Tempu... du sprichst mir aus der Seele. Dein letzter Beitrag könnte größtenteils von mir stammen.
Ich hab ungefähr seit 2002 ein einsames, trauriges und armseliges Leben geführt, bis ich dann Ende 2009 "aufgewacht" bin. Durch einen einzigen Satz, den Teresa Enke (ja, die Frau vom Torwart) gesagt hat: "Wir dachten eben, mit Liebe schaffen wir das." Plötzlich wurde mir klar, was mir schon ewig fehlt und auf welchem Weg ich mich befinde. Unmittelbar danach kam 'ne sehr unschöne Erfahrung mit meiner großen Jugendliebe (an der ich seit mittlerweile 12 Jahren hänge), die mich vollends in die Depression befördert hat.
Danach dann meine allererste Beziehung mit 'ner 13 Jahre älteren Frau, die ich zwar sehr gerne mag, aber Liebe ist daraus leider keine entstanden. Sie hat mich abgeschleppt (versteht sich wohl von selbst) und war zu dem Zeitpunkt 'ne verzweifelte Alkoholikerin. Da haben sich aus meiner Sicht einfach zwei Menschen gefunden, die beide am Boden zerstört waren und sich gegenseitig wenigstens ein bißchen Halt geben konnten. Wer weiß, was mit uns beiden passiert wäre, wenn wir nicht zusammengekommen wären? Es waren harte 10 Monate, wodurch diese Beziehung wohl umso lehrreicher wurde.
Ich war in den ersten 5 Monaten während ihrer Alkoholsucht, ihrer 8-wöchigen Therapie und danach für sie da. Während ihrer Therapie ging allerdings die nächste richtig harte Phase für mich los: mein Vater hatte Krebs und nur noch ein halbes Jahr zu leben. Als ich mich selbst wieder stark genug fühlte, habe ich meinen Dad die letzten 3-4 Monate in den Tod begleitet, und in dieser Zeit war meine Freundin (mittlerweile nüchtern) widerum für mich da. Kurz nach dem Tod meines Vaters hab ich mich dann im Guten von ihr getrennt, eben weil ich sie nie wirklich geliebt habe. Hat ja auch schon 2 erwachsene Kinder, will keine mehr, und mein Typ ist sie auch nicht wirklich. Mit dem Altersunterschied hätte ich ja kein Problem gehabt.
Jedenfalls hat mein Vater mir einiges hinterlassen... Haus, Autos, 'ne Menge Kohle... mehr als ich jemals haben wollte. Das bietet mir eigentlich die Riesenchance, etwas besseres aus meinem Leben zu machen als das, was es bisher war, v.a. das eigene Haus. Aber ich schaffe es einfach nicht. Mir fehlt mittlerweile die Kraft, all das zu verändern was ich ändern und bewegen müsste. Ich kann an meinen neuen Lebensumständen einfach keine Freude haben. Ich würde dieses neue Leben gerne mit einer Frau teilen, die ich lieben kann und auch lieben darf. Das würde mir schlagartig aus vielen meiner Teufelskreise raushelfen, die ich hier gar nicht alle bis ins Detail analysieren und aufschreiben kann/will.
Naja, genug von mir erzählt... was ich zum Schluß noch sagen will: unsere Lebensgeschichten mögen verschieden sein, aber was Tempu zuletzt geschrieben hat kann ich verdammt gut nachvollziehen. Natürlich kann man sich vieles schwerer machen als es ist, doch andererseits sind manche Dinge für Außenstehende nicht so leicht zu verstehen und für Betroffene noch viel schwerer zu ändern, wenn man erst mal so tief im Sumpf steckt. Den Betroffenen selbst die Schuld bzw. Verantwortung für das Versumpfen zu geben hilft meistens nicht weiter und ist sehr oft auch nicht ganz fair. In jeder Perspektive steckt mindestens ein Fünkchen Wahrheit...