiß dass sie in einem halben Jahr abgewickelt wird, und die restlichen Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden. Es ist schwer sich beruflich dann noch zu motivieren.
Oder - für die Gamer - das Grinden in einem Spiel, bei dem die Serverabstellung bereits feststeht, bzw man weiß dass keine neuen Inhalte mehr kommen.

Das Vertrauen kommt erst langsam wieder mit jeder erfolgreichen Kontrolluntersuchung zurück.
Aber das dauert. Mit der Zeit vermisst man dann doch das Leben, und blüht wieder auf.
Mein Rat lautet: Bedränge ihn nicht, aber versuche locker zu sein, wenn er sich irgendwann nochmal meldet. Und auch Du kannst Dich ab und zu mal melden, vielleicht in sechs Wochen oder am ersten Weihnachtstag.
Falls Du Dich damit wohlfühlst, weil Dein Vertrauen natürlich auch einen Knacks bekommen hat.
Aber wenn ja, dann geht es um Normalität, und genau die kann er dann brauchen.
Normalität gepaart mit Verständnis.

Der Unterschied zwischen mir und Deinem Freund besteht auch darin, dass ich vorher schon schwerbehindert und ein Pflegefall gewesen bin, und auch zuvor schon einige akut lebensbedrohliche Zustände erlebt habe, dh jetzt durch den Krebs nicht völlig ins kalte Wasser geklatscht bin. Das klingt jetzt blöde, aber selbst beim Sterben wird man durch Wiederholungen routinierter. Dauert aber sehr lange.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die ersten drei Jahre meiner eigentlichen Grunderkrankung die Schlimmsten waren, weil ich mich damals wirklich mit allem überfordert gefühlt habe.
Es fehlte jegliche Routine im Umgang mit dem Patientendasein, und mit den Fragen die Deinen Kumpel haben so ernst werden lassen. All das brauchte seine Zeit, und damals auch begleitende Medikamente und Therapie. Ich fühlte mich damals so, als würde ich allein an einem Bahnsteig stehen, und den Zug vorbeifahren sehen, in dem alle meine gesunden Freunde sitzen.
Erst mit den Jahren wurde ich gelassener, wieder fröhlicher und konnte auch wieder mehr lachen.

Ich wünsche Euch beiden von ganzem Herzen, dass die Zeit Eure Wunden und Eure Freundschaft heilt, und ihr gesund bleibt.🍀 :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Marisol

Sehr aktives Mitglied
Wie geht man mit sowas um?
Annehmen.
Auch nach vier Jahren Freundschaft hat man das Recht, sich zu distanzieren.
Vermutlich hatte die Freundschaft nicht so eine tiefe bedeutung für ihn.
Vielleicht möchte er eine Freundin und da stört das ständige Rumhängen mit dir bei der Suche.
Vielleicht hatte er Angst, du verknallst dich.
Was auch immer - lerne daraus, dich nicht so emotional abhängig zu machen.
"Schluss machen" sagt man bei Beziehungen, nicht bei normalen Freundschaften.
Klingt, als hättest du mehr von ihm gewollt.
In deinem anderen, alten Faden "Bester Freund hat sich verändert", zeichnet sich doch eigentlich schon ab, dass diese Enge zwischen euch ihm nicht wirklich mundet.
 

Jamie94

Mitglied
Annehmen.
Auch nach vier Jahren Freundschaft hat man das Recht, sich zu distanzieren.
Vermutlich hatte die Freundschaft nicht so eine tiefe bedeutung für ihn.
Vielleicht möchte er eine Freundin und da stört das ständige Rumhängen mit dir bei der Suche.
Vielleicht hatte er Angst, du verknallst dich.
Was auch immer - lerne daraus, dich nicht so emotional abhängig zu machen.
"Schluss machen" sagt man bei Beziehungen, nicht bei normalen Freundschaften.
Klingt, als hättest du mehr von ihm gewollt.
In deinem anderen, alten Faden "Bester Freund hat sich verändert", zeichnet sich doch eigentlich schon ab, dass diese Enge zwischen euch ihm nicht wirklich mundet.
Klar hat er das Recht, sich zu distanzieren. Die Art wie finde ich aber einfach unwürdig.

Er ist schwul und hatte während der letzten Jahre zwei Beziehungen. ;) Das hat mit uns immer herzlich wenig gemacht, im Gegenteil, er hat mir seine 'neuen' immer schnell vorgestellt weil er meine Meinung dazu wissen wollte.

Genau, das war vor ein paar Monaten, vor dem CT Termin. Danach haben wir uns einmal ausführlich ausgesprochen und dann hatte sich die Sache. Aber ja, vielleicht waren das erste Anzeichen und ich habe sie nicht ernst genommen. Als ich danach ein paar Monate im Ausland und schwer zu erreichen war wegen Zeitunterschied, war er es allerdings, der mich fast täglich angerufen hat und extra wach geblieben ist, damit wir FaceTimen können. Es ist nicht so, dass diese 'Enge' immer nur von mir ausging. Es war nicht so, dass ich mich immer zuerst melden musste, sondern es war immer mal mehr er und mal mehr ich, bzw. eigentlich immer ziemlich ebenbürtig. Gerade weil ich weiß, dass er öfter mal seine Ruhe braucht, war meistens er derjenige, der angerufen hat.
 

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