Das ist tatsächlich ein Problem heutzutage.
Wenn sich ein Mann mal traut, dann wie man hier ja sieht, wird es gleich als schlecht empfunden.
Und wehe er macht ein Kompliment um vielleicht das Eis zu brechen, das ist ja auch gleich schlecht.
Komplimente, wenn dann nur von Menschen, die man schon länger kennt.
Aber wie soll ein Mann denn eine Frau besser kennenlernen, wenn sie gleich derart auf Angriff geht?
Ist ja schier unmöglich.
Wie ich sagte, vieles ist heutzutage sehr oberflächlich und stark romantisiert.
Wenn der Herr ein Brad Pitt ist, ja dann beschweren sich die meisten Damen sicher nicht über ein Kompliment. Was dann ja ziemlich doppelzüngig ist, wenn man doch meint ein Kompliment wäre ein No Go.
Vielleicht sollte man versuchen mehr das Heute und auch etwas jüngere Menschen im Blick zu haben.
Was in der Schulzeit auf dem Ja-Nein-Vielleicht-Zettel stand, sollte eher nicht heute in gesprochener Form zur 'Kaltaquise' genutzt werden; das wird nirgendwo hinführen.
Und bei einigen ist es ziemlich egal was sie sagen, es wird auch nirgendwo hinführen.
Wenn ich 'erfolgreich' angesprochen wurde, waren das ganz banale Gespräche, völlig normal. Aber nicht langweilig.
Als 'erfolgreich' definiere ich hier erstmal nur, dass ich mich auf ein Gespräch einließ; denn das ist die erste Hürde.
Dann die Kombi Kompliment Aussehen und Auftreten. Vermittelt er mir, dass er mich öfter gesehen hat (beruflicher Kontext, immer wieder beim Cafébesuch in der Pause ode ähnliches) und ihm etwas an meiner Art (was genau) positiv auffiel, kommt es auf das WIE an. Wirkt er sympathisch, kommen wir ins Gespräch.
Wirkt er anders bw. gar nicht, weil er nichts ausstrahlt, dann nicht.
Wer sich hingegen mit einem Kompliment versucht, das nur auf das Aussehen bezogen ist, landet bei mir in der Kategorie 'sucht Sex'.
Und da müsste er schon sehr heiß wirken, damit ich das und ihn nicht ausschließe und auf einen Flirt einsteige.
"Stark romantisiert" finde ich schon fast witzig.
Ja, Überraschung, heute sucht kaum noch eine Frau eine Versorgerehe!
Ich selbst kenne sogar verzweifelte Frauen, die jeden angrinsen und anlächeln, sowas schreckt derbe ab
Denkst du, jede lächelnde Frau wäre auf Flirt- und/oder Beziehungssuche, noch dazu verzweifelt?
und umgekehrt dürfte ein Mann, der jede zweite Frau anspricht, auch nicht gerade erstrebenswert sein.
Wieso setzt du ein Lächeln mit anbaggern gleich?
Nochmal: Mit welcher Intention? Small Talk führen und sich dann nett verabschieden auf ein Nimmerwiedersehen? Wozu?
Übung.
Wer nicht in der Lage ist, mit Unbekannten normale Gespräche zu führen, wie soll es dann je zu einem vertiefendem Kennenlernen kommen? Sich unterhalten muss man dazu wohl. Und das ohne ein Lächeln negativ zu werten.
Und was anfangs holprig läuft wird durch Übung flüssiger, geschmeidiger werden.
Mann könnte vielleicht nicht nur dann versuchen den Mund aufzumachen, wenn er ein bestimmtes Interesse an einer Frau hat, sondern insgesamt Interesse an Menschen haben. Das könnte ein guter Anfang sein.
Ganz allgemein finde ich, dass uns etwas fehlt: Kultiviertheit.
Auf ein gepflegtes Äußeres achten, mit gutem Benehmen unterwegs sein, freundlich, lächelnd, zuvorkommend, respektvoll.
Das gibt es leider viel zu selten.
Wird oft als anstrengend empfunden.
Weil es uns nicht von klein auf ganz selbstverständlich eingeflösst wird.
Da sehe ich Verbesserungsbedarf.
Auch eine positivere Sicht auf Mitmenschen allgemein, mehr auf das Verbindende als das Trennende achtend.
Und das Folgende will ich nicht fälschlich als ein Loblied auf asiatische Lebensweisen verstanden wissen, doch es gibt auch im sozialen Miteinander etwas, das wir von dort lernen könnten. Hier kann man das vielleicht ganz gut herauslesen:
Wie alle ostasiatischen Kulturen ist die Kultur Koreas für Menschen aus dem Westen nicht immer leicht durchschaubar. So ticken die Koreaner in Beziehungs- und Liebesdingen ziemlich anders. Das Schlüsselwort dazu heisst: Aegyo.
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