Hallo ihr Lieben,
Lange habe ich mir mit der Antwort auf die vielen Posts hier zeit gelassen und ich möchte auch gar nicht wissen, wie oft ich diese durchgelesen habe.
Gern möchte ich noch auf die Posts eingehen, hab ehrlich gesagt aber auch ein wenig Angst davor, gerade bei Luiserls Post einiges eventuell falsch verstanden zu haben. Ist für mich nicht ganz einfach gewesen, alles zu verstehen, doch habe ich mir Mühe gegeben und hoffe, wenigstens einen Teil davon richtig verstanden zu haben.
Liebe Luiserl,
lang habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was du über „bewusst“ und „unbewusst“ geschrieben hast. Auch über das ICH und das DU, obwohl mir ehrlich gesagt das DU ziemlich schwer gefallen ist.
Du hast mir den Rat gegeben mich hinzusetzen und aufzuschreiben, was mir an meinem Umfeld „stinkt“, was mich anödet, anekelt, ich albern finde. Das habe ich getan, nicht innerhalb von einer Stunde, sondern es hat Tage in Anspruch genommen, weil erst durch intensives Nachdenken überhaupt ein paar Dinge auf das Blatt gekommen sind, denn im Grunde genommen liebe ich gerade die Menschen, die in meiner unmittelbaren Umgebung leben und ich habe mir zum Grundsatz gemacht, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, ohne ihre Eigenschaften, Charakterzüge oder Taten zu bewerten, auch wenn ich nicht mit allen konform gehen kann. Es viel mir sehr schwer, diese Dinge wirklich zu formulieren, weil mir so vieles so nichtig vorkam, ich das Gefühl hatte, eine Art Verrat zu begehen damit und ich hatte ein wenig mit meinem Gewissen zu kämpfen, doch letztendlich hab ich ein paar wenige Punkte zusammen bekommen. In Bezug auf Leben und Umstände, hm, eine noch viel schwierigere Aufgabe für mich gewesen. Im Grunde genommen darf ich mich gar nicht beschweren, dass ist mir mal wieder bewusst geworden, ich habe eigentlich alles, was man zum leben benötigt, eine schöne Wohnung, einen tollen Job, Freunde, Familie, Haustiere, alles, was man braucht. Und gerade, als ich wieder anfing, mir selbst mal zu sagen: „boa, jessi, schau, du hast alles, was du brauchst also beschwer dich nicht!!!“ da viel mir auf, dass ich die meisten Dinge davon gar nicht haben will, dass sie mich belasten, so sehr ich auch daran zu hängen scheine.
Und damit krieg ich auch gleich die Überleitung zu deinem Satz:
„Und dann gehe Stück für Stück vor und suche danach, ob es genau diese Dinge sind, die Du in Dir nicht aufkommen lassen möchtest, weil Du sie nicht leiden kannst“
Es hat mich am Anfang zum lachen gebracht, später war ich mehr als erschüttert, denn als ich gesehen hatte, was mich an anderen Menschen so enorm stört, was mich an diesem Leben so enorm stört, da merkte ich, dass ich kein Stück anders bin, oder sagen wir besser: das ich kein Stück anders lebe, obwohl ich doch eigentlich weiß, dass ich es teilweise abgrundtief verabscheue, was ich da tue oder eben nicht tue. Wie oft merke ich innerlich, dass mich Dinge einfach tierisch aufregen, total wütend machen, dass ich nicht mehr weiß, wohin damit und doch handel ich so, wie man es erwartet, wie es wohl „normal“ ist, weil alle so sind. Mir viel auf, wie wenig Individualität ich nach außen hin zeige, wie stark angepasst ich mich selbst in das System, wie es hier wohl üblich zu sein scheint, gepresst habe. „Nimm dir gefälligst ein Beispiel an…..!!!!“ ja, das hab ich sehr oft gehört, heute sag ich’s mir selbst.
Doch kennt nicht jemand diesen Zwiespalt, einfach das genau zu wollen, dieses Leben sich nicht anders vorstellen zu können und doch daran zu zerbrechen??? Spiele ich seit Jahren ein „falsches Spiel“ mit allen? Mit mir selbst??? Es ist ja nicht unbedingt ein schlechtes Spiel, wenn auch falsch, aber es tut ja niemanden weh???? Geh ich einfach nur den Weg des geringsten Widerstandes und löse mich dadurch selbst auf???
Naja, hier mache ich mal den Punkt, auf alle Fälle sind viele viele Fragen in mir aufgekommen, auf die ich keine Antwort weiß, bin wieder mal an dem Punkt angelangt, was an mir echt ist, was an mir „ICH“ ist und was ich mir davon selbst aufgedrückt habe. Manchmal weiß ich einfach nichtmal mehr, was ich wirklich selbst will und was ich selbst von mir verlange, obwohl ich’s eigentlich nicht will. Habe das Gefühl, da gibt’s irgendwie noch eine kleine Jessi in mir, die von der großen Jessi zu einem soliden, verantwortungsbewusstem Leben, nach den wichtigen Dingen im Leben strebend, erzogen wird, jeden Tag aufs neue. So, Punkt an dieser Stelle. Du hast dir soviel Mühe gegeben und wenn ich das, was du geschrieben hast, völlig falsch verstanden habe, dann tut es mir aufrichtig leid.
Hm, lange habe ich mir Gedanken gemacht, ob mir eine Zeit in „Einsamkeit“ wirklich gut tun würde und wie ich Dir bereits angedeutet habe, kann ich mir nicht vorstellen, ohne jemanden um mich rum wirklich existieren zu können. Letztendlich weiß ich jedoch, dass ein Leben hier in dieser Stadt, diesem System, in welchem ich gefangen zu sein scheine, mir meine Kraft raubt. Es gab eine Zeit, da habe ich mich ernsthaft mit dem Gedanken befasst, wegzuziehen, doch wie so oft finde ich wirklich kräftige Argumente dagegen, die wohl aus der „Vernunfts-Jessi“ entspringen. Wenn ich vernünftig bin (und ich würde mich im Grunde genommen schon als so eine Person bezeichnen, auch wenn ich ein paar unvernünftige Laster habe), dann lass ich das bleiben. Hier habe ich Freunde, Familie, Menschen, die mich lieben, die ich liebe. Aber das wichtigste K.O. – Kriterium…. Ich werde so schnell keinen Job finden, der so gut bezahlt ist (für meinen Ausbildungsstand meine ich) und der soviel Arbeitsplatzsicherheit bietet (ich arbeite in einem großen Konzern, unternehmensbedingte Entlassungen quasi unmöglich). Alles Ausreden, ich weiß, doch habe ich mich selbst zur Vernunft erzogen und mir immer wieder gesagt, dass das, was ich jetzt erreicht habe, gerade beruflich, sehr viel Kraft gekostet hat und ich es nicht so einfach wegschmeißen sollte.
Ich sagte immer, ich habe keine Wünsche mehr in meinem Leben. Und doch, wenn ich ehrlich zu mir bin, wäre dieser Schritt und sei er auch noch so schwer, einer meiner größten Wünsche (und im Moment auch wohl der einzige, den ich ernsthaft habe) in diesem Leben. Ich wünsche mir nichts mehr auf dieser Welt, als alles abzubrechen, wegzugehen, neu anzufangen, die Fehler, die ich hier gemacht habe, nicht noch mal zu machen, denn ich habe daraus gelernt. Ich wünsche mir meinen Freiraum, der hier so schier unmöglich ist, weil an jeder Ecke, an jedem Häuschen ein Auge auf mich gerichtet ist. Ich würde gerne ich – selbst sein, doch brauche ich eine „neutrale“ Umgebung, um das überhaupt erkennen zu können. Ich möchte die Möglichkeit haben, mir die Menschen, denen ich nah sein will, neu auszusuchen, und nicht durch die schon bereits bestehende Nähe gefangen zu sein, sich nicht lösen zu können, weil alles bereits so vertraut ist, dass die Angst größer ist als der Wunsch. Ich möchte so gern auf die Straße gehen können, ohne das Gefühl zu haben, irgendetwas erdrückt mich, engt mich ein, obwohl gar nichts um mich rum ist. Ich möchte von meinem schlechten Gewissen weg, welches ich jedem einzelnen gegenüber habe, sobald ich ihn/sie sehe.
Ja, aber ich bin ja vernünftig und versuche, diesen Wunsch einfach mal ganz weit weg zu schieben.
Danke Luiserl, für die Mühe, die du dir gegeben hast, für die Hilfe. Es ist nicht immer leicht mit mir und gerade deshalb bin ich unendlich dankbar.
Von ganzem Herzen liebe Grüße
Jessi
P.S. auf den Rest antworte ich später noch, soviel auf einmal schaff ich irgendwie nicht…. Aber ich vergess es nicht….