B
blattweiss
Gast
Hallo Dinkelbaron,Bei unserem Sohn fing es an das er eine Realschule besuchte und ich es gut gefunden hätte wenn er sich abends ein Stündchen hingestzt hätte und was gelernt hätte. Meine Lebensgefährtin war der Meinung das er das alleine endscheiden sollte ob er das brauche oder nicht. Damals war er neun. Zwei Jahre später flog er von der Schule da er den Stoff nicht packte. Dann Hauptschule die er mit dem realschulabschluß schaffen wollte. Nix Hauptschule mit vier abgeschlossen. Mit dem festen Vorsatz die Realschule zu packen zog er als vor sech Monaten da hin. Er hat weder Bock auf Schule noch Bock auf Lehre. Das Problem liegt meiner Meinung nach darin das die Jugend kaum interesse an Technik oder sonst was hat. Ich versuchte mehrmals sein interesse für Technische Dinge zu erwecken , aber nichts. In der Realschule macht er so einen Grundkurs in Elektro mit den er sich selbst ausgesucht hat aber nichts interessiert ihn nicht. Es gab dann noch die möglichkeit in richtung Tischlerei zu wechsel. Kein interesse und richtung Bau geht schon gar nicht für ihn.
Wenn ich nicht permanent meine Pause nutzen würde um zu schauen ob er da ist oder nicht wüssten wir nicht mal das er schwänzt . Von der Schule haben bisher noch nicht einmal eine nachricht darüber erhalten.
Ehrlich gesagt denke ich das es ein allgemeines Problem ist. Doch wie geht man damit um? Na Gast 47, nun mal was kluges wir sind gespannt
Für mich hört sich das in erster Linie so an, als ob du deinen Ziehsohn ziemlich unter Druck setzen würdest, während seine leibliche Mutter das etwas lockerer zu sehen scheint. Wie würdest du ihn den einschätzen? Akzeptiert er dich als Vaterfigur überhaupt? Hört er mal auf deine Ratschläge? Besonders Jugendliche reagieren allergisch darauf, wenn sie unter Druck gesetzt werden und gesagt bekommen was sie tun wollen. Da blockieren manche dann erst Recht.
Ja, damals hatten die Menschen auch noch eine viel stärkere Bindung zum Handwerk. Das hat sich aber längst gewandelt, heute hört man nichts mehr von Leuten, die stolz und mit geschwellter Brust dastehen, weil sie gelernte Tischler oder Schlosser sind. Gib deinem Sohn bitte nicht die Schuld daran, wenn er nicht die Neigungen für die Dinge hat, die dich vielleicht interessieren oder von denen du meinst, dass die gut für ihn wären. Auch wenn Eltern meinen, sie könnten ihren Kindern befehlen oder vorgeben was sie tun sollten/müssen, muss der Nachwuchs dem nicht Folge leisten. Seine eigenen Schritte zu gehen ist für den Reifungsprozess schließlich auch wichtig und da stimm ich mit dir überein; Es ist schade, dass er scheinbar für nichts Interesse hat.Das Problem liegt meiner Meinung nach darin das die Jugend kaum interesse an Technik oder sonst was hat.
Einen konkreten Rat zu geben, ist da auch meiner Meinung relativ schwer, da es sehr von der Art deines Ziehsohns abhängt, wie man mit ihm umgehen sollte. Vielleicht hat dieser Unwille, was aus sich zu machen, garnichts mit Faulheit zu tun? Vielleicht hat er schon in der Realschule den Eindruck gehabt, dass er nicht so clever wie Andere ist und sich selbst immer weiter aufgegeben. Dass er die Hauptschule trotz anfänglichen Willens nur ausreichend geschafft hat, könnte eben auch darauf hin deuten, dass er für sich keine Perspektive sieht. Vielleicht hat er Angst, wieder zu versagen und flüchtet sich stattdessen eben aus der Welt, geht den Aufgaben aus den Weg. Wenn er verspricht, dass er etwas tun will, will er das vielleicht, hat aber nicht die Kraft durchzuhalten ? Oder womöglich lügt er aus Verzweiflung weil ihn der Druck deinerseits nur noch richtig fertig macht? Grad bei den handwerklichen Berufen und ohne gute Bildung kommt schnell Perspektivenlosigkeit auf und der Eindruck "Selbst wenn ich die Ausbildung schaff, danach kommt doch eh Hartz IV oder sowenig Gehalt, dass man davon nie leben kann." Sicher ist die Einstellung nicht okay, aber vor allem ist sie traurig. Ich weiß natürlich nicht wie dein Ziehsohn denkt, halte es aber auch nicht für richtig ihn einfach so "allein" zu lassen und hoffen, dass sich schon alles wieder richtet wie es seine Mutter wohl versucht.
Manchmal kann etwas Druck von außen wirklich gut sein, um etwas zu erreichen. Vor allem, wenn man sich nicht selbst "in den A**** treten" kann. Aber wenn er nicht bloß faul und so eine Schmarotzer-einstellnung hat, wie du ihm böswillig unterstellst? Hat er schonmal klipp und klar sowas gesagt wie "Hartz IV genügt mir, ich hab kein Bock zu arbeiten ist doch scheiße" oder was?
Ich halte es schon für wichtig, dass du und deine Lebensgefährtin ihm signalisiert, dass er nicht alleine dasteht wenn er Probleme hat, dass ihr ein offenes Ohr habt und euch um ihn sorgt. So wie du dein Verhalten beschreibst klingt es für mich leider, als ob du ihn unter Druck setzt, nicht aufhören kannst ihm zu sagen dass er faul ist und inne Potte kommen soll, deine Enttäuschung und Wut über sein Verhalten immer sichtlich zeigst und ihm so signalisierst "Du machst alles falsch. Das wird nichts mit dir, du liegst uns nur auf der Tasche und störst alle Menschen. Du bist nutzlos.".
Das ist nicht nur wenig hilfreich, das würde sogar seine Probleme noch verstärken, verstehst du?
In diesem Sinen könnte es übrigens zur Einschätzung (für dich) wichtig sein, was er eigentlich am Wochenende und überhaupt am Tag macht. Geht er raus, geht er mit Freunden am Wochenende einen draufmachen und was trinken, scheint er sein Leben so richtig genießen, lacht er so oft und scheint zufrieden mit seinem Leben? Oder ist es eher so, dass er sich zurückzieht, sich gegenüber anderen verschließt und auch wenig unternimmt? 100%ige Sicherheit kriegst du damit nicht, aber vielleicht hilft es dir eben ein Gefühl dafür zu bekommen, was du und deine Lebensgefährtin machen solltet. Ein Gespräch mit ihm ohne Vorwürfe und Anklagen oder Jammer könnte wesentlich weiter dabei helfen. Wenn soetwas wie "Du musst jetzt was machen" baut man sofort Druck auf und stellt Forderungen; Das führt nur zu defensivem Verhalten und zerstört jede fruchtbare Gesprächsbereitschaft und -Haltung.
Wenn du den Eindruck hast, er könnte vielleicht eine Lebenskrise durchmachen und sich aufgegeben haben, solltest du dich vielleicht bei ihm entschuldigen, indem du dich mal zu ihm setzt und ihm sagst, dass es dir leid tut falls du ihn so oft unter Druck setzt, dass er aber wissen muss, dass du dir auch ernsthafte Sorgen um ihn machst, (Und nicht um dein Geld in der Tasche!) wo er in 10 Jahren sein wird und was auch sein wird, wenn du und deine Lebensgefährtin nicht da sind. Auch, dass die Vorstellung beunruhigend ist, dass er auf der Straße landet, einfach so. Oder dass er vom Arbeitsamt die letzten *piep*jobs bekommt, bei denen er noch schwierigeres als aufm Bau tun muss. Er sollte vor allem was für sich tun, das sollte rüberkommen. Und, es wäre gut wenn du ihn ansonsten fragen kannst, weshalb er nichts für sich tun will? Wenn er meint, er hätte alles und könnte auch ohne Arbeit in Zukunft leben, dann scheint schon klar wo der Hase herläuft.
Viel Erfolg dabei, ihm zu helfen
Liebe Grüße,
Blattweiss
PS: Wenn dein Verhältnis zu ihm bereits wegen all dem stark angeknackst ist, sollte seine Mutter vielleicht mal so auf ihn zu gehen. Sie hat vielleicht auch eher einen Zugang zu ihn als du, aber da könnt und solltet ihr in eurem, aber vor allem auch in seinem Sinne zusammenarbeiten!