Bei mir.
Ursache:
gleichzeitige Scheidung nach 4 fachem Umzug und zurück zur Familie, Trennung von meinen Kindern, die danach entfremdet wurden, neue Wohnung eingerichtet, Gerichtsverfahren, Trennungsunterhalt, Finanzsorgen, Führerschein Klasse II, neue Tätigkeit in einem anderen Geschäftsbereich, excessiver Nebenjob, Schlaflosigkeit, Überlastung.
Folge
Entwicklung einer massiven Depression, Unvermögen aus Gedanken zu entfliehen, abgewiesen durch einen Pater am Gymnasium, der sich in grösster Not für "nicht zuständig" erklärte, Verlust der letztmöglichen Hilfeinstitution (Kirche), Suizidversuch 180 Schlaftabletten, bewusstlos geworden und gefunden worden, Krankenhaus, Verlegung in eine andere Klinik auf Grund intensiver Intervention der findenden Person unter massiver Androhung von Konsequenzen, dort erst Intensivstation und lebensrettende Maßnahmen eingeleitet. Halluzinationen, Entlassung auf eigenen Wunsch, Hausarzt. Psychologische Behandlung und Medikation abgebrochen.
Selbstreflexion und Ergebnis
Mein Hausarzt wusste vielleicht nicht, wie er mir helfen konnte.
Wie sehr er mit geholfen hat, wurde klar, als ich mir seine Worte ins Gedächtnis rief:
"weg mit Schaden!"
Ich begann also darüber nachzudenken, dass ich nicht immer traurig war. Es gab vorher eine andere Zeit.
Meine Logik war, dass ich die Zeit zurück drehen musste sprich: dass ich nur die Verhältnisse wie davor herstellen musste, um gefühlsmässig auch wieder in dieser Zeit "zu landen".
Also habe ich all das wieder aufgebaut, was ich unterdessen abgestoßen habe.
Mein Hobby, die Teilnahme an der Gesellschaft, Struktur im Alltag sowieso(!), da ich nach jedem vollbrachten Tag wusste, dass am nächsten Tag neue Herausforderungen anstehen.
Die Herausforderungen hatte ich damals bereits einmal gemeistert; es war kein Problem aber Routine.
Meine Depression hatte ich wohl immer noch.
Depressionen machen unerwartet traurig, aus nichtigem Anlass. Alles kann triggern, egal, ob es ein verwelktes Blatt ist, eine tote Maus, der Gedanke an Morgen.
Die Depressionen wirkten sich auf mein Aussehen aus: verspannt, verkrampft, geschwollene Augen.
Ein Blick in den Spiegel und ich wusste wie es um mich stand. Andere spürten es aber auch.
Damit war ich im Allgemeinen nicht mehr gesellschaftsfähig und begann mich zu isolieren.
Der Höhepunkt trat ein, als ich zitternd an einer Tankstelle Zigaretten kaufen wollte, unfähig, das Geld zu zählen, schweißnass und die Haare im Nacken aufgestellt, weil ich beobachtet wurde. (Soziale Phobie).
Wurde ich?
Hier war der Höhepunkt des Leidensdrucks erreicht. Ein wichtiger Zeitpunkt, da er markiert, ob ich danach endgültig untergehe oder die Wende einleite.
Da ich zuvor bereits einmal gestorben bin, habe ich überlegt, ein weiteres mal zu sterben. Und bin Samstag Abend in die Skihalle gefahren. Inmitten all der fröhlichen feiernden Leute gedachte ich zu sterben.
Was ist passiert?
Nichts. Nichts und wieder nichts.
Niemand hat mich wahr genommen, zwischendurch war ich auf Toilette, hab mich übergeben, bin danach wieder zurück. Immer noch keine Reaktion.
Da der Tod also nicht eintreten wollte, habe ich es fortan wöchentlich zweimal gemacht, Freitag Abend und Samstag Abend. Es hat nicht geklappt, zu sterben.
Nach und nach trat allerdings die Gewohnheit ein, es ergaben sich - ungeplant, aber erhofft? - nette Kontakte. Ich habe mich also geändert: Direkte Konfrontation mit dem Übel zwecks Überwindung der Hemmnisse!
Desweiteren habe ich nachgedacht, welchen realen Grund ich haben könnte, traurig zu sein.
Ich habe meine Traurigkeit an der üblichen Reaktion Gesunder gemessen.
Die meisten Situationen wurden von ihnen mit einem Schulterzucken beantwortet.
Lag ich falsch?
Meine Depressin musste demnach irreal sein.
Wenn ich es schaffe, meine Gedanken mit der angeblichen Ursache zu verknüpfen und Folgerungen zu erreichen, wie sie andere Leute auch erreichen, würde ich nicht mehr traurig sein müssen.
Das Nicht-traurig-sein war jedoch schwierig zu überwinden: charakterlich "steht" man entweder darauf, sich in die Opferrolle zu begeben, also Gründe für Traurigkeit herbei zu sehnen, oder eben nicht.
Ich wollte aber keine Traurigkeit mehr.
Leider hatte ich kein Handbuch und musste mich selbst über lange Zeit entwickeln.
Ich habe dann aber festgestellt, dass ich Kraft meiner Gedanken am Fenster stehend die Depression herbei rufen kann, indem ich an etwas negatives denke.
In dem Bewusstsein, dass ich etwas testweise falsch mache, konnte ich die Depression also herbei führen - aber auch wieder abschalten.
Ich habe hierdurch gelernt zu erkennen, wann es sich um eine Depression handelt und wann nicht.
Daher lebe ich seitdem mit einem weit erhöhten Gefahrenbewusstsein für diese Empfindung.
Es ist nichts anderes, als wäre man sich der Gefahren im Verkehr oder des Ertrinkens am See bewusst und hätte ein Gespür dafür entwickelt, wann es kritisch sein kann.
Ebenfalls testweise habe ich übermäßig getrauert, als mein Vater gestorben ist.
Ich war mir jedoch bewusst und habe es geplant, dass ich dies zulassen durfte, dass es gut war und richtig.
Dass es keine Depression war sondern real.
Und dass es zu einem vorher zu beziffernden Zeitpunkt zu Ende zu sein hat! Merke:zu Ende zu sein hat!!
Heute berührt mich das Thema Depression immer noch.
Ich werde es auch wohl nicht mehr los.
Das macht mir aber nichts aus , da ich gelernt habe, mich zu beobachten und es zu steuern.
Danke fürs Lesen, werdet gesund und bleibt es auch.