Der Grund liegt einfach darin , dass der Grundauftrag des Kapitalismus erfüllt ist .
Der Grundauftrag des Kapitalismus ist "ich will mehr". Kann "mehr" jemals erfüllt sein? Der Trieb sicher zu entwickeln, sich zu verbessern, wohnt jedem Menschen inne und das ist zunächst einmal gut so. Ohne diesen Antrieb wären wir in der Steinzeit und hätten nicht einmal das Rad erfunden.
Es ist imho aber schon ein Fehler den Kapitalismus als Sündenbock zu benennen, selbst in einem Sozialismus gibt es finanzielle Grabenkämpfe. Der Unterschied ist oft nur, dass im Kapitalismus das Geld regiert und im Sozialmus eine andere (nicht unbedingt bessere) Macht. Tatsächlich sehe ich den Kapitalmus als natürliche Ordnung der Dinge an.
Zum Thema Arbeitslosigkeit
Im Jahre 2005 hat die Arbeitslosenquote mit 11,7% und einer Arbeitslosenzahl von 4,9 Millionen den Höchststand der Arbeitslosigkeit in Deutschland erreicht und zwang zu Arbeitsmarktreformen. Bis auf 2005, wo die Arbeitslosenzahl kurzzeitig von 3,3 auf 3,4 Mio. angestiegen ist, ist die Arbeitslosenquote und Arbeitslosenzahl kontinuierlich gesunken. Im April 2013 lag sie bei 5,4%.
Das klingt natürlich schöner als es ist, weil sich in den "neuen" Arbeitsplätzen Zeitarbeit und Billiglöhne verstecken. Ganz pragmatisch muss man aber sagen, keine Regierung in Deutschland wird sich mit einer Arbeitslosigkeit über 10% halten können. Arbeitslosigkeit ist ein großes Problem.
Arbeit hat neben dem Geldverdienen weitere latente Eigenschaften:
- Arbeit zwingt zu Aktivität
- Arbeit strukturiert den Tagesablauf
- Arbeit versorgt den Menschen mit Zielen
- Arbeit sorgt für soziale Kontakte außerhalb der Familie
- Arbeit definiert den Status und die Identität eines Menschen
Viele Menschen WOLLEN arbeiten und ich bin davon überzeugt, wir brauchen eine Politik, die Arbeitsplätze sichert.
Ist Hartz 4 ungerecht?
An vielen Stellen ja. Weder der "Arbeitszwang" noch die Sanktionen erreichen gute Ziele. Wer nicht arbeiten will, findet seine Wege. Und zur Arbeit gefordert wird jeder alleine durch die finanzielle Not. Insofern bin ich auch der Meinung, dass Hartz 4 eng geschnürt sein muss, ABER (!) mit der Möglichkeit fair bezahlte Arbeit zu finden. Am letzteren hapert es imho am meisten. Ich kann auch jeden Hartz 4 Empfänger verstehen, der sagt für ~100€ mehr im Monat geh ich doch nicht Vollzeit arbeiten, erst recht nicht für ne Zeitarbeitsfirma, bei der ich nach nem halben Jahr wieder gefeuert werden. Das problem ist hier aber weniger Hartz 4 als vielmehr die Arbeitswelt.
Warum gibt es nicht genug Arbeit bzw. so viele Billiglöhner?
- Auf der einen Seite ist es durchaus der böse Wettbewerb, der zu Verschlankung zwingt. Es ist die fortschreitende Automation von Prozessen. All das ist aber nicht verhinderbar, denn wir wollen ja Wohlstand, Fortschritt und günstige Produkte.
- Auf der anderen Seite steht aber etwas, was man durchaus ändern kann. Qualifikation z.b..
Immer mehr (vor allem ältere) Arbeitnehmer haben keine Qualifikation mehr, die für den Arbeitsmarkt jenseits der Billiglöhne geeignet sind.
Ganz andere Frage drängt sich mir aber auch auf.
Wenn es weniger Arbeit gibt, warum wird diese dann nicht verteilt? Warum gibt es keine 35 Stundenwoche? Warum arbeiten wir bis 67 wenn es doch weniger Arbeit gibt? Wenn Firmen dank Automation und Verschlankung mehr Gewinne machen, warum geben sie diese Gewinne nicht an die verbliebenden Mitarbeiter durch Lohnsteigerungen weiter?
Die Antwort ist einfach: Die Unternehmen präsentieren sich als Rückgrat der Wirtschaft. Sie argumentieren, dass sie nur so Arbeitsplätze schaffen, sonst müssten sie abwandern oder noch mehr entlassen.
Mein Liebligsbeispiel Erbschaftssteuer: Wir alle zahlen sie! Wir alle? Nein, die reichen Unternehmer zahlen sie nicht, denn da hängen ja Arbeitsplätze dran. Die Arbeitsplätze als Geiseln gegen eine Besteuerung, klappt super! Und wir wundern uns warum die Reichen immer reicher werden.
Fazit:
A) Hartz 4 (ohne Sanktionen und Zwang) halte ich für ok
B) Wir brauchen höhere Löhne
C) Arbeit muss gerechter verteilt werden
D) Wir brauchen mehr Bildung und bessere Qualifikation bis ins hohe Alter
E) Wir brauchen gerechte Steuern (insb. Erbschaftssteuer)