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Alte Mutter, Verbitterung

_vogelfrei

Sehr aktives Mitglied
Vielleicht ist ihr Frust auch berechtigt?

Ergänzung: Ich meine damit, dass viele Frauen dieser Generation ja wirklich ein eher beschwerliches Leben hatten, tatsächlich oft zum putzen verdammt waren, wenig Möglichkeiten und Mut fanden, gegen ihre Rolle zu rebellieren. Wenn es dann auch wirklich noch eine Affäre gab, die deine Mutter damals mehr oder weniger still ertragen hat, kann ich verstehen, wenn jetzt sehr viel Frust zum Vorschein kommt.
Ich kann verstehen, dass das für dich schwierig und anstrengend ist, aber vielleicht wäre auch eine Option, deine Mutter in diesen Gefühlen ernstzunehmen und anzunehmen, dass sie halt so fühlt, wenn sie auf manches zurückblickt? Zu versuchen, solche Gefühle einfach wegzuwischen, funktioniert in der Regel nicht so gut.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bananarama

Mitglied
Hallo Moncici,
ich habe beruflich sehr viel mit alten Menschen zu tun (nicht pflegebedürftig) und beobachte häufiger, dass manche biestig und bösartig werden. Du kannst nur dich selbst schützen. Grenze dich ab, sag ihr, wenn es genug ist und dass du es bedauerlich und schade findest.
Nur sie kann es ändern.
Ich glaube nicht, dass es deshalb eine gesetzliche Betreuung geben wird....
Wenn sie den Kontakt zu dir will, wird sie sich schon anders verhalten können. Vielleicht ist ihr das auch egal, das ist hart zu akzeptieren.
Alles Gute für dich.
Gruß S.
Das ist ein guter Rat Dich abzugrenzen.
Es ist Aufgabe Deines Vaters sich der Situation zu stellen.
Was sagt er zu den Vorwürfen

Bitte ihn um ein Gespräch was er zu tun gedenkt
 

Savay

Aktives Mitglied
sie sei ihr Leben lang betrogen und belogen worden (angeblich hatte mein Vater vor zig Jahren eine Affäre). Jetzt holt sie alles raus.
Wenn sie das bisher einfach nur geschluckt hatte, kommt das irgendwann alles mal hoch. Die Enttäuschung, der Schmerz und die Wut.
Und es braucht meiner Meinung nach eine würdige Anerkennung des Unrechts, dass ihr widerfahren ist, kein unter den Teppich kehren und relativieren.
Da mag es egal sein wie lange das her ist, es muss jetzt durch lebt werden damit es einen Abschluss findet. Für sie sind da keine 40 Jahre dazwischen, es ist für sie als wäre es vor einer Woche gewesen.

Bei meiner Oma war genau das gleiche. Erst im Alter zeigte sich ihre ganze Wut und Schmerz über den Verlust ihrer Lebensträume.
Das ist verständlich weil man im Alter mehr zurück schaut als nach vorne und sich fragt, hatte ich ein gutes Leben? Andere fragen sich auch, war ich rückblickend ein guter Mensch.
Beide Fragen können schmerzhaft sein.

Wie lange ist sie denn jetzt in dieser Phase?

Meine Oma hatte sich irgendwann wieder halbwegs gefangen. Irgendwann merkte sie wohl, dass es angenehmer ist, an die schönen Dinge in der Vergangenheit zu denken. Sie besuchte sogar noch ihre Jugendliebe.
Aber alles braucht seine Zeit.
Finde diese Phasen hin zur Akzeptanz von Verlust erklären es sehr gut.
Erst wird geleugnet, dann gefeilscht, dann kommt die Wut aufgrund des Verlustes, dann die Trauer und dann kann die Annahme geschehen.
Das muss nicht in dieser Reihenfolge passieren, bzw kann hin und her springen und manch einer verweilt recht lange in einer Phase.
So verharren einige, des lieben Friedens wegens (Familienfrieden, den Kindern oder des Jobs wegen) in der Phase des Verleugnens und Feilschens.
Diese Gefühle, die deine Mutter jetzt hat, hätten zur aktuellen Zeit des Fremdgehens wahrscheinlich dazu geführt, dass die Familie zerbrochen wäre.
Vielleicht könnte man ihr danken, dass sie dies auf sich genommen hat. Das könnte ihrem Leben und vergangenem Tun nochmal Sinn und ihr Trost geben.

Wichtig finde ich aber auch, dir klar zu machen dass du nicht dafür verantwortlich bist, wie sie mit diesem Thema umgeht oder wie sie sich verhält.
Du bist kein ausgebildeter und bestellter Therapeut. Wenn sie will dass es ihr mit diesem Schmerz besser geht, muss sie sich auf den Weg machen und nach Lösungen suchen.
Wenn sie das jetzt nicht will und lieber voll im Schmerz und Selbstmitleid zerfließen will, ist das ihr gutes Recht und ihre Entscheidung.


Deswegen weiß ich auch gar nicht was ich noch tun kann, ohne mir hinterher Vorwürfe zu machen.
Du bist nicht verantwortlich. Verinnerliche das am besten. (Dieser Satz erinnert mich etwas an Co-Abhängigkeit)
Es ist das Leben deiner Mutter, wie sie leben will kann sie für sich entscheiden. Und wenn sie grad der Wut und dem Schmerz Luft verschaffen will, ist das ihr gutes Recht. Und du kannst dennoch ohne Selbstvorwürfe dein Leben weiter leben.

Und es besteht auch kein Anspruch darauf, dass alles und Jeder so bleibt wie er ist. Menschen und Situationen verändern sich.
 

kaela

Aktives Mitglied
Ich würde dir auch raten, wie viele hier, dich abzugrenzen, wenn es dir zu viel wird. Aber in einer Phase, in der du ihr was geben willst: Vielleicht braucht sie mal jemanden für ein ernstes Gespräch über ihre Vergangenheit?

Hat dein Vater ihr erlaubt, arbeiten zu gehen? Früher hatte ja leider der Ehemann in dieser Sache das letzte Wort. Konnte sie ihre Hobbys ausleben? Hatte sie wirklich gute Freundinnen, mit denen sie viel unternommen hat? Oder war sie dazu verdammt, zu Hause zu sitzen, den Haushalt zu schmeißen und die Kinder zu erziehen - ohne Hilfe des Ehemanns?

Natürlich ist es auch möglich, dass bei ihr auch eine Demenz o. ä. zusätzlich vorliegt.
 

auchhier

Mitglied
Ich denke das ist in erster Linie mal eine Depression. Ausgelöst durch ständige Schmerzen (mein Vater hatte auch Spinalkanalprobleme, das muss furchtbar sein), Krankenhausaufenthalte, man muss selbst damit klarkommen dass der Körper immer schlechter funktioniert, Freunde wegsterben, keine Zukunftsperspektive mehr. Wenn ein Mensch einen schlimmen Unfall hat oder schwer erkrankt und mit solchen körperlichen Schmerzen und Problemen kämpft und das ganze Leben in Frage gestellt wird, dann wundert sich doch auch niemand, dass die Person depressiv wird. Warum sollte das bei einer alten Person anders sein? Dass Negatives aus dem langen Leben dabei raufkommt, ist ein Teil davon, nicht der Grund dafür. Sie sollte das in erster Linie mal mit dem Hausarzt besprechen.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Long Story short: sie sei ihr Leben lang betrogen und belogen worden (angeblich hatte mein Vater vor zig Jahren eine Affäre). Jetzt holt sie alles raus.
Keiner kann ihr was recht machen, sie fühle sich verarscht und nur als Putzfrau, Fußabtreter...
Das ist eine Phase, eine, wo sie nichts dafür kann, ein typischer Verlauf bei Demenz- man ist dann misstrauisch, wütend, alles halt, was Ekel ausdrückt- ihr gehts psychisch bergab, dementsprechende Töne kommen nun aus ihr heraus- so etwa. Je böser sie ist, umso schlechter gehts ihr. Die bittere Neige, sagte mal ein Hirnforscher. Da kommt aller Frust noch mal hoch- oder jene Synapsen feuern noch, die anderen sind gedeckelt.
Fazit, das ist eine Krankheit. Wie geht man damit um? Gebt ihr Beruhigungszeugs, das ist sicher zu bekommen vom Arzt. Die letzten Tage sollen halbwegs stressfrei sein, bevor sie so aufgewühlt rumläuft, wäre für sie sicher besser, wenn sie beduselt ist durch dämpfende Medikamente.
Es ist alles so traurig, ich hoffe bei mir auch, dass man mir nachsieht, wenns bei mir so weit ist.
Ich habe noch nicht alles gelesen, wäre nicht gut, sie in ein Heim zu geben, die kennen sich damit aus und vor allem, dort trifft sie Kameraden, die sie ablenken können. Unsere Oma, die Mutter meines Lebensgefährten war so was von unmöglich, dann brach sie sich den Schenkel, kam in ein Pflegeheim, dort war sie bald wie ausgewechselt, sie sang wieder, sie war gut gelaunt, sie war wieder beweglich- rein, weil sie dort musizierten, sich trafen miteinander, sich versorgt fühlten auch mitten in der Nacht, also wo weit weniger Angst war, viel mehr Gleichgesinnte um einen waren, Leute, die alle gleich alt waren- so ungefähr. sie hat sich gewehrt zuerst, stellte sich aber blitzschnell um und wie gesagt, keiner dachte, dass das derart gut für sie war. Mein Freund ist ein miserabler Pfleger, er ist völlig hilflos bei so einer Herausforderung, so lieb er ist, er ist eben wirklich überfordert gewesen bei ihrer Art, die sie zeigte.
Ich konnte sie nicht pflegen, wollte auch nicht, weil sie so böse war und so grausig.
Hab kein schlechtes Gewissen, leg sie in gute Hände.
 

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