Was einem zu Weihnachten gut tut, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, erst recht, wenn es sich um Kinder handelt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Es hängt auch sehr davon ab, ob jemand praktizierender Christ ist oder ob er Weihnachten ausschließlich als Familienfest gefeiert hat.
Wer gläubiger Christ ist, dem werden trotz des Verlustes lieber Menschen auch und gerade "besinnliche Momente in der Kirche" gut tun. Wer nicht an Gott glaubt, sondern Weihnachten zu einem bloßen weltlichen Fest der Liebe und der Familie mit gutem Essen und Geschenken umfunktioniert hat, der kann damit natürlich nichts anfangen.
Jedenfalls ist Weihnachten für die meisten Menschen - ob gläubig oder nicht - ein sehr emotional besetztes Fest. Erst recht, wenn er in Trauer ist.
Man kann einen trauernden Menschen mal fragen, wie er diese Zeit am liebsten verbringen möchte, ob er lieber in Ruhe gelassen werden oder lieber Gemeinschaft erleben möchte. Oberflächliche Ablenkungen sind vermutlich nicht jedermanns Sache. Ich würde aber auch nicht ausschließen, dass es Trauernde gibt, die genau das in dieser Zeit wünschen.
Ich würde vor allem einen trauernden Menschen nicht ausgerechnet zu Weihnachten damit konfrontieren, dass ich etwas habe, was er nicht (mehr) hat. Ich muss Leuten, die ein Kind verloren haben, nicht ausgerechnet an Weihnachten offenbaren, dass ich schwanger bin oder bald Oma werde. Ich muss alleinstehenden Menschen auch nicht in den höchsten Tönen vorschwärmen, wie schön mein Weihnachtsfest mit den Kindern und Enkeln verlaufen ist. Und ich muss einem Menschen, der sein erstes Weihnachtsfest ohne den verstorbenen Partner und noch dazu ganz allein feiern muss, nicht ausgerechnet an Weihnachten erzählen, dass mein Partner, der im selben Alter ist wie der Verstorbene, mir nach langjähriger Beziehung einen Heiratsantrag gemacht hat.
Das sind alles kleine Boshaftigkeiten, für die man irgendwann seine Quittung vom Schicksal bekommen wird.