Ich kenne Alice Schwarzer nicht persönlich und erlaube mir daher kein Vorurteil und gebe auch nicht besonders viel auf die medialen Darstellungen zu ihrer Person, sondern mache mir lieber selber ein Bild. Auf jeden Fall erkenne ich jedoch ihre Arbeit in Sachen Frauenemanzipation an. Die feministische Grundbewegung war wichtig um was zu bewegen. Und sie ist noch immer wichtig, sollte aber mit moderner Sachlichkeit vorgehen...Es ist ja klar, dass damals der Feminismus übers Ziel hinausschiessen musste um überhaupt Gehör zu finden...und klar dass sich so wie in allen Gruppen (vgl. Kirche etc.) auch einige Extremisten herausgebildet hatten, der Großteil des Feminismus war und ist jedoch gemäßigt.
Mag sein dass Alice Schwarzer als Vorreiterin eher zum übertriebenen Lager gehörte und bewusst oder unbewusst einen übertriebenen Gestus an den Tag gelegt hat/te..aber immerhin fand sie Gehör und Beachtung...hat also gewirkt diese Methode.
Mag auch sein, dass bei ihr persönliche Gründe (Pflegekind zu sein od ä.) mit ausschlaggebend für ihren Duktus war..aber bei wem war dass denn nicht so? Ist ja an sich bei jedem so...nur mit dem Unterschied, dass sie ziemlich große Wirkung mit ihrer Arbeit erzielt hat...
An sich ist jeder Mensch ein Selbstdarsteller und die Alice gewiss nicht viel mehr als andere Leute auch...aber derzeit ist es ggf. mal en vogue sie als öffentliche Person mal aufs Korn zu nehmen und an ihr rumzuschrotzen...auch sie ist nur ein Mensch...mit all seinen Fehlern und Schwächen wie andere Menschen auch und ich denke nur Leute, die popularistisch drauf sind oder traditionell-patriarchal schrotzen am Lautesten, weil oh weia eine Frau es gewagt hat genauso selbstherrlich aufzutreten wie zig Männer des öffentlichen Lebens....Alice hat (neben einigen übertriebenen Entgleisungen) harte und gute Basisarbeit geleistet und kann sich meiner Ansicht nach ein gewisses Maß an Selbstherrlichkeit durchaus erlauben. Nur Korinthenkacker, die selber nix auf die Reihe kriegen oder Leute die in ihr eine Konkurrenz sehen haben Schiss vor ihr....ich aber sage: leben und leben lassen! Auch die Alice hat ein Recht darauf Fehler zu machen....und wie alle Menschen wird auch sie oft missverstanden oder hat auch irgendwo mal ne schräge Ansicht..warum auch nicht?
Derjenige, der ohne Fehl ist mögen den ersten Stein werfen...ich werfe auf keinen Fall mit.
Und ich denke dass noch weitere Aufklärungsarbeit notwendig ist um Männer und Frauen immer wieder auf althergebrachte Klischees (von angeborener Mutterliebe, die biologisch nicht existiert, sondern patriarchal vorgeformter Mythos etc. oder das Frauen schwach und abhängig sind etc...alles Klischees und oft auch lebensgefährliche Klischees) aufmerksam zu machen. Nach wie vor ist unsere Gesellschaft noch viel zu stark patriarchal geprägt...und es muss in Sachen Emanzipation nach wie noch einiges passieren. Frauen werden nach wie vor nachhaltig diskriminiert und ausgebeutet...siehe die unterschiedlichen Gehälter, vgl. die nach wie vor nicht gegebenen ausreichenden Anerkennung (= Bezahlung) von den immer noch in der Hauptsache von Frauen erledigten Reproduktionsarbeiten (Hausarbeit, Kindererziehung etc.). Die Emanzipation hat gerade in Deutschland (durch die beschissenen Kinderbetreuungsstrukturen) oft zur Doppelbelastung der Frauen geführt, die nun Beruf/Karriere und Familie unter einen Hut kriegen müssen ohne nennenswerte Unterstützung durch die Ehemänner oder den Staat zu erhalten.
Ich denke es ist übertrieben in jeder Feministin oder auch in Alice Schwarzer eine Männerhasserin zu sehen...damit macht man es sich zu leicht und übersieht die immer noch existierenden wahren Probleme.
Ich persönlich würde mich nicht als Feminstin bezeichnen, ich habe jedoch sehr emanzipierte Ansichten, die Gegner in Diskussionen mir oft als Feminismus auslegen...oft ein primitives Knock-Out-Argument, dass immer dann kommt wenn man richtig liegt und empfindliche Stellen beim Mann trifft.....
Eine Männerhasserin bin ich keinesfalls, auch wenn ich sehr emanzipiert auftrete....ich verachte höchstens so ungefähr durchchnittlich 2/3 der menschlichen Männer, die bescheuerte und diskriminierende Ansichten über Frauen vertritt...Hass ihnen ggü ist Energieverschwendung, zumal es auch Männer gibt die ganz in Ordnung sind und mit denen man energietechnisch nettere Dinge anfangen kann
Tyra
Ja, man kann mehr bewegen, wenn man Aufmerksamkeit erregt - und es ist ja auch nicht verwerflich, Selbstdarsteller zu sein. Wenn man sich dabei für eine gute Sache einsetzt, ist es sicherlich gut, medienwirksam aufzutreten.
Fragwürdig wird es aber, wenn die Selbstdarstellung gegenüber der Sache in den Vordergrund rückt. Es kann dann schnell passieren, dass man der Sache mehr schadet als nutzt.
Ich denke, das ist bei Alice Schwarzer ein Problem geworden.
dem stimme ich zu, die Frage ist nur ob dieses Problem nicht durch Medien gemacht wurde?? Ich bin mir da nicht ganz sicher.