In der Theorie sollte ein erhöhtes Verhältnis von Single-Männern zu Single-Frauen kein Problem sein, da Langzeitbeziehungen und Ehen seltener werden. Durch "Rotation" könnte jeder Mann also mal drankommen. Ich weiß, nicht sehr romantisch formuliert, aber ich hoffe, das Prinzip ist klar. Nur weil 63% Single sind, heißt das nicht, dass sie nie eine Beziehung hatten.
In der Realität sollte man andererseits dann betarchten, wie viele nie eine Beziehung hatten. Es gibt laut einer Studie, die in
diesem Artikel besprochen wird, einen hohen Anstieg an Männern die noch Jungfrau sind. Ok, die Formulierung sagt konkret, dass sie seit dem 18. Lebensjahr keinen Sex hatten... aber ganz ehrlich, dahinter verbirgt sich eine nicht geringe Anzahl, die komplett nie Sex hatte. Auch sind mehr
Männer den je einsam. Es fehlt hier nicht nur eine Partnerschaft, sondern auch konkret gute Freunde.
Ich habe schon einige Gründe gehört, wieso das so ist. Die einen geben dem Online-Dating die Schuld, andere die Emanzipation. Die Oberflächlichkeit der Gesellschaft wird auch gerne genommen oder dass die meisten Männer einfach nicht den Standards moderne Frauen gerecht werden. Ich persöhnlich kann und will mich nicht festlegen, was davon falsch und richtig ist. Bei solchen gesellschaftlichen Entwicklungen kann man meiner Meinung nicht keinen genauen und einzigen Grund festlegen, sondern es ist ein Netz aus Ereignissen, das sich über Jahrzehnte oder vielleicht Jahrhunderte aufgebaut hat und für uns Menschen nicht zu durchschauen ist. Und deswegen ist so etwas auch meistens nicht umkehrbar.
Es mag sein, dass die Quellen sich hier nur auf die US und UK konzentrieren, aber ganz ehrlich? Wie häufig ploppen hier Threads von einsamen Männer auf im Verhältnis zu Frauen? Und bei den Threads von Frauen ist meistens von vergangenen Partnerschaften oder sogar Kinder zu lesen.
Die betroffenen Männer werden auch gerne belächelt und bekommen die ganze Schuld aufgeladen. Wie hier von
@SFX
Die Persöhnlichkeiten sind zugegeben auch nicht die besten und haben häufig sehr bizarre Gedankenmuster, die der Welt und andere unbeeinflussbare Faktoren die Schuld geben - selbst wenn es in Wirklichkeit sehr wohl Möglichkeiten gibt. Man sieht sie nicht oder ignoriert sie.
An dieser Stelle will ich aber kurz an einem Punkt einhaken, der häufig aufkommt: Es ist nie zu spät für Liebe. Mag sein. Aber ich denke - und vorsichtig, dies ist persöhnliche Meinung - dass es durchaus zu Problemen kommt, wenn man den Absprung "verpasst". Beziehungen in der Schule und in den 20zigern können durchaus wichtig für die Persöhnlichkeitsentwicklung sein. Man hat einen anderen Menschen, von dem man lernt, mit dem man Erfahrungen macht und neue Perspektiven bekommt - und dies wahrscheinlich inniger als bei jeder Freundschaft. Ein einsamer Mann Anfang 30 hatte all dies nicht und wahrscheinlich nur seine eigenen Gedanken und das Internet, wenn sogar Freundschaften fehlten. Er konnte nie seine eigenen Fehler klar in Interaktionen mit einer anderen Person erkennen und an ihnen wachsen. Beruflich geht es vielleiht voran, aber in vielen Apsekten bleibt sein Leben stehen. Kurz: Ohne äußeren Input und Möglichkeiten der Selbstreflexion (die meiner Meinung nach auch angestoßen werden müssen), verkriecht er sich wie ein Igel und sieht die Welt und die Umstände als ein Fluch und Feind an. Eine Spirale die nur nach unten geht.
Solche einsamen Männer landen halt häufig bei Incel-Seiten, Redpill-Gurus wie Andrew Tate oder noch extremeren Gruppen. Wenn die Gesellschaft gefühlt nichts für einen tut, kann man sich genausogut direkt gegen die Gesellschaft wenden. Viele fallen direkt in die Rechtsradikalität und ich meine mich zu erinnern, dass der IS damals auch solche Männer angelockt hat.
Was man tun kann? Schwierig. Selbstschuld zu schreiben, bringt meistens nicht. Die Männer sind meistens so sehr in einem negativen Gedankenkarussel gefangen, dass sie von selbst nicht daraus herausschnappen können. Da helfen dann auch nicht Ratschläge wie "geht mal unter die Leute". Ein spezialisiertes Supportnetzwerk wäre ein Anfang. Etwas, was die Männer auffängt und verhindert, dass sie direkt in Echo-Kammern landen. Zumindest
etwas, was verzweifelten Singe-Männern das Gefühl gibt, dass man ihr Leiden wahrnimmt und sie nicht einfach hängen lässt.
Denn wenn sie so etwas nicht bekommen, kann es durchaus böse enden.