Eben. Meist gibt es an den Unis einen NC und sowieso - vor allem die Prüfungen im Grundstudium sind oft so hart, dass die weniger gute Hälfte ohnehin bald wieder draußen ist. Und es ändert ja nichts an dem Problem, dass Ausbildungsberufe so unattraktiv für junge Leute sind, weil nun mal keiner einen Malocherjob will, wenn er als Sstudierter für mehr Geld einen bequemen Bürojob kriegt.
In den meisten Firmen ist der Fachkräftemangel hausgemacht. Meine alte Firma jammert z.B. auch darüber, dass sie quasi niemanden mehr finden, der bei ihnen arbeiten will. Fachkräftemangel. Ich persönlich vermute ja eher, dass es daran liegt, dass das neue Management nach der Firmenübernahme erst mal die Wörter "Gehaltserhöhung" und "Schulung" aus dem Firmenvokabular gestrichen hat, was mittlerweile natürlich auch auf Kununu zu lesen ist. Wer bitte bewirbt sich bei einer Firma, bei der man schon vorher weiß, dass man so dumm bleibt wie man einsteigt, man nicht mal Inflationsausgleich kriegt und dass man wegen des Personalmangels dafür für 2 arbeiten muss?
War ja auch der Grund, weshalb ich gegangen war. Jedes Mal, wenn Leute kündigten, bekam ich nochmals ein neues Aufgabenpaket dazu. Das eingesparte Gehalt des Wegläufers hat das Management dagegen gleichberechtigt zwischen sich und den Aktionären aufgeteilt. Als ich nach 3 Jahren immer noch mit meinem Einstiegsgehalt - dafür der doppelten Arbeit - dasaß, war es mir zu bunt und ich bin eben auch gegangen. Dabei bin ich überhaupt nicht der Typ für Firmenwechsel, ich wäre gerne geblieben, wenn sich karrieretechnisch wenigstens ein bisschen was getan hätte.
Meine jetzige Firma macht es besser. Auch wir könnten mehr Personal brauchen, aber die Arbeitslast ist aushaltbar. Das Management vergleicht jährlich bei jedem Mitarbeiter, was der mit seiner aktuellen Qualifikation auf dem freien Markt so wert wäre (falls man ihn ersetzen müsste) und passt das Gehalt dann an. So spart man sich immerhin einen guten Teil der Fluktuationskosten. Ansonsten bieten wir attraktive Teilzeitmodelle an, sodass unsere Mitarbeiter früh aus der Elternzeit zurückkommen, bzw. wir der Konkurrenz ein paar Familienväter (und -mütter) abluchsen. Ein Mitarbeiter in Teilzeit ist besser als gar keiner und 2 Mitarbeiter in Teilzeit ergeben ja wieder einen in Vollzeit. Wir nehmen manchmal auch Unterqualifizierte und schulen sie dann einfach auf den Stand, den wir brauchen (ich bin auch so reingekommen). Lieber selber jemanden einlernen als 3 Jahre jemand suchen, der das schon kann (oder den wir dann nicht bezahlen können).
Man muss eben die Gehälter erhöhen und die Ansprüche senken. Auch mal solchen eine Chance geben, deren Lebenslauf nicht so gerade ist. Oder der auf dem Papier zwar nicht die Qualifikation hat, dafür aber viel Motivation mitbringt, das zu lernen.