Hallo an alle, die das lesen und die vielleicht auch ihren Vater verloren haben,
da es mir momentan eher schlecht mit dem Tod meines Vaters geht und es mir hilft Forenbeiträge zu lesen, aber natürlich jeder Fall anders ist, würde ich gern meine Geschichte loswerden. Ich habe die Hoffnung, dass es den Schmerz ein wenig lindert. Natürlich rede ich auchmit Freunden und Verwandten, aber gerade hoffe ich irgendwie auf eine Art Absolution.
Zum Geschehen:
Mein Vater ist vor 4 Tagen plötzlich verstorben. Mitgeteilt wurde es mir einen Tag später durch seinen gesetzlichen Vertreter, den er hatte, weil er sein Leben lang unter Schizophrenie litt.
Leider wusste sein gesetzlicher Vertreter nur meinen Namen und mein Geburtsdatum und hatte keine Kontaktdaten, sodass er mich ergooglete und dann auf meiner Arbeitsstelle anrief und erstmal an meine Kollegin gerieht und ihr sagte er suche nach mir, denn ich bin möglicherweise die Tochter eines Verstorbenen.
Das war mir schon mal sehr unangenehm. Er wollte vermeiden, dass ich es von jemand anderem erfahre, was nett gemeint war, aber über die Arbeitskollegen möchte man das trotzdem icht erfahren.
Ich und mein Vater hatten nie wirklich ein enges Verhältnis. Das lag vor allem an seiner Krankheit, die ihn manchmal handeln ließ, wie ein Kind. Er war sehr Risikofreudig und hatte auch die ein oder andere Straftat auf dem Kerbholz.
Als ich jünger war, waren seine Medikamente (durch vorherige Zwangseinweisung) sehr gut eingestellt. Meine Mutter hatte immer die Hoffnung, dass er irgendwann geheilt sei, was aber sehr unrealistisch war.
Wir haben uns in meiner Kindheit regelmäßig gesehen, später allerdings nicht mehr. Seine teils kindliche und verspielte Art passte irgendwann nicht mehr im Umgang mit mir, sodass wir uns beide irgendwie voneinander zurückzogen.
Ich war noch gelegentlich zu Besuch bis Ende 2019, allerdings wurden seine Wohnung und er auch immer chaotischer, er gab viel Geld fürs Rauchen aus und bemalte (zeitlebens) seine Wände mit Bildern aus seiner sehr sehr regen, sehr sehr schrägen und zum Teil gruseligen Phantasie. Er war künstlerisch sehr begabt, schmiss aber all seine Kunst regelmäßig in den Müll.
Für mich wurde es irgendwann sehr belastend, dass ich keine richtige Vater-Tochter Beziehung zu ihm aufbauen konnte. Ich habe sehr lange auch sehr viel Wut in mir gehabt... zum Teil übertragen auf mich von meiner Mutter.
In den letzten paar Jahren setzte mir der fehlende Vater schwer zu und auch wenn ich langsam akzeptiert habe, dass es nicht seine
Schuld ist, dass er krank ist, war ich doch sehr frustriert. Vor allem die sehr dreckige Wohnung und dass nie etwas zu essen oder Toilettenpapier da war, weil er das Geld für Zigaretten ausgab, machte mich auch einfach traurig.
Nach 2019 war ich durch die Corona Pandemie 2020 und 2021 mental sehr am Ende. Ich hatte meinen Vater ab und zu im Kopf, machte mir Gedanken, ob er noch lebte (anrufen konnte ich nicht, er hat durch seine Krankheit Handys immer zerstört und abgelehnt).
Aber ich konnte mich auch nicht aufraffen, ihn zu besuchen.
Nun ist er mit 57 Jahren verstorben. Noch ist nicht klar woran. Möglicherweise ein Schlaganfall oder Herzinfarkt. Drogenmissbrauch ist aber leider auch nicht auszuschließen. Da seine Exfreundin ihn wohl innerhalb der letzten Zeit oft auch mit härteren Drogen gesehen hatte. Seine Medikamente hat er die letzten paar Jahre nicht regelmäßig beziehungsweise gar nicht mehr genommen. Aus Erzählungen von den Betreuern habe ich jetzt erfahren, dass er wohl sehr sehr wirres Zeug am Ende geredet hat.
Jetzt mache ich mir unglaubliche Vorwürfe, dass ich teils so hart zu ihm war. Ich denke, wenn ich noch ein paar Jahre länger Zeit gehabt hätte, um mit meinem Schmerz und meiner Verletzung umzugehen, dass ich ihn vielleicht nicht als Vater, aber als Mensch und vielleicht als Freund besser hätte kennenlernen können.
Ich bin sehr traurig, weil ich mir Sorgen mache, dass er dachte, dass er mir sehr peinlich ist. Ich habe ihn schon gern gehabt, aber ich weiß nicht, ob er das wusste und es tut sehr weh mir vorzustellen, dass seine letzten zwei Jahre so verlaufen sind wie sie verlaufen sind. Ich denke mir, wenn ich ihn besucht hätte, hätte er vielleicht wenigstens das Gefühl gehabt, dass ich ihn gern habe und dann wäre er vielleicht anders mit seiner Krankheit und mit sich selbst umgegangen. Er war wohl zum Schluss sehr abgemagert und verwahrlost, wollte sich nicht waschen und auch nicht zum Arzt. Die Betreuer wollten ihn nicht zwingen und dann ist er letzten Sonntag einfach umgekippt und sie konnten ihn im Krankenhaus nicht wiederbeleben.
Mir ist klar, dass ich eigentlich seine Tochter bin und ich will eigentlich auch die Rollen nicht umdrehen, dass ich mich hätte kümmern müssen. Aber es tut jetzt so weh. Ich wünschte ich hätte mich nochmal aufraffen können, ihn zu besuchen.
da es mir momentan eher schlecht mit dem Tod meines Vaters geht und es mir hilft Forenbeiträge zu lesen, aber natürlich jeder Fall anders ist, würde ich gern meine Geschichte loswerden. Ich habe die Hoffnung, dass es den Schmerz ein wenig lindert. Natürlich rede ich auchmit Freunden und Verwandten, aber gerade hoffe ich irgendwie auf eine Art Absolution.
Zum Geschehen:
Mein Vater ist vor 4 Tagen plötzlich verstorben. Mitgeteilt wurde es mir einen Tag später durch seinen gesetzlichen Vertreter, den er hatte, weil er sein Leben lang unter Schizophrenie litt.
Leider wusste sein gesetzlicher Vertreter nur meinen Namen und mein Geburtsdatum und hatte keine Kontaktdaten, sodass er mich ergooglete und dann auf meiner Arbeitsstelle anrief und erstmal an meine Kollegin gerieht und ihr sagte er suche nach mir, denn ich bin möglicherweise die Tochter eines Verstorbenen.
Das war mir schon mal sehr unangenehm. Er wollte vermeiden, dass ich es von jemand anderem erfahre, was nett gemeint war, aber über die Arbeitskollegen möchte man das trotzdem icht erfahren.
Ich und mein Vater hatten nie wirklich ein enges Verhältnis. Das lag vor allem an seiner Krankheit, die ihn manchmal handeln ließ, wie ein Kind. Er war sehr Risikofreudig und hatte auch die ein oder andere Straftat auf dem Kerbholz.
Als ich jünger war, waren seine Medikamente (durch vorherige Zwangseinweisung) sehr gut eingestellt. Meine Mutter hatte immer die Hoffnung, dass er irgendwann geheilt sei, was aber sehr unrealistisch war.
Wir haben uns in meiner Kindheit regelmäßig gesehen, später allerdings nicht mehr. Seine teils kindliche und verspielte Art passte irgendwann nicht mehr im Umgang mit mir, sodass wir uns beide irgendwie voneinander zurückzogen.
Ich war noch gelegentlich zu Besuch bis Ende 2019, allerdings wurden seine Wohnung und er auch immer chaotischer, er gab viel Geld fürs Rauchen aus und bemalte (zeitlebens) seine Wände mit Bildern aus seiner sehr sehr regen, sehr sehr schrägen und zum Teil gruseligen Phantasie. Er war künstlerisch sehr begabt, schmiss aber all seine Kunst regelmäßig in den Müll.
Für mich wurde es irgendwann sehr belastend, dass ich keine richtige Vater-Tochter Beziehung zu ihm aufbauen konnte. Ich habe sehr lange auch sehr viel Wut in mir gehabt... zum Teil übertragen auf mich von meiner Mutter.
In den letzten paar Jahren setzte mir der fehlende Vater schwer zu und auch wenn ich langsam akzeptiert habe, dass es nicht seine
Schuld ist, dass er krank ist, war ich doch sehr frustriert. Vor allem die sehr dreckige Wohnung und dass nie etwas zu essen oder Toilettenpapier da war, weil er das Geld für Zigaretten ausgab, machte mich auch einfach traurig.
Nach 2019 war ich durch die Corona Pandemie 2020 und 2021 mental sehr am Ende. Ich hatte meinen Vater ab und zu im Kopf, machte mir Gedanken, ob er noch lebte (anrufen konnte ich nicht, er hat durch seine Krankheit Handys immer zerstört und abgelehnt).
Aber ich konnte mich auch nicht aufraffen, ihn zu besuchen.
Nun ist er mit 57 Jahren verstorben. Noch ist nicht klar woran. Möglicherweise ein Schlaganfall oder Herzinfarkt. Drogenmissbrauch ist aber leider auch nicht auszuschließen. Da seine Exfreundin ihn wohl innerhalb der letzten Zeit oft auch mit härteren Drogen gesehen hatte. Seine Medikamente hat er die letzten paar Jahre nicht regelmäßig beziehungsweise gar nicht mehr genommen. Aus Erzählungen von den Betreuern habe ich jetzt erfahren, dass er wohl sehr sehr wirres Zeug am Ende geredet hat.
Jetzt mache ich mir unglaubliche Vorwürfe, dass ich teils so hart zu ihm war. Ich denke, wenn ich noch ein paar Jahre länger Zeit gehabt hätte, um mit meinem Schmerz und meiner Verletzung umzugehen, dass ich ihn vielleicht nicht als Vater, aber als Mensch und vielleicht als Freund besser hätte kennenlernen können.
Ich bin sehr traurig, weil ich mir Sorgen mache, dass er dachte, dass er mir sehr peinlich ist. Ich habe ihn schon gern gehabt, aber ich weiß nicht, ob er das wusste und es tut sehr weh mir vorzustellen, dass seine letzten zwei Jahre so verlaufen sind wie sie verlaufen sind. Ich denke mir, wenn ich ihn besucht hätte, hätte er vielleicht wenigstens das Gefühl gehabt, dass ich ihn gern habe und dann wäre er vielleicht anders mit seiner Krankheit und mit sich selbst umgegangen. Er war wohl zum Schluss sehr abgemagert und verwahrlost, wollte sich nicht waschen und auch nicht zum Arzt. Die Betreuer wollten ihn nicht zwingen und dann ist er letzten Sonntag einfach umgekippt und sie konnten ihn im Krankenhaus nicht wiederbeleben.
Mir ist klar, dass ich eigentlich seine Tochter bin und ich will eigentlich auch die Rollen nicht umdrehen, dass ich mich hätte kümmern müssen. Aber es tut jetzt so weh. Ich wünschte ich hätte mich nochmal aufraffen können, ihn zu besuchen.