Meine Frau habe ich vor 22 Jahren kennengelernt. Damals wusste ich, dass sie keine leichte Kindheit hatte und z.B. auch sexueller Missbrauch stattfand. Dennoch war unsere Beziehung anfangs geprägt von schönen Momenten und es lief auch sehr gut. Nach einigen Jahren ging es dann rapide bergab. Inzwischen haben wir drei Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Die Älteste kam letztens auf mich zu und fragte mich ob ihre Mama eine Narzisstin wäre, weil sehr viel dafürspricht. Ehrlich gesagt, vermute ich das schon seit langem. Allerdings bin ich mir nicht sicher, da sie nicht alle Symptome dafürsprechen. Vielleicht beginne ich erstmal damit, was stark darauf hindeutet:
- Es muss alles nach Ihrer Nase gehen und sie duldet keine andere Meinung. Dabei muss sie auch alles wissen und kontrollieren. Egal ob es die Musik ist, die im Auto läuft oder die Kindererziehung. Ich habe mir angewohnt meine Kinder immer zu ihr zu schicken, wenn sie etwas wollen. Wenn sie z.B. etwas im Handy liest, darf sie niemand ansprechen, denn sonst passiert 2.
- Ist jemand nicht ihrer Meinung oder stört sie, wird sie aggressiv. Damit meine ich, Anschreien ohne vorherige Vorwarnung. Mir gegenüber sogar öfter mit Beleidigungen oder Schimpfwörtern.
- Im Streit ist sie mit Argumenten nicht erreichbar. Es gibt nur ihre Ansicht von Richtig. Andere Meinungen werden gnadenlos niedergebrüllt, so dass niemand mehr etwas sagen traut. Allgemein werden andere mit Lautstärke bekämpft.
- Versuche ich sie auf ihr falsches Verhalten hinzuweisen, wird entweder wieder am Lautstärkeregler gedreht, oder die Tatsachen verdreht. „Ihr seht das ich was lese und seid selber schuld, wenn ihr mich dann ansprecht!“ oder „bevor ich wieder körperliche Nähe zulassen kann, musst du dich halt ändern.“. An wirklich ALLEM sind ausnahmslos die Anderen Schuld.
- Sie verdreht oft auch die Tatsachen und behauptet, dass sie Dinge gar nicht, oder anders gesagt hätte. Oder sie hackt auf meiner Vergesslichkeit rum und sagt, dass ich es halt einfach vergessen habe (Gaslighting?)
- Sie entschuldigt sich absolut niemals bei unseren Kindern oder mir, wenn sie wieder ausrastet, anschreit oder beleidigt. In unserer Ehe habe ich noch niemals eine ehrliche Entschuldigung bekommen. Warum auch, sind ja immer die Anderen schuld…
- Ihr fehlt sämtliche Empathie. Seit mehreren Jahren gibt es zwischen uns keinerlei körperliche Nähe mehr. Ich habe ich schon oft gesagt, dass ich danach hungere aber sie findet immer irgendwelche Ausreden. Wir hatten kurze Zeit ein 3-jähriges Pflegekind, welches sie ebenfalls anschrie und oft so dermaßen kalt behandelt hat, dass es irgendwann nur noch still rumsaß. Hier habe ich eine grausame, eiskalte Seite an ihr kennengelernt, die ich nie an ihr vermutet hätte. Auch unseren eigenen Kindern gegenüber spürt man kaum Gefühle.
- Allgemein würde ich sagen, zuhause ist meine Frau eine Diktatorin, vielleicht sogar ein Tyrann. Allerdings ändert sich alles, wenn fremde Menschen ins Boot kommen. Es reicht schon, wenn die Nachbarin kommt oder wir irgendwo zu Besuch sind. Dann ist sie plötzlich geduldig, nachsichtig und sogar für Argumente erreichbar. Es ist wie, wenn sie einen Schalter umlegt. In einer Paartherapie vor ein paar Jahren feierte ich einmal, dass ich einen Streitpunkt während der Anwesenheit der Therapeutin gewann. Als wir dann wieder im Auto saßen kam sofort die Anmerkung, dass „ich das vergessen kann“…
Das hört sich alles sehr schlimm an, und dass ist es auch, wenn es passiert. Aber 90% des Tages laufen ja eigentlich gut, weil wir gelernt haben diese Tretminen zu umschiffen. Allerdings lässt sich das eben nicht immer machen, vor allem wenn man etwas vorbringen muss, was eben nicht der Meinung meiner Frau entspricht.
Was wiederum gegen einen Narzissmus spricht ist das Fehlen nach Aufmerksamkeit zu heucheln. Sie möchte nicht im Rampenlicht stehen und sich nicht als Beste, Größte oder Schönste darstellen. Allgemein ist sie eher ein wenig zurückhaltender. Eher würde das Merkmal des verdeckten Narzissmus passen, denn sie jammert schon relativ viel. Sie liegt viel auf dem Sofa und schläft viel. Immer wieder kommen Bemerkungen, was ihr gerade weh tut oder wie schlecht sie die letzte Nacht geschlafen hat. Aber auch nicht brutal viel. Zumindest nicht so viel, dass ich sagen würde sie lechzt nach Aufmerksamkeit.
Was ich ebenfalls an ihr nicht erkenne sind Neid oder Angeberei.