Du sagst, Du hast Dich arrangiert mit den Gegebenheiten. Wenn das so wäre, dann würde es Dir gut gehen und Du müsstest nicht Deinen Selbstmord planen. Und auch sonst hast Du noch längst nicht aufgegeben. Wenn das so wäre, dann würdest/könntest Du in aller Ruhe Deinen geplanten Termin abwarten und Du würdest nicht hier schreiben. In Dir steckt ganz viel Vorwurf auf Dein Leben, Deine Situation, auf die Menschen.
Ich selbst kenne einen Teil Deiner Lage. Schmerzen ohne Ende und nichts hilft, Therapeuten die alle sagen, es geht mir viel zu schlecht für eine Therapie, es sind zu viele Störungen und viel zu lange, da kann man nicht helfen. Ich habe sehr viele Therapien dennoch gemacht, aber es geht mir nicht ein bisschen besser, muss nur zusehen, wie es Jahr für Jahr schlechter wird, aber ich kämpfe mich durch, kämpfe um jede halbe Stunde, kämpfe um Kontaktmöglichkeiten, obwohl mir die entsetzlich schwer fallen aufgrund miserabler Erfahrungen und einer PTBS. Auch ich kenne den Gedanken, ich schaue mal, wie es mir nächstes Jahr geht und wenn sich nichts geändert hat, dann ist Schluss. Momentan habe ich den auch. Meine Therapeutin, bei der ich mir noch mal eine Therapie erkämpft habe, ich wollte es wenigstens probieren, sagt, sie rechnet mit keinem Erfolg und wir sehen ja auch, es geht trotz aller Mühen nicht. Meine Ärzte sagen, ich brauche nicht damit zu rechnen, dass es mir noch mal besser geht. Ich kämpfe und weiß nicht, wofür. Ich bin schon lange arbeitsunfähig. Familie gestorben, Freunde fast alle weit weggezogen, so dass ich sie mit meinem körperlichen Zustand nicht mehr erreichen kann. So gibt es nur noch den Weg über das Telefon, was nicht wirklich reicht. Und leider geht es mir so, dass auch Tiere mir Angst machen. Dennoch kämpfe ich weiter, suche Kontaktmöglichkeiten, die auf meiner Basis noch gehen und nutze die auch, egal, wie es mir damit geht.
Ich glaube schon, dass Du noch was machen könntest aus Deinem Leben, wenn Du wolltest. Ich verstehe durchaus Deine Gedanken, finde sie dennoch unfair Deiner Freundin gegenüber.
Nur Du hast die Verantwortung für Dein Leben und nur Du kannst daran etwas ändern. Wenn der Tod Dein Ziel ist, dann ist das eben so. Aber alles, was Du hier schreibst zeigt mir, dass Du dafür noch viel zu lebendig bist, Dich noch viel zu sehr über alles aufregst, noch viel zu vorwürflich bist. Verzweiflung kann ich mir zwar vorstellen, aber nicht ich lese sie hier nicht.
Wenn Kinder Deine Welt sind, dann gibt es da auch Möglichkeiten. Wenn Du in der Lage bist, mit ihnen verantwortungsvoll zu arbeiten, gibt es sogar viele Möglichkeiten. Im Übrigen vertraue auch ich nur Kindern, nur leider geht es mir zu schlecht, um da regelmäßig und verantwortungsvoll zuverlässig etwas tun zu können. Dennoch bin ich für Kinder und Jugendliche da, habe auch jahrelang am Sorgentelefon gearbeitet. Es gibt Möglichkeiten, WENN Du sie sehen willst. Du bist noch jung. Such Dir ein neues Ziel und hör auf, Deine Energie zu verschwenden und Dich darüber zu ärgern, was alles nicht klappt. Das kann man sicher zwischendurch tun, aber nicht als Lebensaufgabe. Kein Ziel zu haben, macht Depression. Du bist noch in einem Alter, wo man auch ausbildungstechnisch noch was machen könnte. Du kannst noch gebraucht werden. Und auch mit Depression kann man eine Menge schaffen. Deine Vorstellungen/Träume vom Tod kannst Du Dir ja erhalten, die haben immer noch Platz und sind - so ist es jedenfalls bei mir - immer ein guter Gedanke, wenn ich nicht mehr weiter weiß, es ist tröstend für mich, dass es diesen Weg ja im Notfall noch gibt.
Ich wünsche Dir die Kraft, immer mal Sonnenstrahlen für Dich zuzulassen, ein Lächeln zu sehen und auch zurück zu geben.
Liebe Grüße, kia