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Gast
Meine Einschätzung wäre, dass es der Nachbar nicht in erster Linie auf dich abgesehen hat und darum die Gefahr wahrscheinlich nicht so groß ist wie du denkst.Hallo,
ich fühle mich durch meinen Nachbarn bedroht.
Auszug aus dem Gedächtnisprotokoll dass ich der Polizei und dem Ordnungsamt
Er handelt offenbar zumindest teilweise irrational, möglicherweise auch wahnhaft. Offenbar hat er aber den Bezug zur Wirklichkeit nicht komplett verloren. Du schreibst beispielsweise, dass ihm eine Gefährdung durch Polizei/ Ordnungsamt durchaus bewusst ist. Dass er dir nicht geglaubt hat, dass es nicht du warst, die das Ordnungsamt gerufen hat, spricht eher für seine Fähigkeit, noch rational zu denken, nicht dagegen.
Dieses Abstreiten von dir war übrigens psychologisch verständlich (wahrscheinlich hattest du Angst in dem Moment), aber trotzdem ein Fehler. Im Normalfall kann jemand, der wegen irgendwas angeschuldigt wird, erfahren, wer das war, wenn er die paar Euro in die Hand nimmt, die eine Akteneinsicht durch einen Anwalt kostet.
Mit anderen Worten: wenn er will, kriegt er problemlos raus, dass du gelogen hast. Das ist jetzt nicht so furchtbar schlimm, es schwächt aber evtl deine Glaubwürdigkeit in weiteren Verhandlungen mit ihm.
Ganz grundsätzlich hast du nichts falsches gemacht. Grenzen setzen usw wird ja nicht umsonst immer wieder empfohlen. Und natürlich stört es, wenn du arbeiten willst und es Lärm an der Tür gibt.
Nur ist in diesem Fall 'die andere Seite' halt kein vollständig rational denkender Mensch. Ob er jetzt krank ist oder einfach manchmal weg von der Realität, weil er Drogen nimmt, kann dir meiner Meinung nach vollständig egal sein. Du bist nicht sein Arzt, du bist nicht sein Therapeut, du bist nicht seine Mutter und um Hilfe gebeten, hat er dich auch nicht.
Der einzige Berührungspunkt mit ihm ist, dass er Lärm macht, der dich stört. Und hier würde ich das gleiche empfehlen, wie wenn du ein Lärm-Problem mit einem total normalen Nachbarn hättest, der nach 22 Uhr zu laut Musik hört: mit ihm sprechen.
Natürlich hättest du das Recht, auch da jedes Mal die Polizei zu rufen, wenn du ihn bittest, das zu lassen , und er das trotzdem immer wieder tut. In der Praxis funktioniert das aber auch nur lala und manchmal gar nicht. Wegen Lärmbelästigung wird ja kein Polizeischutz 24h gestellt. Verständlicherweise.
Guck mal in jedes Mietrechtsforum, das du nur finden kannst. Lärmbelästigung durch Nachbarn empfinden sehr viele als sehr störend.
Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem hier nicht, dass dein Nachbar spinnt und von Zeit zu Zeit an deine Tür hämmert, sondern die Tatsache, dass bei dir aufgrund einer eigenen Erkrankung die Nerven eh schon blank liegen und dich das darum außergewöhnlich stark stört.
Bitte nicht falsch verstehen: natürlich darf er das nicht. Du bist absolut im Recht!
Nur ist dein Nachbar halt gerade, warum auch immer, nicht ganz in dieser Realität. Darum kann er gerade tatsächlich nicht verstehen, dass er etwas falsches macht. Damit meine ich wirklich 'kann nicht ' nicht 'will nicht'. Das bedeutet, nebenbei bemerkt, dass du eigentlich in der stärkeren Position bist, verglichen mit ihm.
Was du aus meiner Sicht tun kannst: sprich mit deinem Arzt, was du tun kannst, um dein Sicherheitsgefühl zu stärken. Ich glaube, manche Entspannungstechniken gelten bei der Erkrankung, die du hast, als kontraindiziert, aber nicht alle.
Besprich das darum mit deinem Arzt, wenn du was ausprobieren willst. Ein oder zwei tiefe Atemzüge werden wahrscheinlich nicht schaden, aber besprich das wie gesagt mit Arzt oder Therapeut.
Ein weiterer Weg, dein Selbstbewusstsein und dein Sicherheitsgefühl zu stärken, könnte ein Selbstverteidigungskurs sein oder mit einer Kampfsportart deiner Wahl zu beginnen.
Vielleicht fühlst du dich sicherer, wenn du das Gefühl hast, dass du einem evtl Angriff körperlich was entgegen zu setzen hast. Außerdem tust du dann auch unmittelbar was für deine Gesundheit (Bewegung). Im Zweifelsfall besprich auch das mit deinem Arzt.
Pfefferspray ist Mist, sorry. Wenn du dich mit Pfefferspray sicherer fühlst, meinetwegen, aber dann tu dir bitte einen Gefallen: Übe irgendwo ganz alleine draußen an einem einsamen Ort, wie du so ein Spray geschmeidig ziehst und gezielt in die richtige Richtung abfeuerst. Das ist alles andere als trivial.
Mach das vorzugsweise im Rahmen eines Selbstverteidigungskurses. Wenn du alleine übst, wundere dich nicht, wenn Leute, die dich trotzdem zufällig sehen, einen seltsamen Gesichtsausdruck bekommen.
Oh, und falls dich jemand fragt, was du da tust, gib ehrlich zu, dass du übst. Aber bitte sag dazu, dass du so wahnsinnige Angst vor Hunden hast. Und achte auf die Windrichtung und darauf, dass andere Menschen oder auch Tiere sehr weit weg von dir sind.
In Deutschland ist die Anwendung von Pfefferspray gegen Menschen verboten. Ist in anderen Ländern, wie Österreich möglicherweise anders.
Pfefferspray fällt in Deutschland unter das Waffenrecht. Der Verkauf und Besitz von Pfefferspray ist zwar erlaubt, aber nur zur Abwehr von Tieren, wie z B Hunden.
Wenn du Pfefferspray gegen deinen Nachbarn einsetzt, dann machst du dich formal und in der Realität eines Angriffs mit einer Waffe schuldig.
Wahrscheinlich machst du dich dann auch der Körperverletzung schuldig. Wenn du das Zeug in einem geschlossen Raum abfeuerst, kriegt ihr wahrscheinlich beide eine Nase voll davon ab. Und das hat dann die Konsequenzen, die Pfefferspray eben hat
Das heißt, wenn die Polizei davon erfährt, muss sie ermitteln. Wenn dabei rauskommt, dass du wirklich in Notwehr gehandelt hast, dann wird das Verfahren gegen dich wahrscheinlich wieder eingestellt.
Ob dir jemand glauben wird, dass es diesmal ganz ehrlich super gefährlich für dich war und du dich wehren musstest, wenn du schon einen längeren Konflikt mit dem Nachbarn laufen hattest und der das abstreitet?
Möglich.
Oder sie glauben dir, dass du geglaubt hast, dass du dich wehren musstest. Aber sie glauben auch, dass du die Situation aufgrund deiner eigenen Krankheit falsch eingeschätzt hast. Und das könnte für dich wirklich unangenehme Konsequenzen haben.
Bitte denke für dich durch, ob dir das Recht auf Ruhe und ungestörtes Arbeiten in deiner Wohnung dieses Risiko wirklich wert ist.
Was ich an deiner Stelle tun würde? Nimm dir eine Vertrauensperson mit, wenn du da jemanden kennst, und klingle bei deinem Nachbarn an der Tür.
Erkläre ihm dein Problem so ehrlich wie möglich. Wenn er abstreitet, dass er es ist, der immer wieder an deine Tür klopft, akzeptiere das.
Möglicherweise glaubt er das in diesem Moment wirklich. Biete ihm dann eine Entschuldigung dafür an, dass du fälschlicherweise gedacht hast, dass er das war und du ihm darum unnötig die Polizei auf den Hals gehetzt hast.
Falls er die Entschuldigung akzeptiert, dann schüttelt euch die Hände.
Frage ihn dann auch, was du aus seiner Sicht wegen des Lärms unternehmen solltest. Der stört dich ja massiv bei der Arbeit und reißt dich immer wieder raus. Egal, wie absurd sein Vorschlag dann ist, denk zumindest ernsthaft drüber nach. Mir z B zumindest wäre die Ruhe es durchaus wert, da das Anarchie-A auf der Tür zu haben, falls das seine Lösungsidee wäre.
Falls er die Entschuldigung alleine nicht akzeptieren sollte, kannst du ihm zusätzlich noch was anbieten. Frag ihn, was er haben will. Ich glaube aber nicht, dass das nötig sein wird.
Und häng ein Schild an deine Tür: bitte klingeln, nicht klopfen.
Bitte versuch nicht, ihn in irgendeiner Form anzulügen. Er ist irre, nicht blöd. Bleib darum authentisch. Wenn er von Dingen erzählt, die du nicht nachvollziehen kannst, dann sag ihm genau das, wenn du überhaupt was dazu sagen willst.
Also zum Beispiel: die kleinen lila Monster im Flur sind super gefährlich! Dann nicht: ja, klar, die sind furchtbar.
Sondern: davon habe ich noch nie gehört und kann mir gerade auch schwer vorstellen, dass es sie gibt. Aber wenn ich mir vorstelle, dass so was existiert - das klingt ziemlich schrecklich. Aber wenn es dir nichts ausmacht, dann möchte ich jetzt weiterarbeiten. Tschüss!
Wenn Sprechen mit dem Nachbarn auch nicht hilft, dann klär mit deinem Arbeitgeber ab, ob du wirklich im Home-Office arbeiten musst. Bei so einem Nachbarn würde ich auch mit einem gebrochenen Zeh lieber zur Arbeit hinken, als mich mit ihm auseinander zu setzen.
Klar, das konntest du ja am Anfang nicht wissen. Aber jetzt weißt du es ja. Nach einer neuen Wohnung schaust du ja schon, also geht es ja eher um einen überschaubaren Zeitraum.
Falls es dir insgesamt zu viel Stress macht Zuhause, dann könntest du evtl woanders hin fahren, in Urlaub oder vielleicht auch von woanders aus arbeiten, wenn das geht (zB Laptop / Bibliothek).