Naja, ich kann verstehen, wenn es in Kliniken klare Regeln gibt und sogar in Selbsthilfegruppen das Trauma kein Thema sein soll um eben andere Traumatisierte vor Retraumatisierung zu schützen.
Wo mein Verständnis mittlerweile aufhört, ist die Therapie. Klar, auch da geht es erst einmal um Stabilität. Und um noch mehr Stabilität. Diese Stabilisierung kann schon mal ein oder auch zwei Jahre dauert.
Bei uns hat sie 28 Jahre gedauert und 5 Therapeutinnen. In dieser Zeit wurde die Traumathrrapie überhaupt erst entwickelt.
Wir sind tatsächlich noch in einer Zeit in Therapie gekommen, wo man davon ausging, dass man immer wieder den Finger in die Wunde legen muss, damit es irgendwann mal besser wird. Das hat schonmal nicht funktioniert... hat uns 2 Jahre Geschlossene eingebracht, weil wir hoch suizidal waren.
Dann fing das irgendwann mit der Stabilisierung an. Fanden und finden wir immer noch absolut logisch. Also Imagination, Skillstraining, noch mehr Stabilisation... über viele, viele Jahre. Mehr als 20. Das war irgendwann äußerst unbefriedigend.
Joa, dann kam unsere jetztige Therapeutin weil unsere letzte in Rente ging... machte artig ihre Anamnese und fragte darauf hin, ob wir nicht denken, mittlerweile genug Stabilisation gemacht zu haben. Jep, da sind wir Profies...
Und dann gings ins Eingemachte. Da sind wir bis heute bei, seit 4 Jahren. Und unsere Therapeutin sagte schon mehrfach, sie wüsste jetzt, warum sich andere, teilweise viel erfahrenere Therapeutinnen davor gedrückt haben. Es ist auch für die Therapeuten absolut hart, da mit einem durch zu gehen. Sie sagt, sie hat durch uns gelernt, dass es eine wirklich dunkle ''Nebenwelt'' gibt, von der sie vorher nichts gewusst hat. Hart, damit umzugehen, auch als Außenstehende. Und sie sagt auch ganz klar, solange wir zu ihr kommen, wird sie keine weitere Vielemenschen in Therapie nehmen.
Natürlich kommt es immer darauf an, was man erlebt hat, aber letztendlich ist man als Therapeutin ebenfalls vor der Wucht der Gefühle nicht gefeit. Auch als TherapeutIn ist es schwer, das auszuhalten. Darum verweilen viele in der Therapie in der Stabilisierung.... Irgendwann kommt normalerweise die Therapiepause und damach gehts von vorne los. Zum Nachteil der Hilfesuchenden. Aber ich bin zwiegespalten, ob ich das gut finde oder nicht. Auf jeden Fall verständlich bzw nachvollziebar, aber gut?...