Piguinküken
Mitglied
Hallo und guten Abend
Ich bin auf der Suche nach etwas Rat und Fremdeinschätzungen.
Im Januar dieses Jahres ist sehr plötzlich meine Mutter (70) gestorben. Das kam völlig unerwartet und wir waren natürlich alle (mein Vater, meine ältere Schwester (nachfolgend D. genannt) und ich) schockiert.
Angesichts der Tatsache, dass sich meine Eltern ununterbrochen gestritten haben, hat mich das Ausmaß überrascht, in dem mein Vater aus der Bahn geworfen wurde. Ich meine, ich habe keine Gleichgültigkeit erwartet, aber er war z. B. bezüglich der Beerdigung nahezu zu nichts in der Lage und sieht sich seither als einziger "Betroffener". Zitat: "Ich bin hier der Hauptbetroffene! Naja, und du und D. ein bisschen." Das bedeutet, er gesteht uns nicht zu, um unsere Mutter zu trauern, denn "es ist ja normal, dass die Eltern vor einem sterben". Das regt mich auf. Ich reagiere auf solche Sprüche dann ungefähr so: "Ja, stimmt! D. und mir ist das hier alles völlig gleichgültig!" --- Soweit zu seinem Zustand.
Nun ist es so, dass er, D. und ich in drei unterschiedlichen Bundesländern leben. Infolgedessen muss er zu Hause allein zurechtkommen, das funktioniert tatsächlich auch ganz gut. Er geht auch längst wieder in seine Sportvereine, spielt Karten, hat einen Stammtisch etc. Gelegentlich fährt er mal ein paar Tage zu meiner Schwester, die zwei Kinder hat und für die seine zusätzliche Anwesenheit daher keine größeren Erschwerschnisse bedeutet. Oder wir besuchen ihn gelegentlich am Wochenende, auch waren sowohl meine Schwester als auch mein Mann und ich mit ihm im Urlaub. Und wir telefonieren zwei- bis dreimal die Woche. Ich verstehe ja, dass das alles eine Umstellung ist.
Mein Problem ist nun: Seitdem er allein ist, bauscht er sich zu einem noch größeren Besserwisser und Alleswisser auf, als er ohnehin schon immer war. Ganz ehrlich: Ich werde wahnsinnig.
Als wir zwei Wochen im Urlaub in einer Ferienwohnung waren, kollidierten natürlich unsere Alltagsgewohnheiten. Das größte Problem ist das Essen. Mein Mann und ich achten seit über einem Jahr verstärkt auf unsere Ernährung, essen selten Kohlehydrate, essen nicht zu spät etc. Niemand hat von ihm verlangt, dass er sich daran anpasst. Er kann essen, was er will und wann er will, ich beurteile das auch nicht, sondern nehme Entscheidungen von Menschen generell einfach hin. Hingegen durfte ich mir pausenlos Kommentare zu meinen Essgewohnheiten anhören. Und jeden Morgen machte er sich über mich lustig, weil ich schon früh aufgestanden war, um eine Runde über die Promenade zu joggen. Zufälligerweise war zur selben Zeit einer seiner Freunde am selben Ort, sodass er sich (zum Glück!) auch mal mit ihm getroffen hat, um Fahrrad zu fahren. Und da erzählt er hinterher freudestrahlend: "Wir waren dann noch Kuchen essen. Da habe ich zu K. gesagt, das darf ich meiner Tochter aber nachher nicht erzählen, sonst bekomme ich kein Abendessen. HA HA HA HA!" Also im Ernst! Was soll das? Und wenn ich etwas sage, dann heißt es, ich solle nicht so empfindlich reagieren...
Ich bin beruflich selbstständig und musste auch im Urlaub gelegentlich abends etwas arbeiten. Dann bekomme ich gesagt: "Du weißt aber schon, dass die Konzentration im Laufe des Abends immer mehr nachlässt?" Ich habe meine Schwester gefragt, ob er so etwas zu ihr auch sagt. Offenbar behält er sich dort solche Sprüche aber für seinen 18-jährigen Enkel vor...
Jetzt war ich am Wochenende dreieinhalb Tage bei ihm. Wieder dasselbe Spiel: Kommentare zu meinen Essgewohnheiten. Wir fuhren einkaufen, da durfte ich nicht parken, wo ich wollte, danach durfte ich den Weg durch die Kleinstadt zum nächsten Laden nicht selbst wählen. Offenbar kann ich auch seine Pommes nicht richtig aus dem Backofen nehmen. Dann hatten wir uns in den Haaren wegen seiner dämlichen fremdenfeindlichen Sprüche. Wenn ich etwas weiß, das er nicht weiß (und das kommt ehrlich gesagt häufiger vor), heißt es: "Bist du dir da wirklich sicher?" "Ja!" "Na, wenn du das so sagst."
Ich musste meinen Mann am Sonntag noch am Flughafen absetzen und habe den Abflug etwas "vorverlegt", damit ich dort eher weg konnte. Für ein solches Verhalten mag ich mich selbst nicht, aber ich habe es nicht mehr länger ertragen.
Und das ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs. Aber ich höre jetzt auf, weil der Text schon so lang ist.
Danke fürs Lesen
Ich bin auf der Suche nach etwas Rat und Fremdeinschätzungen.
Im Januar dieses Jahres ist sehr plötzlich meine Mutter (70) gestorben. Das kam völlig unerwartet und wir waren natürlich alle (mein Vater, meine ältere Schwester (nachfolgend D. genannt) und ich) schockiert.
Angesichts der Tatsache, dass sich meine Eltern ununterbrochen gestritten haben, hat mich das Ausmaß überrascht, in dem mein Vater aus der Bahn geworfen wurde. Ich meine, ich habe keine Gleichgültigkeit erwartet, aber er war z. B. bezüglich der Beerdigung nahezu zu nichts in der Lage und sieht sich seither als einziger "Betroffener". Zitat: "Ich bin hier der Hauptbetroffene! Naja, und du und D. ein bisschen." Das bedeutet, er gesteht uns nicht zu, um unsere Mutter zu trauern, denn "es ist ja normal, dass die Eltern vor einem sterben". Das regt mich auf. Ich reagiere auf solche Sprüche dann ungefähr so: "Ja, stimmt! D. und mir ist das hier alles völlig gleichgültig!" --- Soweit zu seinem Zustand.
Nun ist es so, dass er, D. und ich in drei unterschiedlichen Bundesländern leben. Infolgedessen muss er zu Hause allein zurechtkommen, das funktioniert tatsächlich auch ganz gut. Er geht auch längst wieder in seine Sportvereine, spielt Karten, hat einen Stammtisch etc. Gelegentlich fährt er mal ein paar Tage zu meiner Schwester, die zwei Kinder hat und für die seine zusätzliche Anwesenheit daher keine größeren Erschwerschnisse bedeutet. Oder wir besuchen ihn gelegentlich am Wochenende, auch waren sowohl meine Schwester als auch mein Mann und ich mit ihm im Urlaub. Und wir telefonieren zwei- bis dreimal die Woche. Ich verstehe ja, dass das alles eine Umstellung ist.
Mein Problem ist nun: Seitdem er allein ist, bauscht er sich zu einem noch größeren Besserwisser und Alleswisser auf, als er ohnehin schon immer war. Ganz ehrlich: Ich werde wahnsinnig.
Als wir zwei Wochen im Urlaub in einer Ferienwohnung waren, kollidierten natürlich unsere Alltagsgewohnheiten. Das größte Problem ist das Essen. Mein Mann und ich achten seit über einem Jahr verstärkt auf unsere Ernährung, essen selten Kohlehydrate, essen nicht zu spät etc. Niemand hat von ihm verlangt, dass er sich daran anpasst. Er kann essen, was er will und wann er will, ich beurteile das auch nicht, sondern nehme Entscheidungen von Menschen generell einfach hin. Hingegen durfte ich mir pausenlos Kommentare zu meinen Essgewohnheiten anhören. Und jeden Morgen machte er sich über mich lustig, weil ich schon früh aufgestanden war, um eine Runde über die Promenade zu joggen. Zufälligerweise war zur selben Zeit einer seiner Freunde am selben Ort, sodass er sich (zum Glück!) auch mal mit ihm getroffen hat, um Fahrrad zu fahren. Und da erzählt er hinterher freudestrahlend: "Wir waren dann noch Kuchen essen. Da habe ich zu K. gesagt, das darf ich meiner Tochter aber nachher nicht erzählen, sonst bekomme ich kein Abendessen. HA HA HA HA!" Also im Ernst! Was soll das? Und wenn ich etwas sage, dann heißt es, ich solle nicht so empfindlich reagieren...
Ich bin beruflich selbstständig und musste auch im Urlaub gelegentlich abends etwas arbeiten. Dann bekomme ich gesagt: "Du weißt aber schon, dass die Konzentration im Laufe des Abends immer mehr nachlässt?" Ich habe meine Schwester gefragt, ob er so etwas zu ihr auch sagt. Offenbar behält er sich dort solche Sprüche aber für seinen 18-jährigen Enkel vor...
Jetzt war ich am Wochenende dreieinhalb Tage bei ihm. Wieder dasselbe Spiel: Kommentare zu meinen Essgewohnheiten. Wir fuhren einkaufen, da durfte ich nicht parken, wo ich wollte, danach durfte ich den Weg durch die Kleinstadt zum nächsten Laden nicht selbst wählen. Offenbar kann ich auch seine Pommes nicht richtig aus dem Backofen nehmen. Dann hatten wir uns in den Haaren wegen seiner dämlichen fremdenfeindlichen Sprüche. Wenn ich etwas weiß, das er nicht weiß (und das kommt ehrlich gesagt häufiger vor), heißt es: "Bist du dir da wirklich sicher?" "Ja!" "Na, wenn du das so sagst."
Ich musste meinen Mann am Sonntag noch am Flughafen absetzen und habe den Abflug etwas "vorverlegt", damit ich dort eher weg konnte. Für ein solches Verhalten mag ich mich selbst nicht, aber ich habe es nicht mehr länger ertragen.
Und das ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs. Aber ich höre jetzt auf, weil der Text schon so lang ist.
Danke fürs Lesen