Es gibt oft ein großes Problem bei uns Menschen. Wir denken immer, dass wir das wären, was wir in diesem Moment denken. Dabei haben wir gar keine feste Persönlichkeit, die stets gleich ist. Selbst wenn wir an unsere Vergangenheit denken, dann nehmen wir das mit unserem heutigen Bewusstsein wahr. Wir verändern sogar damit immer wieder unsere Erinnerungen, weil wir nicht in der Lage sind in unserem alten Bewusstsein mit den damaligen Gedanken zu denken - wir können uns nur an Sichtweisen erinnern und nochmal nachvollziehen oder nicht. Aber man brauch sich nur alte jahrelange vergangene Chatverläufe durchlesen und man weiß gar nicht, wer dies eigentlich geschrieben hat und schämt sich regelrecht bei so vielem.
Daher ist das so natürlich, dass wir die Widersprüche in Person sind. Jede kleinste Laune manipuliert unsere Gedanken in ganz andere Richtungen. Jede Erfahrung hat uns anderes gelehrt, dessen wir uns angenommen haben. In jeder Situation benehmen wir uns anders... alleine unser Umfeld bestimmt mehr wer wir sind als unsere Gedanken. Zuhause am Tisch haben wir ein ganz anderes Gefühl von uns als in einem feinen Resteraunt. Mit einem Arbeitskollegen sprechen wir ganz anders als mit einem Beamten.. und das alles ganz automatisch, ohne viel darüber nachzudenken. Unsere Persönlichkeiten sind vielseitig, anpassbar und veränderbar. Manchmal lieben wir dies, manchmal das.. und manchmal hassen wir das, was wir gestern noch geliebt haben - und morgen ist schon wieder alles vergessen. - Übrigens ein nerviges Phänomen, dass wir uns über Manches so ärgern, dass wir kaum einschlafen können und am Morgen sieht die gleiche Welt tatsächlich wieder anders aus und keine Motivation mehr deswegen, die Gedanken von gestern endlich in Angriff zu nehmen.
Soviel erstmal zu uns selbst. Andersrum sehe ich bei deinen Widersprüchen gar keine Widersprüche, wenn man genauer hinschaut. Nehmen wir das Beispiel minimalistisch zu Leben. Nur weil man ein Minimum der eigentlichen unbrauchbaren Dinge reduzieren möchte, heißt es ja nicht, dass man andersrum von einer Sorte etwas sammeln darf.Eine gezielte Sammelleidenschaft bedeutet doch schon mal, dass dies eine Leidenschaft ist und somit dem Herzen, dem Gemütszustand wichtig ist und somit nicht zu der Eigenschaft des minimalistischen Lebens widerspricht.. sofern du von den normalen 100 Tellern 90 weg schmeißt, weil der Höhstbesuch die 10 Leute nicht übersteigt. Gezieltes Sammeln ist wohl etwas anderes als Dinge weg zu geben, von denen man nur denkt, dass sie man ja irgendwann mal gebrauchen könnte oder nur aus anderen Gründen gebraucht, die nicht nötig wären. Wenn du verschiedene Stilrichtungen magst, ist es ja nichts anderes als im Vergleich bei dem Geschmack zum einem Essen. Heute eher Süß, morgen salzig.. doch eher kalt und dann wieder was Warmes. Jeden Tag das Gleiche langweilt halt manchen. So die Vielfalt beim Schmecken, so auch beim Sehen. Es ist nicht immer die See das Sehenswerte, sondern manchmal auch die Berge. Und manchmal ein See in den Bergen.
Dies gilt auch für so viele andere Situationen.. Einstellungen sind oft Situationsgebunden. Natürlich hält man in Angebracht einer Tatsache etwas für Unsinn oder nicht Notwendig oder "böse"... aber von einem anderen Blickwinkel aus, sieht es natürlich dann auch ganz anders aus. Und unsere Blickwinkel ändern sich halt oft.
Das große Problem an vielen Interessen und der Zugänglichkeit eigentlich alles zu gleichen Zeit nachzugehen, ohne konkreten Plan, gleicht dem Problem eines Kindes, welches einfach zuviel Spielzeug besitzt. Es kann sich einfach nicht entscheiden, mit welchem es jetzt wirklich spielen möchte. Es gibt so viele Reize die dafür sprechen mit dem oder doch mit dem zu spielen... man fängt kurz alles an und lässt dann aus der Unzufriedenheit keinem Reiz genau folgen zu können alles doch komplett sein.
Vor dem gleichen Problem stehe ich auch gerade, weil ich bewusst so vieles auf einmal lernen und wiedererlernen möchte. Den Anfang zu finden ist schon schwierig, aber dann noch dabei bleiben, während andere Gedanken mich ablenken, weil ich ja mit dem anderen auch schon gerne anfangen würde, ist noch um einiges schwieriger. Ein Stundenplan.. Struktur.. ist wohl dabei sehr hilfreich, um nicht mehr alles nach Lust und Laune zu tun - wenn aus einem SOLLTE ein MUSS wird, dann fällt es uns manchmal alles um ein einiges leichter. Denn sich von der Lust leiten zu lassen gibt den inneren Schweinehund zu viel Futter.