Mein Sohn 17 Jahre hat nichts begriffen

Hallo Feechen,

du hast Recht, es ist sehr wichtig das Kind/der Jugendliche merkt, dass er auch in seinem Anderssein hundert Prozent angenommen und geliebt wird. Damit hab man bereits die halbe Miete gewonnen und sehr vieles wird leichter.

Das mit dem Abschotten kenn ich aber auch von mir, als Nicht-Aspergerin...ich hatte damals ne Mathe-Blockade, fühlte mich da überfordert und hab dann dicht gemacht...konnte Mathe zwar, hab in Prüfungen aber regelmäßig versagt und so...
Das allgemeine Schulsystem ist ja auch an sich nen knallhartes Leistungsdings und belastet "normale" Kids schon recht schwer....vielleicht wäre da insbesondere für Aspis Waldorf etc..ne humanere Variante??

Was mich interessieren würde: was machst du heute, hast du die Schule damals beendet und hast du deine "Niesche", also Lebensraum in dem du dich wohl fühlst und klar kommst gefunden?

Gruß
Tyra

Hallo Tyra ,
hier eine Nachricht von Feechen :
Mein Rechner funktioniert im Moment leider nicht , sobald alles in Ordnung ist melde ich mich wieder !!!!

Hi Yaksini,

danke für die Nachricht, mein Beileid zu den Rechner-Funktionsstörungen und Gruß an dich + Feechen

Huhu Tyra,

ich bin wieder vorhanden....

Also die Schule hab ich beenden können...habe mit ach und Krach einen erweiterten Hauptschulabschluss bekommen (die Noten waren zum Grauseln).

Mit der Zeit wurden bei mir verschiedene Ängste wieder schlimmer und ich hab mich nicht mehr alleine aus dem Haus bzw. unter Menschen getraut.
Dadurch bin ich seit fast 4 Jahren arbeitslos.

Seit 2 Jahren bin ich nun schon mit meinem Freund zusammen und erfahre seitdem eine ganz neue Art und Weise zu leben.
Er nimmt mich wie ich bin. Da er eh auf altmodische Beziehungen steht (Mann arbeitet, die Frau ist zuhause) ist das eine Problem schon gelöst.
Er versucht nicht, mich zu verändern sondern sagt mir immer wieder, dass ich perfekt bin so wie ich bin. Das gibt mir auch selber eine Menge Kraft und zeigt mir : Ich werde geliebt also bin ich was wert.
Er drängt mich auch zu nichts, wenn ich mich mal wieder verkrieche.
Was für mich ein Wunder ist, ich trau mich wieder ab und zu aus dem Haus...naja gut zumindest zum Supermarkt um die Ecke. Aber für mich ists ein großer Schritt.
Sogar an meinen sog. Spezialinteressen hat er nichts zu meckern...obwohl ich es verstehen könnte *gg* wenn ich seit einem Jahr fast Tag für Tag häkel obwohl ich kaum noch weiss wohin mit dem Zeug
Dazu kommt das Selbstbewusstsein hier im Forum auch mal meine Meinung kundzutun. Zwar nur im Internet aber das ist auch schon mal was.

Mit diesen Verbesserungen ist aber ehrlich gesagt meine Grenze schon erreicht.

Mir fällt grade ein, was ich in einem Aspergier-Forum gelesen habe. Ich kann es nur sinngemäss wiedergeben. Eine Frau schrieb: Auch wenn einen die Umwelt nicht akzeptiert und einen manchmal mit Füßen tritt - wenn wir über unseren Spezialinteressen die Zeit vergessen, ist die Welt in Ordnung und wir begreifen, dass wir gar nicht anders sein wollen.

Das fand ich süß. Viele verwechseln das manchmal mit Egoismus, glaub ich.

Also lange Rede - kurzer Sinn: Jepp, ich hab mein Eckchen gefunden, welches ich nur zu gerne mein Zuhause nenne

Ich hoffe ich habe nicht allzu durcheinander geschrieben...lange Texte irritieren mich immer *schäm*

Liebe Grüße
Feechen

Hallo Mari,

eh wir hier vergessen dass du ja die thread-Herrin bist, hier mal ein Gruß an dich und ich hoffe dir geht es gut? Hat sich mittlerweile was Neues ergeben? Würde mich mal interessieren.

Liebe Grüße und ein Schönes WE
Tyra

Hallo Feechen,

es freut mich sehr für dich, dass du einen Ort gefunden hast und dich ganz gut eingerichtet hast und v.a. auch dass du sonen tollen Freund hast, der dich versteht und zu dir steht.
Betr. des Häkelns, warum eigentlich nicht? Finde ich an sich immer ne gemütliche Sache, erinnert mich an engliche Landhäuser und ländliche Geruhsamkeit....Kannst ja nachdem eure gesamte Wohnungseinrichtung umhäkelt ist deine weiteren Werke über eBay versteigern

Was deine Bemerkung angeht: damit habe ich meine Grenze schon erreicht...wer sagt das eigentlich? Auch die Ärzte und FAchleute, oder nur du?
Ehrlich gesagt hab ich noch zu wenig Ahnung über dieses Asperger Syndrom...muss mich da mal kundig machen, allerdings sind die Beschreibungen der Standard-Psychologie oft ...na sagen wir: unvollständig und sehr einseitig...
Aber in Hinsicht auf Syndrome oder sonstwas denke ich immer, dass man das nie statisch sehen sollte...der Mensch und die menschliche Psyche sind ja auch dynamische, ständig in Veränderung seiende und veränderbare Systeme.

Grenzen gibt es oft nicht real, sondern sie werden oft gedacht und gewinnen erst dadurch an Realität. Betr. der Grenzdefinitionen würde ich also vorsichtig sein und immer offen bleiben und gucken was kommt, sich immer ein wenig aus sich heraus weiterentwickeln...wichtig ist sich nicht als ein Für-immer-so-wie-man-jetzt ist zu begreifen um offen zu bleiben und auch Entwicklung zulassen zu können...nix forcieren oder erzwingen, aber locker und offen bleiben und mal gucken was man so machen kann etc.
Das Ganze mit dem Andersein muss man an sich paradox sehen: du bist anders aber irgendwo auch wieder nicht...d.h. deine Andersheit ist nicht allumfassend...denn Persönlichkeit oder Psyche setzt sich ja aus tausenderlei Komponenten zusammen und nicht alle Komponenten sind aspergerisiert...und wenn man das so sieht hat man halt Ansatzpunkte mit denen man arbeiten kann...systemische oder konstruktivistische Psychologie nennt man so was...

Auf jeden Fall finde ich deine positive Grundeinstellung sehr gut, das mit deinen Fortschritten wieder aus dem Haus zu gehen etc...da sieht man ja das du doch irgendwo ein klein wenig ehrgeizig bist und auch willlens und in der Lage dich selber zu motivieren etc, was nicht selbstverständlich ist und oft auch vielen Nicht-Aspergianern fehlt. Damit hast du schon mal ne Menge gewonnen!

Ich wünsch dir erstmal ein schönes sonniges WE....
LG
Tyra

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Aha, hab grad eine Internetseite mit Erklärungen zu Asperger gefunden...interessant...verstehe ein wenig besser...also das allgemeine Soziale (Umgang mit Menschen, dieses allgemeine Leistungszeugs in Schule etc.) und auch Alltag sind anstrengender für Aspies...die Filter im Hirn funktionieren nicht so gut und daher wirkt alles chaotischer, anstrengender, beängstigender, Reaktion dann oft Blockade, Rückzug etc.... und der Rückzug auf diese Spezialinteressen, also möglichst gleiche und kontrollierbare Abläufe bringt Beruhigung da rein...Wichtig ist auch ein kontrollierbares möglichst reizarmes Umfeld etc.

Das mit den Grenzen muss ich ein wenig revidieren...ich denke da wird es Grenzen geben, die jedoch bei jedem individuell liegen dürften..kommt auch immer auf das Umfeld an und wie die Umwelt reagiert etc. Wenn man ne Möglichkeit findet sich ein auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtetes Nestchen zu schaffen hat man mehr Chancen gut klar zu kommen.
Ist ja allgemein für jeden Menschen so...für Aspies wahrscheinlich noch nen Streifen wichtiger.

Gruß Nr.2
Tyra

Hallo Tyra,

danke für deine lieben Worte.
Zu den Grenzen: Die Definition meiner Grenzen geht allein vom Bauchgefühl aus. Ich muss da auch immer in Jahren rechnen. Einfach zu sagen: Diese Woche beschäftige ich mich mit diesem Problem und nächste mit dem anderen...das fällt mir mehr als schwer. Bis ich mich an die dann neu entstandene Situation gewöhnt und dann genug Kraft für die nächste hab, das kann dauern.

Von sogenannten Statistiken lass ich mich generell nur wenig beeindrucken, weil ich der Meinung bin, dass die sich vielleicht mit 100 Aspis beschäftigen und der Rest bleibt aussen vor. Die Leute schauen, denke ich auch nur auf die eigentlichen Symptome und ignorieren, dass auch bei Aspergiern jeder ein Individuum mit einem eigenen Empfinden ist.
Ich lass mich eh nur äusserst ungern in Schubladen zuordnen. Mit meinem Standardspruch: "Ich bin anders als alle anderen" bin ich schon manchem auf den Keks gegangen (So war wie's eigentlich ist).

So bis wir uns wiederlesen wünsch ich dir ersteinmal ein erholsames WE!

Gruß Feechen