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Ein Handwerk lernen - Und dann?

Saskia

Aktives Mitglied
Ich selbst geh auf die 40 zu, für mich kommt es also eigentlich nicht mehr in Frage. Aber wenn man ein Haus hat und Handwerker rar sind, wäre es schon das ein oder andere mal hilfreich gewesen, ich hätte was handwerkliches gelernt, um es selbst anwenden zu können.
Aber schon damals hieß es: Da muss man schon den Meister machen, um später sich finanziell was aufbauen zu können.
Natürlich hat es einen großen Vorteil wenn man sich selbst behelfen kann.
Das Leben ist jedoch viel zu komplex, dass man stets immer selbständig alle Fassetten bedienen kann.
Nur weil man ein Auto fährt muss man es deshalb selbst reparieren können.
In vielen Handwerksberufen muss man nicht mehr zwingend eine Meisterausbildung absolvieren um sich Selbständig zu machen, oder immer hart körperlich dafür arbeiten, spontan fällt mir dazu Beispielsweise der Uhrmacher ein, es gibt noch eine Vielzahl mehr dazu.
Das Wichtigste ist Talent, der Wille, die Leistungsbereitschaft sich ausbilden zu lassen.
 
G

Gelöscht 90655

Gast
Es liest sich ja schon aus der Bezeichnung heraus, ein (Ge) Werk mit der Hand zu verrichten.
Die schulischen Vorraussetzungen für eine solche Lehre sind gering, ein gewisses händisches Geschick ist allerdings zwingend vorausgesetzt.
Aber als Geselle alt werden in dem Lehrberuf ist zwar keine Sache der Unmöglichkeit, aber sehr sehr selten.
Meistens macht einem die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung, wenn einer z.B. ne Maurerlehre mit 16 anfängt, dann soll 52 Jahre in dem Beruf gebuckelt werden, ich schätze die wenigsten werden so 50 Jahre alt werden.
Ohne Meister-, Techniker-, Gutachter- Ausbilder- Weiterbildung bzw. Studium kann ich jedem nur abraten diesen Weg zu gehen.
Da ist Frührente bzw. (Alters) Harz4 bis dahin fast vorprogrammiert, oder man bekommt mit 55 ne Umschulung zum Schreibtischattentäter.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

grauer Kater

Aktives Mitglied
Was mir so im Nachhinein betrachtet aber eigentlich auch gut gefallen hätte, wäre als Handwerker wie in den alten Traditionen der Zünfte "auf die Walz" zu gehen. Damit verbinde ich heute Abenteuer, frei sein, neue Länder, Kulturen und auch ausländiche Handwerkskollegen anzutreffen und mit ihnen zu arbeiten ...
Oh ja.
Mein Ururopa mütterlicherseits ist auf die Walz gegangen, aber nicht so arg weit gekommen, weil er dann meine Oma kennengelernt hat.
Ein Ururopa väterlicherseits ist auch anscheinend im Ausland gewesen, das muß aber ein total vogelwilder Kamerad gewesen sein. Ich kann mich noch erinnern, wir waren im Kroatien-Urlaub, da wollte mein Dad eine Kirche in der Salzburger Gegend besichtigen. In der hatte unser Uropa den Seitenaltar gemacht. Daß mein Ururopa mit Holz gut umgehen konnte, habe sogar ich noch mitbekommen. Einer Kundschaft von uns hat er einige Krippenfiguren geschnitzt...wenn man die sieht, haut es einen freiweg vom Stangerl. Er hat noch weiteres gemacht, wo ich einfach sagen muß "Boah, leck mich", ich bin stolz darauf, daß er mein Vorfahr war.
Ich bin auch auf den anderen Ururopa stolz, weil der bei uns im Dorf der Bader war, der Arztvertreter praktisch. Er hat seine Sache gut gemacht, weil uns das bis heute als Hausname geblieben ist.

Handwerk ist nie verkehrt.
Handwerk ist etwas, das man mit seinen Händen schafft. Viele, viele Menschen wissen ja gar nicht mehr, was das überhaupt ist.
 

Werniman

Mitglied
Ich habe von 1992-1996 den Beruf des Gas-Wasser-Installateurs gelernt und abgeschlossen. Und danach schleunigst den Beruf gewechselt. Warum ? Weil die Firma, wo ich das gelernt habe, ein absoluter Horror-Laden war. Um mal etwas ins Detail zu gehen:

1. Normalerweise hat der Beruf große Schnittmengen mit dem des Heizungs-Lüftungsbauers (inzwischen wurden die Berufe übrigens zusammengelegt), d.h. die Azubis lernten schon damals beide Berufe parallel, was meist dadurch bedingt ist, dass sich die Berufe in kleinen Firmen nicht voneinander trennen lassen. Nicht so in der Ausbildungsfirma, in der ich gelernt hatte. Die Firma war fast 160 Mann groß, davon etwa 50 Gas-Wasser-Gesellen. Die Gewerke wurden streng getrennt, keiner machte Sachen des anderen Bereiches. Von Heizungsbau hab ich also keinen Schimmer. Allein das reicht schon, um mit dieser Ausbildung hinterher keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt zu haben.

2. Die Azubis waren eigentlich nur die Deppen, die die Sachen machen mussten, die den normalen Gesellen zu unangenehm/schwer waren: Werkzeug schleppen, Material schleppen, Dreck wegmachen, Löcher stemmen, Rohre abisolieren usw. Mit viel Glück hatte man mal ´ne Baustelle, wo man mal Gewinde schneiden und einhanfen konnte, aber das war eher die Ausnahme. Kein Aas hat sich die Zeit genommen, den Azubis mal was zu zeigen. Erst im letzten Jahr hatte ich einen älteren Gesellen erwischt, der das gemacht hat. Aber da war mein Interesse an dem Beruf längst dahin.

3. Arbeitsschutz war ein Fremdwort. Ich habe damals monatelang mit großen Bohrhämmern (=im Grunde sind das überdimensionale Bohrmaschinen) Löcher in Decken und Wände gestemmt, alles ohne Gehörschutz. Das Ende vom Lied: Heute habe ich eine ausgeprägte Hochtonschwerhörigkeit, trage Hörgeräte und kann oberhalb von 1000khz nur noch etwa 35% hören. Und das mit Mitte 40.
Auch sonst war Arbeitsschutz weitestgehend unbekannt: Schutzbrillen wenn man mit Trennschleifern hantiert ? Unbekannt. 3x war ich für jeweils 2 Wochen außer Gefecht gesetzt, weil ich Metallspäne ins Auge bekommen hatte. Unnötig zu erwähnen, dass die Firma mit nicht glauben wollte, dass sowas bei der Arbeit passiert ist...aber wo sonst fängt man sich schon Metallspäne im Auge ein,wenn nicht da,wo man täglich damit Kontakt hat ?
Wir sind auf Baustellen mit 8 Leuten auf fahrbaren Gerüsten herumgeturnt, die weder ein Geländer besaßen, noch auch nur ansatzweise für derartige Belastungen ausgelegt, sondern maximal bis 180kg zugelassen waren. Damit die Dinger nicht umkippten, wenn da derart viele Leute draufstanden, haben sich 2 Lehrlinge quasi als "Gegengewicht" unten ans Gerüst drangehängt...als ob die bei derartigen Hebelkräften tatsächlich ein Umkippen hätten verhindern können. Einmal ist dann das Worst case scenario passiert und ich bin aus 8m Höhe abgestürzt. Mein Knie hatte danach für Wochen die Größe eines Fußballs, noch heute habe ich regelmäßig Probleme damit und kann manchmal kaum Treppen steigen. Die Firma hat´s übrigens vertuscht.

4. Auch die praktische Abschlussprüfung war ein Horror. Es gab seitens der Handwerkskammer eine genaue Vorgabe, was man an Werkzeug und Material mitzubringen hatte. Bei 3 Lehrlingen in unserer Firma entsprechend 3x. Nun, der Chef hatte festgelegt, dass der Fahrer der Firma uns das Zeug am Prüfungstag um 7:30 an der Prüfungsstätte abliefern sollte. Erschienen ist er um 9:30, da lief die Prüfung seit 1,5h. Statt 3x Werkzeug gabs nur 1x...und das war wahrscheinlich schon beim Bau des alten Roms verwendet worden, also fast unbrauchbar. Man rannte also die ganze Zeit in der riesigen Halle rum und holte gerade das Werkzeug, das man gerade brauchte, weils einer der anderen beiden Lehrlinge hatte. Auch das Material war eine Katastrophe. Schon eine geile Idee von unserem Meister, zu einer Prüfung, wo es auch auf Optik ankommt, faktisch müllreifes Material zu "sponsern": angerostete Stahlrohre, Kupferfittings mit einer dicken grünen Patina drauf, offenbar gebrauchte Abflussrohre und zerkratzte Armaturen. Bei den Kenntnissen lag vieles im Argen. Wie ich bereits erwähnte, waren wir 3 Azubis immer nur die Deppen für die Drecksarbeiten. Entsprechend gab es viele Fertigkeiten (wie z.B. Hartlöten), die wir vorher noch nie selbst gemacht hatten und nur hinkriegten, weil dir den Azubis der anderen Firmen zuguckten und es nachmachten.
Ergebnis: ALLE 3 Lehrlinge durchgefallen. Erst in der Nachprüfung haben dann alle bestanden, nachdem es ein dickes Donnerwetter für den Meister gab, der das Zeug zusammengestellt hatte. Vor der Nachprüfung haben wir Azubis das ganze Material+Werkzeug dann lieber aus Sicherheitsgründen selbst zusammengestellt und nahmen es auch selbst mit zur Prüfung. Sicher ist sicher.

Heute habe ich von den ganzen essenziellen Kenntnissen, die zu dem Beruf gehörten, wohl 80% vergessen (gerade die ganzen theoretischen Kenntnisse). Ich könnte zwar noch einen Abflußsiphon oder eine Mischbatterie wechseln, das war's dann aber auch schon.
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Ein Meister ist erster Linie wichtig, wenn du dich selbständig machen willst. Denn in einigen Berufen gilt die Meisterpflicht. Was auch verständlich ist, sonst könnte ja jeder Pfuscher kommen und der Kunde hat am Ende den Schaden.
Oder wenn du Lehrlinge ausbilden willst, das geht auch nur, wenn du einen Meister hast.

Wenn du dich nicht selbständig machen willst, dann ist ein Meister für deinen Stundenlohn von Vorteil. Weil ein Meister mehr bekommt als ein Geselle.

Auf die Walz zu gehen ist heute nur noch eine romantische Tradition bzw. ist heute keine "muss" mehr. Zudem brauchst du das nicht um deinen Meister zu machen. Auf die Walz gehen Auszubildende, nach ihrer Lehre um den Stand eines Gesellen zu erlangen.
Wenn du bereits Familie / Kindern hast, denke ich, ist auf die Walz gehen nicht wirklich eine gute Idee. In Der Regel sind Männer die auf die Walz gehen nicht an solche Verpflichtungen gebunden, sprich noch sehr jung.

Du solltest deinen Kindern für später mitgeben, dass sie das, was sie gerne tun, ihre Leidenschaft ist oder das Talent dafür haben, als Ziel verfolgen sollen. Und du solltest sie dabei unterstützen und fördern. Lass sie sich frei entwickeln und auch wenn der Berufswunsch nicht deinen Idealen entspricht, diesen zu unterstützen statt ihnen auszureden.
 
Ohje @Werniman, erinnert mich an meine Abschlussprüfung 01/2018!!!

Ich sollte eigenes Werkzeug und Material mitbringen, an Werkzeug hat es nicht gehapert, hatte teilweise 5x den selben Bohrer gehabt, denk die Werkzeugkiste samt Inhalt war über 20 Jahre alt...

Das Material war der Hammer, wir hatten Materiallisten bekommen S235JR z.B. dazu Flachstahl 100x10 und 300mm lang, was war? Ich habe Schrottstücke bekommen die ich mir auf Länge zufeilen sollte, also wenn man ein Stück bekommen hat mit 150x50 als Beispiel, weiß die genauen Maße nicht mehr, feil und säg mal runter, auf +/- 0,3mm oder besser gesagt ISO 2768-m, natürlich hat es nicht gepasst und dann war ich da glaub zwei Wochen dran um alles zurechtzufeilen und zu sägen wo ich mir gedacht habe, ach ihr könnt mich mal und habe mir von meinen knappen Azubilohn fertiges Material bestellt über eine Firma die mit der HWK zusammenarbeitet, ist zuhause angekommen, in der Firma dann mitgenommen, ausgepackt und die Kanten entgratet, der Meister kommt zu mir und fragt was ich da mache, ich habe ihm gesagt den Mist zurechtfeilen könnt ihr selber machen, ich habe mir das nun fertig gekauft und entgrate gerade alles, den Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen, später habe ich erfahren, dass war alles aus dem Schrottcontainer, alles was mir vorgelegt wurde...

Meine Prüfung habe ich dann bestanden, von glaub 18 Leuten sind 8 durchgekommen. Einfach unglaublich, glaub das fertig zu kaufen waren glaub 90€ wenn überhaupt, natürlich gab es 12,50€ Brutto nach der Lehre, 1,5 Jahre dageblieben...
 
G

Gelöscht 119644

Gast
meine vermutung ist, handwerkern wird bald der goldene teppich ausgerollt und sie können sich ihre aufträge aussuchen.
 
G

Gelöscht 119860

Gast
Viele Dank für die bisherigen Rückmeldungen.
Die Mehrheit der Antworten tendiert ja in Richtung, "zu harte Arbeit, zu schlechte Bedingungen, zu schlechte Bezahlung, hält man nicht bis zur Rente durch..."). Also macht es ja eigentlich nur Sinn, ein Handwerk zu lernen, wenn man von Anfang an schon einen Plan hat, wie und wo man z.b. 20 Jahre später außerhalb des gelernten Handwerks arbeiten möchte. Also bspw., ab Weierbildung als Meister, Techniker, Ausbilder, Studium hinterher und ab in Industrie und Verwaltung, usw. Ergo: Warum also dann überhaupt den Umweg, zuerst ein Handwerk zu lernen wenn man bspw. aufgrund der harten, körperlichen Arbeit ohnehin irgendwann ins Büro möchte? (abgesehen davon dass man ja das tun sollte, was man gut kann, sich ggf. später im Leben selbst helfen kann und die von mir wohl zu romantische Vorstellung eines abenteuerlichen Lebens auf der Walz zu haben)... Angesicht dessen also kein Wunder, dass händeringend Handwerker gesucht werden.....
 

Dalmatiner

Aktives Mitglied
Der goldene Boden des Handwerkers entsteht da, wo er selbständig ist. Die Angestellten profitieren davon nur in Branchen, wo generell gut bezahlt wird.

Man sieht das immer gut an KfZ- Werkstätten. Die behalten das ausgebaute Material, ibwohl das ja zu meinem Auto und damit mir gehört. Reparieren bis der Notarzt kommt, wenn man keine ganz genauen Aufträge gibt. Können aber viele nicht, denn woher soll ich wissen was kaputt ist? Und natürlich nehmen die nicht das preiswerteste, sondern das für sie lukrativste Bauteil. Arbeitsstunden werden pauschal abgerechnet, wie bei der Krankenkasse. Eine bestimmte Reparatur fällt immer mit dem gleichen Betrag an, und der liegt am oberen Ende dessen was gerade noch der Fall sein könnte.
Allerdings verdienen in so einer Werkstatt alle Angestellten vergleichsweise gut. Nicht jeder Handwerker hat einen Hungerlohn. In solchen Bereichen kann man eine Ausbildung machen und auch lange arbeiten.
 

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