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Neurodivergenzen

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Ich wüsste nicht, was man an meinem Gehirn ändern sollte. Es jemanden anderen angleichen?
Mir ist noch nie jemand begegnet, der so tickt wie ich, würde ich auch nicht wollen. Es geht auch nicht, dass ich mich irgendwem erklären kann, ich kann mich ja selbst nicht einstufen.
Das Letzte, was ich machen würde, einen Wissenschaftler zu fragen, was ich bin.
Das habe ich mal gemacht und keiner konnte zum Beispiel erklären, wieso dies oder jenes da ist, das bei anderen nicht da ist. Das ist nicht normal, sie sind krank, nehmen sie Tabletten. Wieso soll ich Tabletten nehmen, wenn ich gewisse Eigenheiten aber sehr mag und schätze?
Ich höre Texte, ich höre Gedichte, ich höre Geschichten, ich Dinge, die mir völlig fremd sind, die ich noch nie gehört habe, ich sehe innere Filme, ich male geistig dauernd Bilder, stelle etwas her, forme gestalte im Geist, erfinde immer, das ist so was von spannend und interessant und bereichernd, wieso soll ich deshalb Medikamente dagegen schlucken, weil das laut Wissenschaft unter Halluzinationen fällt und das ist krank, das ist sicher Schizophrenie, wie man mir erklären wollte vor über zwanzig Jahren, als das begann.
Meine Bilder, die ich verkaufe, die kommen aus einer immer geübteren Hand, ich male oft wie in Trance, wie im Schlaf, rasend schnell entsteht so ein Bild, dann werde ich munter und weiß nicht mehr weiter, ich bin dann oft wieder wie ein Beginner. Ich schließe daraus, dass das Zusammenspiel Geist-Körper manchmal perfekt gelingt, manchmal eben nicht so gut. Aber beglückend ist es sehr, so einen Flow herzustellen können, das ist eine Fähigkeit, eine Gabe, sicher keine Krankheit.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
wieso soll ich deshalb Medikamente dagegen schlucken, weil das laut Wissenschaft unter Halluzinationen fällt und das ist krank, das ist sicher Schizophrenie
Solange du dich und/oder andere nicht gefährden könntest und kein Leidensdruck besteht, kann ich auch keine Notwendigkeit einer weiteren Diagnosik oder Behandlung erkennen.

Morgen schaue ich da mal rein:

 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Die Diagnostik hat sich weiterentwickelt und es gibt immer mehr sog. Neurodivergente.
Wer weiß, vielleicht sind wir irgendwann soweit, Unterschiede als normale Vielfalt zu betrachten statt eine eng gesteckte Norm und viele Abweichungen sehen zu wollen.
So sehe ich das auch. Wir sind schon eine spezielle Spezie, wir Menschen, jeder wie er so ist, ist irrsinnig interessant. Nicht verurteilen, wundern und gegenseitig erzählen, was jeder so sieht. Puzzleteile eines Gesamtkunstwerkes sind wir alle.

Leider ist diese Sitte, lieber zu verurteilen bei uns in unserer Kultur noch nicht ausgeräumt. Das ändert sich aber eh. Langsam kommt raus, dass es zb nicht nur Mann und Frau gibt, sondern auch Zwischenstufen und die gibts doch auch in der Psyche.

Mir ist egal, wie man mich nennt, welche Diagnose man mir stellt.
Einmal machte ich so einen Test mit, der sich über Wochen hinzog, als Diagnoseverfahren praktisch.
Ich drückte irgendwelche Knöpfe, intuitiv antwortete ich, Frage für Frage am PC. Ich kann mich gut erinnern, dass ich darauf achtete, das zu antworten, was man sicher hören will, nicht das, was ich für richtig empfand. Meiner Logik nach war das klüger, als mich zu erklären. Fazit, bei diesem Testverfahren gabs unterm Strich eine Punktezahl, die angeblich nur zwei Prozent erreichen.
Man sagte dann, ja, so ist es, Genie und Wahn liegt nah beinander. Der Test war gefinkt, ich habe ja absichtlich und gewollt nur das gedrückt, wo ich laut Intuition drücken soll, ohne lange überlegen oder nachdenken.
Mein Geist ist mein Helfer, ich bin selbst eher hilflos.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Solange du dich und/oder andere nicht gefährden könntest und kein Leidensdruck besteht, kann ich auch keine Notwendigkeit einer weiteren Diagnosik oder Behandlung erkennen.
Ich beobachte mich und mir scheint, als ob ich ausgetauscht worden wäre. Wie bei einer Metamorphose, früher war irgendwie Nacht, nun ist Tag. Ich bin viel achtsamer, wesentlich rücksichtsvoller, zudem auch richtig "brav" und das freiwillig und gern. Es hat sich eine hohe Religiosität eingestellt, ein vernünftigeres Benehmen und irgendwie endlich Ordnung in meinem Leben. Ich kann an so vielem sehen und erkennen, dass ich viel, viel leichter habe als vor dieser Krise. Das kommt sicher deshalb, weil ich wesentlich mehr vertraue- in Gott praktisch, wer immer das ist, ich bin das jedenfalls nicht. Das Fürchtende, das Unstete, das Bangen und daraus resultierende Flüchten und Angreifen ist nicht mehr da.
So viel ist nicht mehr da, wie zb dauernd sorgen wegen morgen oder Klammern, streiten, ärgern- so hat man es, wenn man sich fürchtet.
Liebe Kommunity, mir scheint, ich habe einen Entwicklungsschritt gemacht, nichts weiter. Einen, der ohne mein Zutun passierte, wie wenn man in die Pupertät kommt. Seither nehme ich mehr wahr wie früher. Da wird man automatisch achtsamer, denke ich.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Liebe Kommunity, mir scheint, ich habe einen Entwicklungsschritt gemacht, nichts weiter.
Nur darf man nicht ausblenden, dass dieser Schritt, den du bei dir als positiv und ins Helle wahrnimmst, mit der gleichen Diagnose sich auch ganz gegenteilig zeigen kann, bishin zu richtig bedrohlich für sich und/oder andere.
Und da ist gute Diagnostik, an welche sich Medikation und therapeutische Begleitung anschließt, unabdingbar.

Mit harmloser Varietät ist da nichts mehr.
 

Santino

Moderator
Teammitglied
Ich bin neurodivergent in einer Hinsicht, möchte aber nicht näher darauf eingehen, in welcher, weil ich keine guten Erfahrungen damit gemacht habe, das mit anderen Menschen zu teilen (ausserdem finde ich es in dem Kontext hier nicht wichtig oder sinnvoll).

Ich erlebe mich schon seit Kindheit an als "anders" als andere, allerdings würde ich das nicht auf die Neurodivergenz zurückführen, sondern auch auf Umstände in der Kindheit. Im Gegenteil, die Umstände haben für mich lange die Neurodivergenz "verdeckt" - ich war der Überzeugung, alle Menschen können wie ich denken und erleben. Dass das nicht so ist, habe ich eigentlich erst ab der Pubertät langsam erkannt, und insbesondere, als im Rahmen eines Zufalls meine Neurodivergenz festgestellt wurde - da machte letztlich schon viel Sinn, was ich zuvor über andere Menschen gedacht oder mit ihnen erlebt habe (gerade einhergehend mit Frustration).

Thema Frustration - ich erlebe durch meine Neurodivergenz keinen *richtigen* Leidensdruck, allerdings bisweilen eben Frustration mit anderen Menschen. Und in gewisser Hinsicht empfinde ich durch meine Neurodivergenz manchmal auch Angst, da ich dadurch erkenne, dass die Dynamiken in meinem Umfeld nur schwer einschätzbar und kontrollierbar sind. Es kommt insgesamt aber auf den Kontext und auf meine Rolle in diesem Kontext an - als Mod z.B. sehr wenig, im Beruf deutlich mehr. Es gibt aber immer wieder für mich regelrechte "WTF-Momente", da falle ich vom Glauben ab und verstehe nicht, wieso meine Argumente zu den anderen Menschen nicht durchdringen.

Bei persönlichen Beziehungen wie romantische Beziehungen und Freundschaften ist es ein zweischneidiges Schwert - ich bin da, wahrscheinlich auch durch meine Neurodivergenz, sehr "exklusiv" unterwegs, ich konzentriere mich meist auf sehr wenige Menschen (maximal 2-3) und mit denen passt es dann. Romantische Beziehungen führe ich, bis auf rein sexuell motiviert "zum Spass", aktuell gar nicht, weil es für mich irgendwie derzeit nicht passt. Ich bin eher ein Einzelgänger, gern viel alleine mit mir.

Insgesamt wurde für mich im Studium alles besser, weil ich da Menschen gefunden habe, die dieselben Interessen wie ich haben - deshalb wollte ich auch lang in der Academia bleiben, habe auch promoviert. Gelandet bin ich schliesslich woanders und ich weiss nicht - ich mochte es anfangs sehr, aber aktuell überlege ich, entweder vorzeitig in Rente zu gehen (für mich in 5-10 Jahren möglich finanziell ohne schmerzliche Einbussen) oder mich in irgendein Amt zu setzen, weil ich mittlerweile ein sehr grosses Bedürfnis nach Ruhe und Sicherheit habe. Ob das auf meine Neurodivergenz zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich nicht ausschliesslich.

Das zu meiner Neurodivergenz.

VG
 

Trinitiy

Aktives Mitglied
Ich freue mich über eure Beteiligung hier :)

@Holunderzweig
Es klingt richtig cool, wie du das mit deiner Malweise beschreibst. Ich kann mir das richtig gut vorstellen, wie du da fast in eine automatische Trance gerätst und dann das Bild quasi fast automatisch entsteht.
Kenne das auch so ähnlich, aber nicht ganz so intensiv- also ich bin noch gut "da"- aber komme auch in einem extrem tiefen Entspannungszustand der losgelöst von allen sonstigen Strukturen ist.

Ich kenne auch zig Zustande, die ich im Normalzustand habe, für die andere Menschen Drogen nehmen.
Ich brauche keine Drogen. :)
 

FLoki979

Aktives Mitglied
Ein sehr interessantes Thema. :giggle:
Habe mir die Doku von @Ausnahmsweise angeschaut. Als kleiner Einblick ist diese auf jeden Fall gut.

Hätte da eine Frage. Was ist Hochsensibilität? Wie kann ich mir das vorstellen?

Glg
Zu deiner Frage: So hab ich es verstanden: Die Wahrnehmung, auch die Sinneswahrnehmungen ist intensiver als bei Menschen mit ,,normaler" Sensibilität. Das macht es hochsensiblen Menschen auch schwerer häufig, sich von anderen Menschen abzugrenzen, weil sie auch die Stimmungen und Schwingungen anderer Menschen intensiver spüren und mitkriegen. Es gibt noch andere Details, alles hab ich nicht auf dem Schirm.
 

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