Es darf grundsätzlich kein Medikament gegen den Willen des Patienten verabreicht werden. Und heimlich, unters Essen gemischt, unter falschem Label ist immer gegen den Willen des Patienten. Das ist Körperverletzung. Übrigens auch von nett meinenden Verwandten.
Es gibt Patienten ohne Krankheitseinsicht, im Wahn oder einer Psychose. Da kann es nach ärztlicher Meinung notwendig sein, ein Medikament gegen den Willen des Patienten zu verabreichen. Aber das darf wirklich nur mit richterlicher Anordnung passieren. Und da muss der Richter persönlich mit dem Patienten sprechen. Ein Richter, der das nicht tut, macht sich strafbar.
Die Verbände der Psychiatrieerfahrenen sehen die Zwangsmedikation sehr kritisch. Und ja, leider passieren im Klinikalltag Dinge, die nicht sein dürfen, aber wem sowas angetan wird ohne richterliche Anordnung, oder dem heimlich was untergemischt wird, der kann sich an einen der Verbände wenden. Die helfen dabei, dass man sein Recht bekommt. Oder man geht zu einer der psychiatrischen Beschwerdestellen.
Es werden viele Patienten immer noch unter unzulässigen Druck gesetzt. "Wenn Sie das Medikament nicht nehmen, kann ich Ihnen die Therapie nicht verschreiben." Nicht zulässig. Der Patient muss ausreichend aufgeklärt werden, über Vor- UND Nachteile. Es werden in Deutschland viel zu schnell und viel zu viele Psychopharmka verordnet. Seid trotzdem für Gespräche offen. Lasst Euch erklären, warum der Arzt so denkt und wie das Medikament wirkt. Je kooperationsbereiter ihr seid, umso mehr sieht der Arzt einen normalen Patienten vor sich, der kein Medikament braucht.
Am besten den psychiatrischen Beschwerdestellen melden, solltet ihr trotzdem eine unzulässige Beeinflussung erleben. In der Klinik selbst habt ihr die Möglichkeit, Euch beim Patientenfürsprecher zu beschweren oder beim Qualitätsmanagement. Ihr habt das Recht, einen Chefarzt zu sprechen. Ihr dürft euch auch beim Klinikchef persönlich beschweren.
Wenn ihr da nicht weiterkommt, bitte wendet Euch an die psychiatrischen Beschwerdestellen. Wir können nur da was ändern, wo wir wissen, dass Dinge quer laufen. Wir haben hier vor Ort einen Oberarzt auf eine andere Abteilung versetzt bekommen, wo er weniger Schaden anrichten kann. Man kann also was tun. Glaubt nicht, ihr müsst das alles hinnehmen. Es passieren immer wieder leider auch unschöne Dinge in der Psychiatrie. Bitte helft dabei, dass das gestoppt wird und beschwert Euch. Das geht auch anonym. Aber nur so können wir in den Beschwerdestellen tätig werden.
Wenn eine Person aggressiv, eigen- und fremdgefährdend ist, darf kurzzeitig fixiert werden, aber nicht länger als eine halbe Stunde. Während dieser Zeit darf der Patient nicht allein gelassen werden. Überhaupt: Fixierung nur mit aufmerksamer Wache am Bett. Dauert die Fixierung voraussichtlich länger als eine halbe Stunde, muss ein Richter dazu gezogen werden. Und der Richter MUSS sich selbst ein Bild machen und mit dem Patienten sprechen. Dafür gibt es Rufbereitschaft. Also auch am Wochenende müssen Richter erreichbar sein. Das einzige ist in der Nacht. Ich glaube so was von 10-7 ist die Stelle nicht besetzt. Dann muss aber der Arzt sofort am nächsten Morgen den Richter informieren.
Gute Gelegenheit hier vom Krisenpass zu erzählen
. Für alle, die Angst haben, sie könnten in der Psychiatrie landen, ihr könnt im Geldbeutel einen Krisenpass mitführen. Darin steht, welche Medikamente ihr gerade nehmt - falls ihr welche nehmt - und in welcher Dosis. Man schreibt da auch rein, welche Medikamente man auf keinen Fall nehmen möchte. Da könnt ihr auch reinschreiben, wer euch besuchen darf und wer auf keinen Fall, ob zuhause ein Haustier zu versorgen ist und wer in Kenntnis gesetzt werden soll. Da kann man auch Sachen reinschreiben wie "ich flippe nur manchmal aus und brauche dann zwei Stunden Ruhe. Bitte einfach in einer Ecke abstellen und ignorieren". Gerade wenn das gegengezeichnet ist von einer Therapeutin oder einem Arzt, hält sich das Personal auch in der Regel dran.
Falls ihr nicht genau wisst, was Eure Rechte sind:
www.patientenberatung.de
Da kann man auch Fragen zu Medikamenten stellen. Die haben Ärzte, die die Fragen beantworten.