Irgendwie ein ganz schön düsteres und teilweise auch verqueres Weltbild, das sich in diesem Thread zeigt. Demnach gebe es "heutzutage" keine echten Freundschaften mehr und man könne sich nur auf sich selbst verlassen. Jemand anderem beim Umzug zu helfen oder ähnliches wird gleichzeitig als unangemessene Zumutung wahrgenommen.
Aber ihr müsst doch nur einen Schritt auf die Straße setzen und seht, dass diverse Leute Freundschaften pflegen und eine gute Zeit gemeinsam haben , im Park, im Café, überall. Umzüge, die durch fröhliche Freundeskreise gemeinsam bewältigt werden etc. sind vollkommen üblich.
Wenn es euch so schwer fällt, Freunde zu finden und ihr das wirklich ändern wollt, würde ich euch ein paar Stunden Beratung bei einem Coaching empfehlen. Der Austausch in diesem und ähnlichen Threads ist offensichtlich komplett dysfunktional und es beteiligen sich nur Leute mit ähnlich düsteren Ansichten, die sich gegenseitig bestätigen.
Das düstere Weltbild wird oft geprägt durch Erfahrungen. Man wird vorsichtiger. Das liegt im Menschen. Wenn ich mich an der Herdplatte verbrenne, greife ich beim nächsten Mal nur vorsichtig in die Nähe oder garnicht mehr dran.
Den Schritt auf die Straße setzen......naja, also ich sag dir mal, wie das bei mir lief. Mit echten Freunden. Ich hatte zwei, drei langjährige Freundschaften.
Der schleichende Prozess beginnt damit, dass das ganze einseitig wird. Jemand meldet sich nur noch, wenn er Probleme hat, ansonsten hörst du ganzjährig nichts von demjenigen. Ich machs mal konkret. Ich hatte einen Studienkollegen, mit dem ich fast 20 Jahre befreundet war, wir gingen auch gemeinsam zur Schule. Irgendwann dann war ich mehr oder weniger sein Depp. Auf Partys erwartete er, da ich nichts getrunken hatte, dass ich seine Gäste mit meinem Wagen heim fahre. Das war schon Standard. Wenn ich ihn bei mir daheim eingeladen hatte, musste ich ihm meistens helfen, er brachte seinen Laptop mit und wir saßen dann da bei der Steuererklärung. Und oftmals bracht er noch einen Kumpel mit - ohne zu fragen. Das wurde mir irgendwann zu viel. Und echte Gespräche wurden inhaltlich immer weniger. Es ging in der Regel um ihn, er hatte festgefahrene Meinungen und ließ nichts Neues zu. Was ich tat und tue, kritisierte er. Wohnung zu klein, Auto zu klein, dies und jenes. Freunden kann man einen Rat geben, wenn sie das möchten, aber ungefragt übergriff ins Leben rein platzen und einem vorschreiben, was man zu tun und zu lassen hat. Naja, irgendwann ließ ich diesen Kontakt einschlafen, es war kein Verlust.
Bei einem anderen langjährigen Freund bin ich etwas trauriger, aber wenn ich auch hier merke, ich bin derjenige, der hinterherläuft, hinterhertelefoniert, ...... und er sich auch nur meldet, wenn er mal wieder keinen Job hat oder entlassen wurde, ansonsten war er mit seinem Kram beschäftigt.
Und neue Freunde in dieser langjährigen Qualität zu finden, ist nicht so leicht. Hier bei uns auf dem Ort gibt es im Fußball, bei der Feuerwehr feste Cliquen, das sind in der Regel keine echten Freunde, sondern Zweckverbände. Da hilft der eine dem anderen beim Holz machen, der wiederum muss dem helfen, wenn die Heizung nicht funktioniert, dann hilft der dem anderen, das ist keine echte Freundschaft, wie man sie kennt, denn dazu weiß der eine vom anderen nichts und interessiert sich auch nicht. Sobald du nicht kannst, weil zum Beispiel was anderes im Terminkalender steht, bist du raus, denn dann stimmt die Bilanz des Helfens nicht mehr.
Ich möchte nicht wieder den Pessimisten geben, aber in sämtlichen Cliquen, die ich so kenne, ist "der Wurm drin".
Da wird stets über den Abwesenden gelästert, sobald jemand wieder einen Partner hat, ist er oder sie raus aus der Clique und im Endeffekt wird nur zusammen gegluckt, damit man nicht alleine sein will.
Ich bin mit einigen Frauen befreundet, die eine Freundesgruppe haben. Da gibt es doch immer jemanden, den man nicht wirklich leiden kann.
In so einem Fall sollte man dann reflektieren, warum man in solchen Cliquen unterwegs ist und wie man das ggf. ändern kann, wenn man damit unzufrieden ist. Normal ist das ganz und gar nicht. In allen meinen Freundeskreisen, in meiner Familie und bei meinen Arbeitskollegen lästert niemand über Abwesende.
Ich habe mich aus diesen Cliquen verabschiedet, nur "neue" Cliquen zu finden, ist alles andere als leicht.
Beispielsweise Arbeitskollegen. Bei uns sagt man "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich." Wir hatten eine Umstrukturierung, bei der man gesehen hat, wie einige drauf sind, wo es plötzlich um eine Standortverlegung ging. Einige Zeit später zeigten viele ihr wahres Gesicht, als es noch mal um die Büroverteilung ging. Nunja, also ich kann sagen, man lernt die Leute kennen. Und von Arbeitskollegen halte ich mich fern, was Freundschaften angeht. Jedes Wissen über mich und mein Privatleben, so meine Erfahrung, wird im Zweifelsfalle gegen dich verwendet. Und darauf verzichte ich und bleibe lieber etwas isoliert, als enttäuscht zu werden.