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Tiefenpsychologisch fundierte oder Verhaltenstherapie?

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Gast Emina

Gast
Ich weiß nicht, wie und wofür ich mich entscheiden soll.

In Verhaltenstherapie bin ich bereits über einen längeren Zeitraum gewesen. Diese lief so ab, dass wir meistens aktuelle Situationen, Probleme und Krisen in Gesprächen bearbeitet haben, und zu jener damaligen Zeit war das auch echt nötig und hilfreich gewesen.

Dass ich nun wieder bzw. weiterhin Therapie benötige, steht außer Frage. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich zur Zeit in einer tiefenpsychologischen Psychotherapie besser aufgehoben wäre als in einer Verhaltenstherapie, da ich davon überzeugt bin, noch sehr vieles aufarbeiten, verarbeiten und verstehen zu müssen, bevor ich mich dem "Hier und Jetzt" widmen, sprich, mein Leben aktiv in etwas geregeltere, gesündere Bahnen lenken kann.

Ist dieser Gedanke richtig (bezüglich der Wahl der Therapieform) oder liege ich damit falsch?
Was würdet ihr mir vor diesem Hintergrund raten, sofern möglich?

Danke & Gruß
 
Hallo Gast Emina,
Paul Watzlawick, ein Psychoanalytiker, hat einmal
sinngemäß geschrieben, dass die Psychoanalyse
selbst die Krankheit sei, die sie zu heilen vorgebe.
Das hat er auch wissenschaftlich begründet, näm-
lich indem er herausfand, wie Probleme in der Regel
gelöst werden: nicht durch Analyse, Verstehen und
"Verarbeiten" oder Ursachenforschung, sondern in-
dem ein bedeutender Unterschied zwischen "vorher"
und "nachher" entsteht.

Ob dieser bedeutende Unterschied in deinem Leben
durch eine tiefenpsychologische Therapie entstehen
kann, weiß ich nicht und das kann dir niemand vor-
ab sagen. Es gibt ja durchaus Krankheiten, die durch
eine noch stärkere Krankheit geheilt werden können 🙂

Mein Tipp wäre jedoch, dass du das Verstehenwollen
für einige Zeit verschiebst und einfach dein tägliches
Leben so gut wie möglich angehst, dir klare Ziele
setzt, die auch motivierend und attraktiv sind für
dich und dann jeweils im Rückblick verstehst und
registrierst, was dir geholfen hat, erfolgreich zu sein.

Je mehr du dich mit deinen Problemen beschäftigst,
desto mehr Aufmerksamkeit du ihnen gibst, desto
mehr Gewicht bekommen sie. Wenn du dich aber
stattdessen auf denkbare Lösungen, erreichbare
Ziele und alles das konzentrierst, was du bereits
erreicht hast bzw. wo deine Stärken sind, wird dein
Gehirn das wichtiger nehmen und "mehr davon"
wollen.

Falls du einige Sitzung privat zu bezahlen bereit
bist, würde ich dich gerne zu einem Therapeuten
schicken, der mit dem Ansatz der "Lösungsorientier-
ten Kurztherapie" (nach Steve de Shazer) schicken.
Nach meiner Erfahrung genügt da häufig schon ein
Termin, um wieder zu wissen, wie der nächste
Schritt aussieht (den dir auch kein Therapeut ab-
nehmen kann).

Alles Gute!
Werner
 
Hallo Emina,

die Verhaltenstherapie "doktert" ja eher an den Symptomen herum während sich die Tiefenpsychologie eher mit den Ursachen psychischer Erkrankungen befasst.

Wenn es um Krisenintervention und ähnliche aktuelle Problemlagen geht, so wäre vermutlich die Verhaltenstherapie empfehlenswerter. Wenn es um eine langfristige nachhaltige Bearbeitung der Ursachen geht, würde ich eindeutig bei dieser Alternative für die Tiefenspsychologie plädieren.

Idealerweise verbindet eine gute Therapie beide Ansprüche. Daher solltest Du auch für Möglichkeiten außerhalb dieser Alternative offen sein. Wenn es nur um eine Wahl zwischen den genannten Alternativen geht, wäre ich für die Tiefenpsychologie.

Und noch was nebenbei: laß Dir nichts aufschwatzen! Schon gar nicht von Leuten, die ein finanzielles Interesse an Dir haben könnten. Im Zweifel sind unabhängige Berater besser.

Viel Erfolg bei der Therapie 🙂!
 
Herzlichen Dank für eure Antworten!

Mein Tipp wäre jedoch, dass du das Verstehenwollen
für einige Zeit verschiebst und einfach dein tägliches
Leben so gut wie möglich angehst, dir klare Ziele
setzt, die auch motivierend und attraktiv sind für
dich und dann jeweils im Rückblick verstehst und
registrierst, was dir geholfen hat, erfolgreich zu sein.

So komme ich leider nicht voran, denn nichts anderes habe ich in den letzten Jahren getan und versucht. Im Gegenteil, die "Bilanz" besteht aus mehreren Rückschlägen und keinem einzigen Fortschritt oder Erfolg. Und so kann das nicht weiter gehen. 🙁

die Verhaltenstherapie "doktert" ja eher an den Symptomen herum während sich die Tiefenpsychologie eher mit den Ursachen psychischer Erkrankungen befasst.
Wenn es um Krisenintervention und ähnliche aktuelle Problemlagen geht, so wäre vermutlich die Verhaltenstherapie empfehlenswerter. Wenn es um eine langfristige nachhaltige Bearbeitung der Ursachen geht, würde ich eindeutig bei dieser Alternative für die Tiefenspsychologie plädieren.

Also lag ich gar nicht so verkehrt mit meinen Vorstellungen darüber. Die Erfahrung, dass ich in der reinen Gegenwart nicht vorankomme, habe ich nun leider oft und lange genug machen müssen, deshalb fällt mir ja inzwischen nichts anderes mehr ein, als die Symptome usw. auch mal richtig an ihren Wurzeln zu packen.

Idealerweise verbindet eine gute Therapie beide Ansprüche. Daher solltest Du auch für Möglichkeiten außerhalb dieser Alternative offen sein.

Ja. Wenn sich Entsprechendes finden lässt. Mal sehen. 🙂

Danke nochmals und viele Grüße
 
Ich hab jetzt auch ein Jahr Verhaltenstherapie gehabt und hat mir teilweise auch etwas geholfen. Aber dennoch würde ich auch meinen, dass ich noch Therapie benötige. Besonders wegen bestimmten Gefühlen/ Gedanken die manchmal aufkommen und wo ich dann nicht zuordnen kann. Ich denke da würde mir eine psychoanalytische Therapie bei helfen, weil bei mir eigentlich einiges aus der Kindheit noch aufgearbeitet werden muss.
Es gibt Verhaltenstherapie, psychoanalytisch fundierte Therapie und tiefenpsychologische Therapie?

Ach ja und wisst ihr wie das mit der 2 Jahres Regel ist?
 
Für jeden Menschen eignet sich eine andere Form der Therapie besser, daher liegt die endgültige Entscheidung bei dir. Wenn du selbst der Meinung bist, momentan sei eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie für dich die bessere Wahl, und wenn dir die Verhaltenstherapie bisher eher "so lala" geholfen hat, dann probiere es mit der tiefenpsychologischen Behandlungsmethode. Natürlich wird dort ein viel größeres Gewicht auf die Ursachenforschung gelegt, der Vergangenheit wird mehr Platz eingeräumt, aber ich glaube, dass es durchaus hilfreich sein kann, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. In einigen Fällen versteht man sein jetziges Verhalten dadurch viel besser. Schließlich ist wissenschaftlich erwiesen, wie prägend gerade die ersten Kindheitsjahre für den Menschen sind. Diese wirken sich auf sein ganzes weiteres Leben aus.

Ich selbst habe in ein paar Tagen meinen ersten Termin bei einer neuen Therapeutin, die Gesprächstherapie macht, laut Homepage auch mit hypno- und verhaltenstherapeutischen "Elementen" kombiniert. Die Verhaltenstherapie, die ich davor machte, habe ich abgebrochen, weil ich nicht wirklich das Gefühl hatte, ernst genommen zu werden.
Das sind aber nur meine persönlichen Erfahrungen; gerade was Psychotherapien betrifft, ist wirklich jeder Mensch anders und benötigt eine andere Art der Unterstützung.
 
Ich bin knapp zwei Jahre lang in tiefenpsychologisch fundierter Betreuung gewesen; für mich hat es dabei kaum Ergebnisse gegeben, außer, dass ich mittlerweile in fachärztlicher Betreuung bin und meine Depressionen zwar soweit eingedämmt, meine Ängste aber viel schlimmer geworden sind.
Die meiste Zeit in den Sitzungen haben wir irgendwie versucht, mein Leben und meine Vergangenheit aufzuarbeiten, aber letztlich habe ich dabei nichts neues erfahren. Wenn du eine pragmatische Lösung für den Alltag willst, entscheide dich lieber für die Verhaltenstherapie. Es kann auch sein, dass meiner nur ein Einzelfall ist, aber letztlich ist die Psychoanalyse eigentlich "nur" ein Verfahren, bei dem du eine Menge redest. Dein Therapeut wird dazu wenig sagen, sondern alles aufschreiben, was du ihm erzählst und dann ist die Sitzung zu ende.
Ob dir das dann hilft, musst du entscheiden, wie gesagt, pragmatisch ist das nicht.
 
Ich bin knapp zwei Jahre lang in tiefenpsychologisch fundierter Betreuung gewesen; für mich hat es dabei kaum Ergebnisse gegeben, außer, dass ich mittlerweile in fachärztlicher Betreuung bin und meine Depressionen zwar soweit eingedämmt, meine Ängste aber viel schlimmer geworden sind.
Die meiste Zeit in den Sitzungen haben wir irgendwie versucht, mein Leben und meine Vergangenheit aufzuarbeiten, aber letztlich habe ich dabei nichts neues erfahren. Wenn du eine pragmatische Lösung für den Alltag willst, entscheide dich lieber für die Verhaltenstherapie. Es kann auch sein, dass meiner nur ein Einzelfall ist, aber letztlich ist die Psychoanalyse eigentlich "nur" ein Verfahren, bei dem du eine Menge redest. Dein Therapeut wird dazu wenig sagen, sondern alles aufschreiben, was du ihm erzählst und dann ist die Sitzung zu ende.
Ob dir das dann hilft, musst du entscheiden, wie gesagt, pragmatisch ist das nicht.

Es besteht ein großer Unterschied zwischen Tiefenpsychologischer Gesprächstherapie und einer Psychoanalyse!

Es ist nicht Vergleichbar, obwohl die Tiefenpsychologische Gesprächstherapie aus der Psychoanalyse heraus entwickelt wurde. Eine Psychoanalyse ist auch ein sehr langwieriger Prozess, da sind fünf Jahre eine realistische Größe.

Liebe TE,

die Qualität einer Therapie ist immer sehr abhängig von dem können des Therapeuten.
Ich hatte in meinem aktuellen Reha Aufenthalt beide Therapieformen. Bei beiden Arten der Therapieform konnte ich davon profitieren.
Mein Fazit aus meinen Gesprächstherapien ist eindeutig, dass die Form nicht unbedingt die größte Rolle spielt, sondern das Können des Therapeuten Maß gebender ist.
Solltest Du mehr den Ursachen deiner Erkrankung auf den Grund gehen wollen ist, eher die Tiefenpsychologische Gesprächstherapie zu wählen.
Ideal sehe ich es auch an wenn ein Therapeut beides verbinden kann.

Viel Glück bei deiner Therapeuten Wahl und ein gutes vorwärts kommen bei deiner Therapie!

Liebe Grüße
Bandit :blume:
 
Hallo,

was ich höchstwahrscheinlich brauche, wurde mir in letzter Zeit immer klarer - ich wusste nur noch nicht ganz, ob ich mit meinen Vorstellungen über die Therapieformen wirklich richtig lag. Jetzt weiß ich es. 🙂 Es stimmt allerdings vollkommen, dass es letztendlich immer auch vom Therapeuten, seinen Fähigkeiten und seiner Arbeitsweise abhängt, wie erfolgreich eine Therapie verläuft.

Ich schaffe es nicht, mich zu entfalten und am Leben teilzunehmen, solange ich mich von diversen Vergangenheiten dermaßen unterdrückt fühle (und es teilweise noch bin, wovon ich mich natürlich gerne mehr befreien wollen würde) und ich bin ein Mensch, dem es grundsätzlich helfen und weiterbringen kann, die Dinge zu verstehen. Nur so kann ich auch wirklich daran arbeiten. Einen Verhaltenstherapeuten bräuchte ich hingegen, wenn ich nicht immer wieder über meine eigenen Füße und immer die gleichen Steine stolpern will, wohl mein Leben lang, *seufz*. ^^

Vielen Dank an euch und liebe Grüße
 
Muss man, wenn man eine Verhaltenstherapie gemacht hat, anschließend erst warten, bevor man eine Psychoanalytische Therpie machen kann?
 

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