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Gefühllos und trotzdem Mitgefühl zeigen/emotional sein/reagieren?

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo,

natürlich ist authentisch sein wichtig, aber nicht immer leicht. Und nicht immer angebracht. Gerade im beruflichen Alltag muss man öfter mal "schauspielern" bzw. Dinge sagen, die man so nicht immer meint bzw. einfach höflich sein, auch wenn man etwas anderes denkt. Zumindest, wenn man seine Arbeit behalten möchte.

Im privaten Bereich wäre es gut, wenn man offen zugeben kann, Freunden gebenüber, dass man einfach nicht so tief fühlen kann bzw. sich manchmal nicht einfühlen kann. Nicht jeder Mensch ist empathisch und man sollte keinen verurteilen, wenn er es nicht ist.

Wenn ich hier z.b. bei einem Trauerthread mein Beileid ausdrücke, dann tue ich das, weil ich denke, dass derjenige vielleicht einfach ein paar mitfühlende Worte brauchen könnte bzw. einfach das Gefühl hat, dass da ein anderer Mensch ist, der sich kurze Zeit mit ihm beschäftigt. Manchen gibt das was, anderen nicht. Wenn ich den Menschen nicht kenne, dann kann ich das auch nicht so tief spüren oder fühlen, es sei denn, dass ich mich auf meine eigenen Erfahrungen von Trauer besinne und dann das Gefühl hervorhole, dann kann ich das besser fühlen.

Ich denke, dass es einfach auch Menschen gibt, die nicht tief fühlen können und sich nicht kaum oder wenig einfühlen können. Manche deshalb, weil sie Schlimmes erlebt haben und ihre Gefühle eingeschlossen haben. Manche, weil sie depressiv sind bzw. es ihnen schlecht geht und sie keine Gefühle für andere übrig haben, weil sie soviel mit sich beschäftigt sind.

ich würde daher versuchen, weniger zu schauspielern, sondern gucken, wo es möglich ist, offen zuzugeben, dass Du Dich da zwar nicht so einfühlen kannst, aber trotzdem da bist für die Person und helfen möchtest. Und wenn es "nur" zuhören ist oder etwas praktisches tun.

Zwing Dich nicht zu etwas, was Du nicht bist und nicht fühlst und vor allem verurteile Dich nicht deswegen.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Naja und in partnerschaftlichen Beziehungen schauspielerte ich auch um dem Partner gerecht zu werden und nicht verlassen zu werden.
Das solltest Du nicht tun. Da begibst Du Dich in ein ungutes Abhängigkeitsverhältnis, so dass Du nur den Partner halten kannst, wenn Du nicht ehrlich bist bzw. schauspielerst. Das ist dem Partner gegenüber nicht fair bzw. Dir selbst auch nicht. Das würde ich versuchen, zu ändern. Vielleicht magst Du das etwas näher erkären?
 

Schwertlilie

Aktives Mitglied
Das solltest Du nicht tun. Da begibst Du Dich in ein ungutes Abhängigkeitsverhältnis, so dass Du nur den Partner halten kannst, wenn Du nicht ehrlich bist bzw. schauspielerst. Das ist dem Partner gegenüber nicht fair bzw. Dir selbst auch nicht. Das würde ich versuchen, zu ändern. Vielleicht magst Du das etwas näher erkären?
Mache ich jetzt nicht mehr, da mir durch die Therapie nochmal einiges klar wurde, aber rückblickend hab ich mich angepasst und geschauspielert und idealisiert und weil es so kräfteraubend ist, wurde ich irgendwann mehr zu mir selbst und bei der Beziehung war die Luft raus...weil der Partner mich nicht wieder erkannte...eigenbrödlerische Künstlerin die ihr Ding macht sagte er, wo ist die sexhungrige, geile (...) hin? Da ich mich auch optisch veränderte, wie es mir da gerade gefiel...er aber einen Brechreiz von Hippie-Blümchenmuster nach "Omas" Style bekam.
Uff..ich weiß nicht ob ein ganz konkretes Beispiel jetzt angebracht wäre... 😅 🤔
Mittlerweile weiß ich was ich mag und wer ich bin, bzw. arbeite es immer mehr aus.

Aber so ganz ohne schauspielern geht glaube nicht im gesellschaftlichen Gefüge?
Auf die Gefühllosigkeit kann ich schwer Einfluss nehmen, ich arbeite da schon dran, aber es ist ultra anstrengend mal was zuzulassen und im z.B. Glücks-Gefühl richtig drin zu sein.
Das ist noch anstrengender als schauspielern.
 
Zuletzt bearbeitet:

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hab z.B. auch mal eine Freundin getröstet als sie heulte und umarmte sie und musste Mitgefühl schauspielern da ich selbst absolut nichts empfand in der Situation, hab aber erkannt was sie braucht und es ausgeführt, es half ihr und sie merkte nichts, nur für mich war es sehr merkwürdig.

Hier hab ich übrigens noch nicht geschauspielert im Forum.

Was haltet ihr vom schauspielern allgemein, also eigentlich ist es ja gut wenn man anderen damit hilft?
Ich denke, dass bei einer Freundschaft es dem anderen helfen kann, wenn man da ist, fragt, was der andere braucht oder sie/ihn in den Arm nimmt. Dem anderen tut dann einfach vielleicht die Berührung gut oder wenn man zuhört. Ob man nun innerlich wirklich mitfühlt oder Mitleid hat, ist dann vielleicht zweitrangig. Da muss man dann auch kein Mitgefühl schauspielern, man kann ja sagen, dass es einem leid tut, aber das kann ja auch rational gemeint sein. Man muss nicht jedes Leiden und jedes Gefühl mitfühlen können.

Man kann auf verschiedene Arten helfen. ich bin oft auch mehr der praktische Typ, der dann versucht, anderen Impulse zu geben oder ihnen auf praktische Art helfen möchte oder kann. Ich bin auch nicht so gut darin, andere in den Arm zu nehmen oder mitzuweinen. Aber ich zwinge mich auch nicht dazu.

Und im Forum hier musst Du nicht schreiben, dass es Dir leid tut, aber Du kannst, wenn Du magst, eine Meinung, einen Rat, einen Kommentar abgeben oder von Dir schreiben, so dass der andere durch Deine Situation vielleicht etwas lernen kann.

Was Deinen Freund betrifft: okay, jetzt verstehe ich besser, was Du meinst. Du hast Dich verändert und warst nicht mehr das muntere Sexbienchen, was er wollte :). Dann ist das eben so und entweder der Partner kann es akzeptieren oder man muss sich trennen.

Manchmal hilft es auch, wenn man nichts sagt bevor man lügen muss oder etwas heuchelt, was man nicht empfindet.
 

TaliTulin

Aktives Mitglied
Ich kann nicht beurteilen, was deiner Persönlichkeit und was einer temporären/bearbeitbaren Störung zuzuordnen ist. Aber wenn du nicht mit-leidest, dann spiele das auch nicht vor. In meinen Augen ist das, das Gegenteil von Authentizität. Manche machen das auch um um jeden Preis gemocht zu werden. Aber glaub ruhig, dass andere es spüren, wenn es nicht aufrichtig ist.

"Beileid" aussprechen ist ja oft ein Akt der Höflichkeit. Ich persönlich spreche auch nur dann so etwas aus, wenn es mich berührt. Wenn da jemand vor mir steht, mit ersichtlichem Leid habe ich Mitgefühl. Wenn es mir egal ist, schweige ich und bin einfach respektvoll.
 

Schwertlilie

Aktives Mitglied
Was Deinen Freund betrifft: okay, jetzt verstehe ich besser, was Du meinst. Du hast Dich verändert und warst nicht mehr das muntere Sexbienchen, was er wollte :). Dann ist das eben so und entweder der Partner kann es akzeptieren oder man muss sich trennen.

Manchmal hilft es auch, wenn man nichts sagt bevor man lügen muss oder etwas heuchelt, was man nicht empfindet.
Auch wenn es hart ist das zu erkennen und zuzugeben, sexuell hatte ich mich doch ziemlich seinen Vorlieben angepasst, was nicht heisst das ich nicht Spaß dabei hatte und die Verbundenheit dabei war schon schön.
Aber es hat mir irgendann nicht gereicht, es war zuviel und er konnte sich leider nicht auf das einlassen was ich sexuell (meine Vorlieben) wollte, deswegen ging es auseinander.
Auch hatte ich Ziele wie zusammen ziehen, heiraten und Kinder kriegen, aber da es alles nichts wurde (er wollte nicht) war ich irgendwann müde für ihn das zu sein was er sich wünschte und begann damit ich selbst zu sein.
Gut beim heiraten sagte ich immer das ich nicht heiraten will...aber gewünscht hätte ich mir schon das er mir zumindest einen "Spaß-Antrag" macht, also sein Leben mit mir verbringen will.
Ist eben ne romantische Vorstellung von früher von der ich mich verabschiedet hab, da ich feststellte das Männer die ich kennen lernte gar keinen Sinn für Romantik hatten.
Heute weiß ich das ich auch mit mir allein romantisch sein kann und dafür keinen Partner brauche.
Sonst waren wir immer ehrlich zueinander und sind auch immer noch befreundet, da wir in der Beziehung schon Freunde waren.

Von lügen und heucheln halte ich nichts, ich schauspieler nur so Sachen die ich kompatibel/in der Situation angemessen finde.
Dennoch ist es schauspielern, da könnte man sich fragen ob es auch lügen oder heucheln ist, so rein Definitionsmässig? 🤔 😅
Ich mein wenn man jemanden liebevoll über den Rücken streicht obwohl man nichts empfindet, man aber Trost und Zuwendung spenden will, weil es in der Situation angemessen ist. Merkt das die Person?
 
Zuletzt bearbeitet:

Schwertlilie

Aktives Mitglied
Oder was ich oft für meinen Vater machen musste, mich über Geschenke von ihm freuen, selbst wenn ich das Geschenkte garnicht gebrauchen konnte...er meinte mal es gehört sich so das man sich freut, wenn man etwas geschenkt bekommt.
Als ich ihm sagte das ich das Geschenk garnicht gebrauchen kann...er fragte nicht was ich denn gebrauchen kann, damit er mir eine Freude machen kann.
Nein, ich sollte mich einfach freuen, also schauspielern. 😅

Ich wollte einfach keinen unnützen Kram mehr, sondern Sachen die ich benutze, allein aus Nachhaltigkeitsgründen und rumstehende Sachen, oder Sachen die ich dann weiter gebe oder verkaufe..irgendwie unsinnig.

Ich mein verstehen kann ich das und wenn mir Leute was schenken die mich nicht so gut kennen freu ich mich natürlich trotzdem, oder tue so und bedanke mich auch wenn ichs nicht gebrauchen kann, es zählt ja auch die Geste.
Aber bei engen Verwandten oder engen Freunden darf man doch mal ehrlich sein?
 

Knirsch

Aktives Mitglied
Würdet ihr das durchziehen und schreiben wie es sich gehört?
Im Alltag schon. Hier im Forum ist das etwas anderes.

Manchmal fühle ich ja mit, dann schreib ich das auch, dann aber wieder garnicht und dann ist da ne Sperre und ich schreibe nur rational und kalt.
Ich persönlich finde, du bist ja nicht hier, um etwas vorzuspielen. Ich handhabe das so: Entweder ist das vorrangige Thema des Threads Mitgefühl. Dann halte ich mich raus, wenn ich kein ehrliches Mitgefühl aufbringen kann. Oder es geht mehr um rationale Dinge, Lösungsvorschläge, oder auch einfach nur Meinungen, die ja so oder so sein können oder Erfahrungen. Da kann man ja dann schreiben, egal ob man nun emotional mitfühlt oder nicht. Man muss nicht überall was schreiben und es erfordert auch nicht immer alles eine mitfühlende Äußerung wie "Mein Beileid" und dergleichen.

nichtmal der Therapeutin hab ich das erzählt
Das kannst du ruhig erzählen. Das Fehlen von Emotionen oder Mitgefühl kommt häufig vor.

Hier hab ich übrigens noch nicht geschauspielert im Forum.
Dann behalte es bei. Du schreibst ja, es erfordert Kraft. Dann lass es hier.

Was haltet ihr vom schauspielern allgemein, also eigentlich ist es ja gut wenn man anderen damit hilft?
Oder damit man nicht als Eiswürfel auffällt, der keine Regung zeigt sich gesellschaftlich im Berufsleben anzupassen?
Allgemein denke ich, dass man ohne Schauspielern in gewissen Situationen nicht auskommt. Es macht einen Unterschied, ob man nun eine grundsätzlich falsche Person ist, die generell Dinge vorspielt. Oder ob man eine Person ist, die dieses Mitgefühl eigentlich mal hatte und durch Trauma oder Depression verloren hat. In letzterem Fall kann man sich ja rational oft noch dran erinnern, wie das ist, was man sagen würde und ich habe für mich festgestellt, es ist für die meisten Menschen und auch einen selbst auf Dauer fast anstrengender sich immer authentisch gefühllos zu zeigen. Das zieht einfach einen Rattenschwanz nach sich. Irgendwann kommen die Gefühle zumindest teilweise oder abgeschwächt wieder. Einen Zustand kann man auch mit etwas Schauspielerei überbrücken. Man kann einfach nicht jeder Beerdigung fernbleiben oder immer mit erschlagender Ehrlichkeit glänzen.
 

Sigillaria

Aktives Mitglied
Eins ist mir noch eingefallen. Ist Dir schon mal aufgefallen, wenn Personen untereinander normal sprechen, andere dann aber mit einer völlig anderen Tonart plötzlich ansprechen?
Verkäuferinnen beim Bäcker z.B.
Männer machen das nicht.
Oder wie manche Frauen mit Kindern oder Tiere sprechen.
Doch, auch Männer reden anders mit dem Chef oder mit Untergebenen, als mit guten Freunden und Kollegen.
Oder wenn sie mit einer Frau flirten, dann sowieso...😊

Vielleicht fällt das nicht ganz so auf, aber Verhaltensforscher haben auch von Männern, die z.B. mit Babys und Kleinkindern sprechen, Aufnahmen gemacht.
Und da kam beim sogenannten "Baby-Talk" oder "Grooming Talk" genauso eine andere Tonfrequenz und Tonhöhe raus, wie bei Frauen.
Bei Frauen fällt das nur stärker auf, weil die dann oft den Ton etwas zu hoch schrauben, so daß es schon etwas penetrant und nervig klingen kann.
Ein zu hoher und "süßlicher" Tonfall wirkt auch eher unecht und gespielt.
Deshalb, wenn man schon sein Beileid ausdrücken will, obwohl man sich eigentlich gar nicht betroffen fühlt, dann ist weniger oft mehr.
Manchmal ist das ja einfach so, daß man z.B. beim Tod eines Angehörigen des Kollegen oder der Nachbarin aus Höflichkeit ein paar mitfühlende Worte sagt, auch wenn man in dem Fall gar nicht wirklich mitfühlt.
Dann sollte man auf jeden Fall nicht zu dick auftragen, denn das merken die Leute...
 

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