Hallo Ihr Lieben,
in den vergangenen drei Monaten seit meinem letzten Eintrag in diesem Thread habe ich J. ja immer nur am Rande im "sonstigen Leben" erwähnt, denn es gab - und gibt - eigentlich in diesem Thread hier nicht wirklich etwas zu sagen.
Nichtsdestotrotz möchte ich doch diesen Thread hier wieder aktivieren.
Um das im "sonstigen Leben" erwähnte nochmal zusammenzufassen:
Mein letzter Eintrag HIER war ja eigentlich recht positiv... ja, Ende August standen wir uns emotional tatsächlich wieder etwas näher... das erste Mal seit so langer Zeit hatte er mir wieder aktiv einen Vorschlag unterbreitet...
Mit meiner Anmeldung für mein damals allererstes Turnier war ich ziemlich nervös, hatte gesundheitliche Probleme und anderes. Und in dieser Situation hatte ich ihm am 07.09. eine Mail gesendet, in der ich ihn nach verschiedenen Unternehmungen fragte, fragte, ob er sich vorstellen könnte, dass wir das und das gemeinsam machen. Und ich verlieh meinem Wunsch Ausdruck, dass es mir wichtig wäre, wenn er am 23. November mit mir zusammen in die Kirche gehen würde... denn an diesem Tag war ich auf den Tag genau fünf Jahre katholisch, und trotz aller Irrungen und Wirrungen ist dies für mich ein wichtiger Tag, und er ist ja nun mal auch Katholik und aktiv in der Kirche.
Am Vortag des Turnieres hatte er mir dann noch eine Kommode aufgebaut, ich hatte Zwiebelkuchen gemacht, den er mehrfach lobte, aber ich hatte durchaus gespürt, dass er sich mir etwas entzog, aber ich hatte dem ganzen noch keine große Bedeutung beigemessen.
Am 14. September dann war es nach dem Turnier offensichtlich: Aus mir bis heute nicht erklärlichen Gründen ging er auf Distanz, was mich in dieser Situation auf dem völlig falschen Fuß erwischte (gerade wo das erste Turnier doch so eine positive Erfahrung gewesen war). Es kam nach der Annäherung von August einfach zu plötzlich und überraschend... ich war mir keiner Schuld bewusst.
Er schob es dann auf diese Email... er fühlte sich mal wieder vereinnahmt... ach, was weiß ich.
Unser geplanter Thermalbadbesuch fiel dann ins Wasser, weil ich unter diesen Umständen keine Lust auf eine derartige Unternehmung hatte. Er hätte keine Übernachtung zugelassen, und da er drei Wochen vorher noch von sich aus ganz anders gesprochen hatte, hätte ich das emotional nicht verkraftet.
Seit mitte September dann hatten wir also den Status einer mehr oder minder "normalen" Freundschaft, sofern man bei uns überhaupt von Freundschaft sprechen kann.
Auf der einen Seite ist der Kontakt für mich ausgesprochen schwierig und schmerzhaft, auf der anderen Seite hab ich mir das ganze selbst eingebrockt, dass ich ihn nun regelmäßig sehe, weil wir im selben Verein sind (und so viele Aktive gibt es da nicht!). Ich bin irgendwo ja fast "verpflichtet", mich ihm gegenüber normal und freundschaftlich zu verhalten, so wie ich jeden anderen im Verein auch behandeln würde, und letztlich ist mir seine Freundschaft ja auch immer noch wichtig.
Wie Ihr wisst, weiß mittlerweile auch unsere Trainerin über die Geschichte Bescheid, weil es mir damals einfach zu schlecht ging und sie mich getröstet hatte. Ich hab es im nachhinein bereut, aber sie schafft es tatsächlich, ihr Wissen für sich zu behalten.
J. und ich haben trotzdem die ganze Zeit nichts gemeinsam unternommen. Wir sahen uns im Verein. Er fuhr mich nach Hause. Er nahm mich am 9. November mit zu dem Turnier. Wir telefonierten durchaus auch regelmäßig und lange. Aber das war's dann auch. Allenfalls flüchtige Umarmungen und kurze Bussis im Auto. Mehr nicht.
Gut, meine eine Freundin mit dem Neugeborenen hab ich auch ewig nicht gesehen, aber dafür gibt es halt Gründe. Mit meiner anderen Freundin hab ich es aber kürzlich geschafft, mal wieder einen Restauranttermin zu vereinbaren. Dazu telefoniert man, schaut in seinen Kalender und stimmt einen Termin ab. Fertig. So einfach geht das.
Mich fing es an, allmählich zu ärgern, dass dies mit ihm nicht (mehr) möglich sein sollte.
Es stand die Überlegung im Raume, ob wir nicht am 12. November nach dem Training mit Gutscheinbuch essen gehen. Er hatte einen stressigen Tag und das ganze vergessen. Letztlich sind wir dann ungeplant doch noch kurz was essen gewesen, wo wir dann nur noch einen Bistrotisch bekamen. Es war aber das erste Mal überhaupt, dass wir mal wieder ein paar mehr Sätze Auge in Auge miteinander wechselten. Aber wirklich alles nur Smalltalk...
Ich fragte ihn, ob wir es wohl die Woche drauf auch ordentlich "geplant" hinbekommen würden.
Ach so, und er hatte einen neuen Fernseher geordert und machte sich einen Spaß daraus, mir nicht zu verraten, welchen. Wahrscheinlich war ich der einzige, den es ernsthaft interessiert hat, und klar, mein Ex-Freund O. meinte später auch, er könne durchaus verstehen, warum J. mir das nicht sage, meine Neugier sei einfach zuuu unterhaltsam... *grmpf*
Naja. Dann kam einen Tag später das Donnerstagstraining, und an diesem Abend kam die Überraschung, dass ich bereits am 16. November mangels Teilnehmern beim Ligaschießen mitmachen sollte. Das war so nicht geplant, und ich stand ziemlich neben mir. Dann auch noch die Abstimmungen bzgl. der Fahrerei, und ein anderer, der das ja nicht ahnen konnte, sorgte dann dafür, dass ich nicht mit J., sondern mit anderen fahren "musste", was meine Laune nicht unbedingt hob (meine zwei guten Turniere waren schließlich welche, bei denen ich mit IHM gefahren bin, ja, vielleicht bin ich manchmal doch ein wenig abergläubisch... aber natürlich spielt auch mit hinein, dass ich bei ihm ich selbst sein kann und nicht höflichen Smalltalk machen muss).
An diesem Abend waren wir nach dem Training dann nur zu fünft noch nebenan was trinken: J., ich, ein Pärchen (meine neue Bekannte P. mit F.) und ein anderer.
J., P. und ich unterhielten uns, P. frug ihn so, wie alt er sei (sie ist 39 1/2) und meinte doch glatt, er sei doch sicher jünger als sie, und natürlich hab ich mich ziemlich echauffiert, warum sie sich so einschleimt... naja, das war aber auch wirklich lächerlich... soooo jung wirkt er nun auch wieder nicht.
Wo das Thema einmal das Alter war, erwähnte J. dann wieder einen Spruch, den wir auf unserem gemeinsamen Wochenende damals im Dezember 2006 auf einem Plakat gelesen hatten... von wegen "Frauen ab 35 in der zweiten Lebenshälfte"... J. sagte dies, um mich zu ärgern, klar, aber er vergisst dabei, dass dieser Spruch nun mal von unserem gemeinsamen Wochenendurlaub stammt, auf dem wir ein PAAR(!) waren...
Mich hatte das einfach runtergezogen. Ich war eh nicht sonderlich fit.
Donnerstags lässt er mich dann auf seinem Heimweg immer an der Straßenbahnhaltestelle raus, was für ihn kein Umweg ist. Sie fährt im 20-Minuten-Takt.
Klar, es war blöd, aber irgendwie konnte ich einfach nicht anders und sagte, dass ich so gerne mal wieder in seinen Armen einschlafen würde... er meinte nur Dinge wie, das könne er nicht, das ginge im Moment nicht, so ungefähr. Ich hab gesagt, dass ich das nicht verstehe, meinte nochmal, was denn nur vorgefallen sei, warum er sich denn so distanziert verhalten würde, dass wir uns doch wieder näher waren und dass ich diesen plötzlichen Stimmungsumschwung einfach nicht begreife. So ungefähr. Ich wollte und suchte Antworten, er wich mir aus. Druckste nur herum. Wand sich. Mir ging es schlecht. Auf der Anzeige sah man, dass die Bahn gleich kommt. Ich bat ihn, nochmal 20 Minuten auf die nächste Bahn zu warten. Aber er schmiss mich unbarmherzig raus.
Ich verstand die Welt nicht mehr.
In mir brach irgendwie alles zusammen.
Ja, es hört sich theatralisch an, jetzt wo ich das aufschreiben will, komme ich mir auch selten dämlich vor, aber es ändert nichts an meinen Empfindungen an diesem Abend. Ich denke, durch seinen Spruch aus unserem Urlaub kam wirklich wieder so einiges auch hoch, und die Sehnsucht nach ihm schmerzte so sehr.
Ich hab noch in der Bahn versucht, ihn anzurufen, schickte ihm dann eine SMS... die zugegebenermaßen mehr als kindisch war... beginnend mit dem Satz, wie er sich fühlen würde, wenn es mich nicht mehr gäbe...
Als ich zu Hause war, ging es mir wirklich richtig dreckig. Zum ersten Mal seit langer Zeit hab ich intensiv darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, tot zu sein. Ich überlegte, alle mir zur Verfügung stehenden Tabletten zu schlucken, zusammen mit einer Flasche Rum. Da ich aber keine schlimmen Medis besitze bis auf eine Packung Methylphenidat und eine alte Packung ADs und mir vom Verstand her klar war, dass ich keinen Bock darauf hätte, schlimmstenfalls "nur" im Krankenhaus zu landen und mir den Magen auspumpen zu lassen - wenn ich nicht sowieso schon von selbst gekotzt hätte -, hab ich einen Hilferuf per SMS an P. geschickt, die zum Glück schon geschlafen hatte, und J. dann hinterher eine bitterböse Email geschrieben. Danach ging es mir für den Moment besser.
Am nächsten Tag hab ich morgens nur geheult. Ich hab überlegt, mich krankzumelden, aber das ging nicht, durch das ungeplante Ligaschießen sah ich mich gezwungen, den weiten Weg in eine etwas entfernt liegende Stadt anzutreten, um noch ein wenig dort auf einer Schießbahn zu trainieren. Deshalb war ich auch bereits früh im Büro.
Ich schickte dann eine Mail an die Ex-Frau von J. Die heißt auch P., genau wie meine neue Bekannte aus dem Verein. Diese P. hatte mir ja schon im September mal angeboten, dass es bei ihr im Büro jederzeit Kaffee oder Tee und zwei offene Ohren geben würde, wenn ich mich aussprechen wolle, ich hatte damals im September ja schon mal Emailkontakt mit ihr gesucht und hatte gehofft, sie könne zwischen meinen Zeilen lesen.
Diesmal nun war es mir ernst. An dem Morgen ging einfach gar nichts mehr. Ich meinte dann noch zu ihr, dass ich nicht glaube, dass ich mit ihr reden könne, aber ich bräuchte einfach dringend jemanden, der mich in den Arm nehme. P. ist bei uns die Gleichstellungsbeauftragte und hat größtenteils keine "normale" Tätigkeit.
Als ich bei ihr im Büro ankam, bin ich erstmal nur in Tränen ausgebrochen, und sie nahm mich sofort in die Arme und tröstete mich. Sie trug einen dunkelbraunen Cashmere-Rollkragenpullover, ich glaub, genau denselben hab ich auch...
Dann hab ich mich langsam ausgesprochen, hab ihr weitestgehend in Kurzform die ganze Geschichte meiner unglücklichen Liebe erzählt... eigentlich war ich mir ja gar nicht sicher, ob ich ihr wirklich endlich reinen Wein einschenken wollte, aber auf der anderen Seite belastete mich das ganze ja auch schon sehr lange, insbesondere weil sie mir gegenüber doch bereits an Altweiber ein paar Bemerkungen gemacht hatte, bei denen sie nicht ahnen konnte, dass ich ihren Ex-Mann kenne. Ihr erinnert Euch vielleicht, dass sie damals sagte, ihrer Ansicht nach wisse ihr Ex-Mann gar nicht, was Liebe sei, und sie sei heute so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben... und dass sie eben an seiner Seite emotional verhungert sei.
Naja. Ich kam dann irgendwann an eine Stelle, wo ich formulierte, dass ich nun seit ca. 1,5 Jahren immer wieder darüber nachgedacht hätte, mal mit seiner Ex-Frau zu sprechen... dass ich die Hoffnung hätte, mir das ganze dann endlich aus dem Kopf schlagen zu können... dass ich das immer so als "Endlösung" gesehen hätte, wenn es wirklich gar nicht mehr weitergeht und ich mir keinen anderen Rat weiß, weil es ja letztlich auch ihm gegenüber ein großer Vertrauensbruch wäre...
Ach so, ich glaub, das sagte ich, weil sie mich vorher schon gefragt hatte, ob ich schon mal mit jemandem gesprochen hätte, der ihn kennt... und ich erwähnte, dass ich mit ein paar Leuten wohl mittlerweile mal gesprochen hatte, aber wirklich kennen tat ihn davon keiner, halt nur flüchtig, und dass wohl die einzige, die ihn richtig kennt, seine Ex-Frau sein dürfte...
Sie fragte nun, ob ich seine Ex-Frau denn kennen würde.
Ich blickte sie mit Tränen in den Augen an und sprach nur ihren Namen aus. Ich meinte, ob sie es sich denn nicht denken könne. Sie blickte mich an und sagte, sie wolle es gerne von mir hören. Und ich sprach seinen Namen aus.
Danach hab ich hemmungslos geweint, und sie hat mich fest umarmt und gestreichelt.
Es ist irgendwie verrückt, aber an dem darauffolgenden Wochenende habe ich genau diese Szene im Kopf wieder und wieder abgespult... ich weiß nicht, warum, aber es war wirklich wichtig, dass sie es mich hat aussprechen lassen... irgendwie war das wohl eine Szene, die ich im Gesamtablauf so nie vergessen werde.
Naja. Danach hat sie dann endlich auch ein Schild vor ihre Tür gehängt, dass sie nicht gestört werden möchte, und wir konnten endlich richtig offen miteinander sprechen.
Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie sie mit der ganzen Situation umgegangen ist und wie offen sie auch über sich und ihre Ehe - und ihre Krankheit - gesprochen hat. Es war auch interessant, bei manchen Dingen, die ich nur aus seiner Sicht kannte, nun mal ihre Sicht zu hören.
Sie hatte ja Bulimie seit Jugendtagen, was sie ihm verheimlicht hatte. Übrigens hat sie tatsächlich auch bereits über ein katholisches Ehenichtigkeitsverfahren nachgedacht und mit Priestern gesprochen, sie dürfte es wohl durchkriegen, wenn sie es anstreben würde (hat sich aber für den Moment dagegen entschieden), da sie eben ganz klar eine schwere Sache verheimlicht hat. So sind die katholischen Gesetze. Ich finde das im nachhinein verrückt, denn was hatte ich ihn damals vor zwei Jahren doch damit gequält, dass er sich um sowas bemühen solle, aber er wollte nicht, meinte, das sei dasselbe schmutzige-Wäsche-waschen, was sie mit ihm vor weltlichen Gerichten veranstaltet habe. Tja. Vor Gott hat hier dann nach katholischem Recht wohl wirklich keine Ehe bestanden, worin sich mein Herz ja damals von Anfang an so sicher war... im nachhinein schon seltsam irgendwie... was wäre wohl gewesen, wenn ich damals offen mit ihr gesprochen hätte, hätte das irgendetwas ändern können? Naja. Damals hätte sie ja vielleicht auch anders reagiert, man weiß es nicht.
Wir sprachen im übrigen auch über den Glauben, sie war ja auch immer sehr aktiv in der Kirche, und natürlich war auch für sie die ganze Sache nicht einfach. Sie hatte damals alle Ämter niederlegen müssen, die sie innehatte, sie war Kommunionhelferin, Katechetin, Pfarrgemeinderatsmitglied usw.
Jedenfalls erzählte sie auch, dass sie sich wohl in all den Jahren nie in dem Sinne gestritten hätten, weil J. einfach nicht konfliktfähig sei. Sie erwähnte, dass auch sein Elternhaus nicht konfliktfähig war. Sie hatte es mal erlebt, dass seine Eltern wochenlang nicht mit ihm und ihr sprachen, und da kam das dann heraus, und sie sagte, so wären sie auch schon mit ihm als kleines Kind umgegangen.
Ihr könnt Euch kaum vorstellen, wie oft ich seitdem einen kleinen Jungen vor meinem geistigen Auge sehe, dessen Eltern ihn mit Nichtachtung strafen, weil er irgendwas tat, was ihnen nicht passte, aber die nicht mit ihm darüber offen redeten... immer muss ich weinen, wenn ich darüber nachdenke... er tut mir im nachhinein so leid...
Er tut mir auch leid, weil er ja immer noch nicht versteht oder verstehen will, warum sie sich von ihm getrennt hat. Dabei sagte sie, sie hätte ihm ihre Krankheit bereits sechs Jahre vor der Trennung offenbart (er sprach immer von einem oder einem halben Jahr), und damals sei er nur aufgestanden und hätte schweigend das Zimmer verlassen. Ihr sei heute klar, dass er damit halt überfordert war, aber sie brauchte Hilfe, und die fand sie damals bei einem verheirateten alten Schulfreund. Beide Paare fuhren damals immer gemeinsam in den Urlaub. Heute ist sie ja mit ihm verheiratet. Dieser hätte ihr sofort Hilfe angeboten. Sie sagte, einige Monate vor der Trennung hätte sie nochmal zu J. gesagt, dass dieses Kümmern allmählich ihre Ehe gefährde... aber J. hätte keinen Ton dazu gesagt. Himmel, wie kann man so blind sein, wie kann man die Realität nur so ausblenden. J. hat ja gar nichts für sie getan, hat ja auch ihre Krankheit nicht sehen wollen...
Übrigens, und das hat mich auch total geschockt, sie sagte, hätte sie sich nicht getrennt, ihre Ärztin hätte gesagt, sie wäre ein halbes Jahr später tot gewesen...
Bei ihr war wohl schon alles zerfressen, sie hatte innere Blutungen.
J. weiß das nicht.
P. war mit dem Tag ihrer Trennung geheilt.
P. tut es leid, dass er immer noch nicht versteht, warum sie sich von ihm getrennt hat... sie sagte, sie bedaure, dass es keine ordentliche Aussprache gegeben hätte... sie warte auf den Tag, wo sie einfach mal wieder einen Kaffee trinken könnten... aber noch weicht J. aus, auch wenn wohl heute vor einem Elternabend beispielsweise schon wieder mehr Absprache möglich ist als noch vor einigen Jahren.
Doch wenn sie bei seinen Nachbarn zu einer Feier eingeladen ist, dann sagt er wohl erst zu, kommt dann aber doch nicht. Bislang ist er nie irgendwo aufgetaucht, wo sie auch war.
In seinem Haus hat sie Hausverbot. Und seine Eltern ziehen zum Teil wohl ziemlich über sie her, was sie dann von ihren Kindern hört, die alt genug sind, um nichts auf das Gerede zu geben, sondern die das dann mächtig ärgert.
Ich finde es wirklich traurig, wenn Ehen so böse auseinandergehen... nach 14 Jahren...
Was im übrigen die Gerichtsstreitigkeiten angeht, erscheinen diese nun in einem völlig anderen Licht... aus J.'s Sicht war sie ja die "Böse", aber er war wohl bei den letzten Verhandlungen gar nicht mehr anwesend und hat darum gar nicht gehört, dass der Richter zu seiner Anwältin sagte, er solle ruhig so weitermachen, wenn er sein Geld zum Fenster rauswerfen wolle...
Und er muss wohl versucht haben, ihr mit der Begründung, sie sei psychisch krank, die Kinder vorzuenthalten. Sie sagt, das ist alles verletzte Eitelkeit. Klar. Aber wie verletzt und wie blind muss man sein, um so zu handeln.
Nichtsdestotrotz hegt sie keinen Groll gegen ihn und wünscht ihm sehr, dass er wieder mit einer Frau glücklich wird.
Und auch für mich hat ja das Gespräch nicht die erwartete Konsequenz, dass ich ihn mir nun aus dem Kopf schlagen könnte, eher liebe ich ihn noch mehr... *seufz*
Es sind halt Defizite, die er hat, aber irgendwelche Fehler und Macken hat ja jeder Mensch.
Sie sagte, er hätte sich auf jeden Fall immer bestens um alles gekümmert, was halt so zu organisieren war, wo er eben aktiv etwas tun konnte, wo es nicht um die emotionale Ebene ging.
Übrigens gab sie zu, dass sie tatsächlich sehr viel und sehr gerne geplant habe (er sagte doch mal, dass ihm die ewige Planerei schon zu Zeiten seiner Ehe auf die Nerven gegangen sei)...
Wie gesagt sprachen sie und ich auch über andere Dinge, und ich hab nun am 3. Dezember auch ein Vorgespräch bei der Therapeutin, die ihr damals geholfen hat.
An dem besagten Freitag bin ich doch dann am Nachmittag zum Schießen in diesen anderen Ort gefahren. Ich hab mich von der Kollegin mitnehmen lassen, die ich immer als heimliche Konkurrentin angesehen habe, die wohnt da, und jetzt ist sie ja wirklich meine Kollegin, weil bei uns umstrukturiert wurde.
So beiläufig hab ich auch J. erwähnt, weil ich neugierig war, wie sie zu ihm steht... nun ja... ich glaub, das ist von ihrer Seite aus nicht der enge Kontakt, wie er es darstellen würde... ihre Reaktion war sogar ziemlich erheiternd, so von der Mimik her... der sei ja viel zu alt und zu unsportlich und mit den Kindern, das gehe doch gar nicht... und überhaupt...
Naja. Unsportlich. Armer J. Er tat mir irgendwie leid in dem Moment...
Aber auch dieses Gespräch hatte mir dann irgendwie geholfen. So am Rande. Schwer zu beschreiben.
An dem Wochenende dann war ja dieses Ligaschießen, und sowohl am Samstag davor wie am Sonntag, als es vorbei war, hatten J. und ich durchaus Stunden telefoniert... ganz sachlich... als wäre NICHTS gewesen...
Nur als ich ihn fragte, wie es denn nun mit dem 23.11. aussehe, da druckste er wieder herum und meinte, das wisse er nicht... und überhaupt, erst recht "nach dem"...
Ich hab nicht nachgehakt, nach WAS, aber klar ist doch, dass er sich auf meine Mail und mein Verhalten bezog, aber er hat es nicht ausgesprochen, es wurde unter den Teppich gekehrt.
Ein absolutes Beispiel von dieser Konfliktunfähigkeit, aber auf der anderen Seite geht es mir selbst ja ähnlich.
Letzte Woche dann kaum Kontakt. Donnerstag an der Straßenbahnhaltestelle suchte ich abermals das Gespräch... und bekam abermals keine Antworten... ich fragte nochmal nach Sonntag... nichts... ob wir denn nun keine Freunde mehr seien, meinte ich... er meinte, wenn ich das denn unbedingt so sehen wolle... ich verließ grußlos das Auto.
Und jetzt ist es schon so spät, dass ich es mir mal einfach mache und - mit ein paar Abänderungen - zusammenkopiere, was ich heute meiner Freundin A. mailte:
Am Freitag hatte ich vormittags nochmal mit J. telefoniert und ihn gefragt, ob er Sonntag denn wirklich nicht mal nur mit mir in die Kirche gehen könnte oder ein Glas Sekt trinken oder irgendwas. Ich hab ihm gesagt, ich hätte das Gefühl, als wolle er mich "abstrafen", weil ich es gewagt hatte, ihn mal schon drei Monate im voraus um einen Termin zu bitten, aber mir war mein Konversionstag dieses Jahr, wo der 23.11. erstmalig nach fünf Jahren wieder auf den Christkönigssonntag fiel, nun mal ausgesprochen wichtig. Er versprach, nochmal "in sich zu gehen" und mich noch am Freitag zurückzurufen. Er ging dann ja früher, weil er seinen neuen Fernseher bekam. Da er nicht zurückrief, rief ich ihn später nochmal an, und er sagte mir zu, am Sonntagabend mit mir in die Kirche zu gehen, und wir vereinbarten, hinterher essen zu gehen.
Ich war am Freitagabend in seiner Pfarrei in einem - naja - modernen Gottesdienst. Bin sogar hinterher mit den fremden Leuten noch ins Pfarrheim mitgegangen, weil ich noch nicht alleine sein wollte. Ich denke, dass das insgesamt gut war, so hatten wir gestern wenigstens Gesprächsstoff...
Samstag war ich um 14 Uhr zur Generalprobe meiner neuen Bekannten P. aus dem Schießsportverein, deren Chor Haydns Schöpfung aufgeführt hat. Sie freute sich, dass ich da war, und wir tranken hinterher bei ihnen noch einen Kaffee. Ich fand das sehr schön.
Abends bin ich dann zu einem offenen Singen ins Dominikanerkloster gegangen.
Tja, und gestern gegen 16 Uhr kam dann also J. Er kam mit ÖPNV.
Was mir direkt auffiel, war, dass er mich nach langer Zeit mal wieder überraschend fest in den Arm genommen hat.
Als wir zur Kirche gingen, hatte es sich bereits eingeschneit, und ich trug gestern Stiefel mit Absätzen und tat mich mit dem Laufen schwer. Das Wetter hatte ich nicht eingeplant. Insofern hab ich mich bei ihm eingehakt, denn ansonsten wäre ich wohl kaum vom Fleck gekommen.
Ich freute mich sehr, dass er in der Kirche neben mir saß, auch wenn er einem ja nie mal einen Seitenblick schenkt oder so... aber was soll's, mir war es wichtig, am gestrigen Tag nicht alleine in der Kirche sein zu müssen, und ich war von Herzen dankbar, dass mein Wunsch erfüllt worden war. Mehr wollte ich ja gar nicht.
Wir sind dann mit Gutscheinbuch bei einem Spanier gewesen, wo wir lecker gegessen und uns auch ausgesprochen gut unterhalten haben. Ich sag ja, mein Gottesdienstbesuch in seiner Pfarrei sorgte für genügend Gesprächsstoff, denn auch er hatte am Vorabend auf einer Geburtstagsfeier bereits von diesem Gottesdienst gehört.
Dann sind wir zu mir und haben noch einen Glühwein getrunken. Um ca. 220 Uhr ist er nach Hause gefahren.
Zum ersten Mal seit über zwei Monaten verlief unser Beisammensein harmonisch. Wenn man nicht wüsste, dass nichts so ist, wie es war, so hätte man meinen können, dass alles in absolut bester Ordnung wäre... es herrschte eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre. Ich bin kein nachtragender Mensch, und er war so, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe... und erstaunlicherweise kam es sogar mehrfach zu innigen und leidenschaftlichen Küssen...
Ich möchte dies nicht überbewerten, absolut nicht. Es waren nur Küsse. Er hat seine Hände durchaus im großen und ganzen bei sich behalten. Aber immerhin.
Es hat mir gut getan, es war mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte nach all den unschönen Diskussionen und Auseinandersetzungen der letzten Zeit.
Und ich war wirklich froh und dankbar, dass er also doch mit mir in die Kirche gegangen ist. Im übrigen war dies unser erster gemeinsamer Kirchenbesuch seit Heiligabend 2006 (damals waren wir noch "zusammen")...
Ich habe mich gefreut, dass ich an meinem 5. Konversionstag doch nicht alleine sein musste. Und wir hatten ein paar schöne angenehme Stunden. Könnte es doch nur immer so einfach sein...
Ja.
Könnte es nur immer so sein.
Aber ich mache mir nichts vor.
Es ist so nicht (mehr).
Ich hab keine Ahnung, warum er gestern wieder mal etwas netter war.
Allerdings hab ich in der Kirche gestern beim Hochgebet mal nachgerechnet, wann der 23.11. wieder auf Christkönig fällt... diesmal ist es erst in sechs Jahren... in sechs Jahren bin ich 43 Jahre... dann bin ich so alt wie J. war, als wir uns kennenlernten... irgendwie hab ich mir in dem Moment gewünscht, dass wir in sechs Jahren an diesem Tag ein Paar wären, und danach kam das offizielle "Amen".
Dann hätte ich 8 Jahre gewartet. Ich denke, das ist ein guter Zeitpunkt. Sechs Jahre. Ja. Ich warte noch sechs Jahre. Nicht "warten" im Sinne von WARTEN, nein, ich möchte schon mein Leben leben, aber einfach AB-WARTEN. Mehr kann ich eh nicht. Auf jeden Fall ist J. immer noch Single, und ich denke nicht, dass sich das schnell ändern wird.
Eigentlich müsste er sich eh mal in Therapie begeben, das ist sowohl meine als auch P.'s Meinung. Er sollte wohl mal einiges aufarbeiten.
Und jetzt muss ich dringend ins Bett, sorry für das abrupte Ende...
LG.
Nohope.
PS:
Mit dieser in etwa gleichaltrigen P. aus meinem Verein war ich letzte Woche Montag im Kino, und dummerweise war der Film so traurig, dass ich nur weinen musste ("Das Lächeln der Sterne"), und das passte alles so gar nicht in meine Stimmungslage... um es kurz zu machen, auch sie weiß nun Bescheid, aber sie ist ein anderer Typ Mensch als ich, und sie sagte sinngemäß, also sie müsse ihn schon mal in Schutz nehmen, und ich sollte ihn doch einfach mal in Ruhe lassen...
Dieser Satz hängt mir auch noch ziemlich nach... ich hab bislang in meinem Umfeld eigentlich ja immer nur mit Menschen gesprochen, die eher ähnlich gestrickt sind wie ich... die Umgang zwischen Frauen und Männern bzw. Beziehungen überhaupt ähnlich sehen wie ich selbst... P. ist da ganz anders, hatte wohl auch eine Zeit lang recht viele lockere Kontakte, was Männer angeht, was ich ja gar nicht könnte...
Und insofern fand ich es interessant, wie sie reagierte. Klar hat mich das nachdenklich gemacht. Es ist eine etwas andere Sicht der Dinge.
Nichtsdestotrotz hätte ich J. ja von Anfang an in Ruhe gelassen, wenn er sich anders und eindeutiger und klarer verhalten hätte und es nicht ewig dieses Hin und Her gegeben hätte. Er ist es ja selbst schuld, dass sich alles so lange hingezogen hat.
Und ich kann mir nicht helfen, aber die Art von fester Umarmung, als er am Sonntag meine Wohnung betrat, die schien mir nicht nur als Gratulation gedacht zu sein, die fühlte sich eher so an, als täte es auch ihm gut, mal wieder jemanden so fest in den Arm zu nehmen...
Aber was soll's, derartige Überlegungen bringen mich auch nicht weiter.
Ich muss einfach für mich sorgen und auf mich aufpassen, worum ich mich ja auch nach bestem Wissen und Gewissen bemühe.
Alles andere bringt entweder die Zeit oder auch nicht...