"Warum gibts keine echten Suizidforen mehr?"
Ich vermute mal sie sind ausgestorben.
Okay, das war schwarzer Humor..
Ich steuer jetzt ein paar Gedanken bei, die nicht für jeden etwas sind. Wer an das Gute in jedem Menschen glaubt oder noch am Abgrund steht und nicht weiß, ob er/sie es zurück schafft, sollte das besser nicht weiter lesen.
Für jene, die schon einmal in den Abgrund geschaut und es zurück geschafft haben, erzähle ich wohl nichts neues.
Suizidforen, wenn wir sie von der Definition nicht als Selbsthilfeforum nehmen, sondern ganz generell als Treffpunkt für Suizidgefährdete, sind also anonyme Anlaufstellen für Menschen die sich mit dem Gedanken beschäftigen ihrem Leben ein Ende zu setzen. Gründe mag es viele dafür geben, manche erscheinen von Außen Nichtig, gerade wenn es sich um junge Menschen ohne Lebenserfahrung handelt, andere sind gut nachzuvollziehen. Bei letzterem denke ich an dauerhafte starke Schmerzen oder eine große Schuld, wie z.B. der mehrfach verurteile Kinderschänder, der für sich selbst die Todesstrafe durch seine Verteidigung gefordert hat.
Nun gibt es solche, für die ist es ein Spiel herauszufinden was es für den Betroffenen ist, und ihn durch Beeinflussung zum Selbstmord zu bringen. Man erinnere sich an einen im asiatisch relativ bekannten Blogger, der von der Internetgemeinde zum Selbstmord aufgefordert und ermutigt wurde, bis er es schließlich tatsachlich (im Livestream glaube ich) tat. Es folgten gegenseitige Gratulationen und Jubel, dass man es geschafft hatte.
Man könnte es als eine Sport bezeichnen, den Druck auf suizidgefährdete Menschen immer weiter zu erhöhen und eine Abwärtsspirale zu schaffen, um sie zum entgültigen Schritt zu bewegen. Dabei ist in diesem grausamen Spiel alles "erlaubt", vom Anteilnahme heucheln über die Behauptung selbst schon Suizidversuche hinter sich zu haben bis hin zu gespielter Freundschaft oder Liebe, mit anschließendem Vertrauensbruch und öffentlicher Demütigung durch Preisgabe privater Sehnsüchtige, Ängste und Geheimnisse.
Solche Foren daher vorzugsweise nur als Selbsthilfeforen zu zulassen, idealerweise mit professioneller Begleitung, war daher die Idee. Ich könnte mir auch vorstellen dass Forenbetreiber, nach dem es so einen Vorfall gab, selbst menschlich darunter leiden und sich eine Mitschuld daran geben. Und den Forenbetrieb dann lieber einstellen.
Was insbesondere Politiker in Deutschland antreibt ist die christlich-jüdische Kultur, in der Selbstmord eben als Sünde gilt, mindestens aber jedes Leben als schützenswert. Das ist in anderen Kulturen anders und eben deswegen dort weniger ein Problem.
Ist natürlich auch moralisch wieder super sich als Schützer des Lebens und/oder guter Christ zu profilieren, wenn man nicht selbst dauerhaft mit großen Schmerzen, rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen, an einen Rollstuhl gefesselt dem RTL Fernsehprogramm ausgeliefert ist.
Aber zu unseren Moralisten habe ich sowieso eine ziemlich negative Meinung...
Davon ab bin ich allerdings durchaus prinzipiell für ein selbstbestimmtes Ende, denn letztendlich ist die Frage ob es einem das Leben so noch wert ist sehr subjektiv. Niemand anderes als die Person selbst kann das wirklich beurteilen, alles andere empfinde ich als anmaßen.
Was sicher nicht heißt dass ich nicht dafür bin diesen Menschen Hilfe zukommen zu lassen. Seit Jahren versuche ich Menschen die mir schreiben und mich um Rat fragen Ratschläge und Hilfestellung zu geben. Im Laufe der Zeit waren das so einige.
Nur, jene die sich für den Suizid entscheden sind meist die, wo es keine oder kaum Vorwarnungen gab. Die, die darüber reden, gehören eher selten zu denen die es tatsächlich auch tun. Was man schon daran sieht, dass ihnen die Aufmerksamkeit anderer Menschen noch wichtig ist. Wenn das verloren geht, dann wird es wirklich ernst.