Warum tue ich ihm das an?

belantine · 29 März 2009

@ Susi: viel Wahres dran an der Theorie mit der Aufmerksamkeit und falschen Polung

Hab seit dem letzten Mal nicht mehr geritzt, drei Wochen sind's schon... ich schenk mir mal selbst ein :blume:, beim Freund macht das ja ne...

Jetzt stresse ich ihn aber auf eine andere Weise. Er redet nicht so gerne über das selbstverletzende Verhalten... Aber ich will immer darüber reden, weil er das einfach nur verdrängt und das ist doch ne gut.

Und deswegen haben wir uns gestern gestritten und dann hab ich ihm wieder Vorwürfe gemacht, dass er doch nur den gesunden Teil von mir mag und den anderen am liebsten aussetzen würde, wie einen Hund, den man nicht mehr will, und das er sagt, er sei immer für mich da, so wie die beiden anderen auch, und wenn es dann mal soweit ist, dass ich Hilfe brauch, dann geht keiner der drei an sein/ihr Telefon.

Und das alles, obwohl er selbst grad viel um die Ohren hat wegen seines Arbeitsunfalls...

Eigentlich sollte ich jetzt für ihn da sein und ihn nicht noch zusätzlich belasten...

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Hallo belantine,

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Susi Sorglos · 30 März 2009

Guten Morgen Belantine!

Schön von Dir zu hören!!!

Und herzlichen Glückwunsch zu drei Wochen heiler Haut. Auch das freut mich ganz doll für Dich!!

Bekommst Du jetzt Aufmerksamkeit für positive Dinge?

und dann hab ich ihm wieder Vorwürfe gemacht, dass er doch nur den gesunden Teil von mir mag und den anderen am liebsten aussetzen würde, wie einen Hund, den man nicht mehr will,

Wie geht es DIR mit dem anderen Teil in Dir? Magst Du Dich ganz und gar oder auch nur den positiven Teil von Dir?

Dass Du Dich selbst unterscheidest, lässt mich da stutzen. Bist Du nicht ganz und gar?

Denk doch mal drüber nach, warum Du total liebenswert bist. Oder befragt DAZU mal Deinen Freund. Vielleicht redet er darüber lieber, als übers Aufschneiden von Haut.
Und dann denk darüber nach, welche dieser liebenswerten Eigenschaften im direkten Zusammenhang mit Deiner Kindheit stehen, also auch zum "anderen Teil" dazugehören. Vielleicht kommst Du so dazu, Dich nicht in krank und anders zu sortieren, sondern eher zu unterscheiden, in Charaktereigenschaften, die Du so oder so gehabt hättest und in die, die besonders ausgeprägt sind, weil Deine Kindheit nicht total perfekt war. Dann wirst Du feststellen, dass diese unperfekte Kindheit auch schöne Seiten in Dir hervorgebracht hat (Du musst allerdings nicht anfangen, Deinen Eltern dafür zu danken, dass sie Deine Kindheit so gemacht haben, wie sie war). Wenn Du also Lust hast, übers Ritzen zu reden, dann sprich auch darüber, denn das ist auch ein Teil Deines anderen Ichs!!! Oder ihr teilt Euch den Part. Du redest übers Ritzen und er über die schönen Aspekte dieses anderen Ichs. Das wäre dem anderen Ich gegenüber sehr fair - finde ich.

Wie hat das Dein Exfreund damals eigentlich gehandhabt? Hast Du Dich mit dem übers Ritzen unterhalten? Hattest Du auch da so oft das Bedürfnis dazu?
Wenn das so extrem ist, dann such Dir doch Leute, die auch ritzen oder geritzt haben. Mein Freund unterhält sich nicht so gern über Pferde. Ich könnte Stunden drüber reden. So ist das!
Und wahrscheinlich gibt es Themen über die würde Dein Freund gern reden und Du findest die total ätzend.

Wieder viel Erfolg und meld Dich mal, ist schön von Dir zu hören, Susi Sorglos

belantine · 2 April 2009

Ich unterscheide, da die Depressionen nur phasenweise sind. Und wenn ich in so einer Phase drin stecke, dann reagiere ich anders als sonst. Deswegen unterscheide ich auch.

Es ist nicht so, dass ich sagen kann "Oh, ich bin grad depressiv, deshalb hat mich sein Kommentar jetzt so verletzt." Ich bin dannn verletzt und kann auch nichts daran ändern, aber wenn diese Phase überstanden ist, dann kann ich im Nachhinein sehen, dass er es eigentlich gar nicht so böse gemeint hat, wie ich es in der Situation unter Einfluss der Depression wahrgenommen habe.

Wie geht es DIR mit dem anderen Teil in Dir? Magst Du Dich ganz und gar oder auch nur den positiven Teil von Dir?

Also ich empfinde es schon als angenehmer, nicht in einer depressiven Phase zu sein. Das Leben fällt dann leichter, ich kann die Menschen um mich herum besser ertragen, besser mit ihnen interagieren und auch die schönen Seiten des Lebens wahrnehmen und genießen.

Wenn ich hingegen akut in einer solchen Phase feststecke, dann ist das normale Leben (Uni, Freunde, Familie, Arbeit etc.) doch sehr beschwerlich und anstrengend. Ich finde meine Verfassung dann zwar nicht unbedingt schön, aber ich akzeptiere es, bin ja nicht wahrlich in der Lage, sie zu verändern. Wenn keine weiteren Belastungen da sind (sprich: Wochendende bei meinem Freund), dann empfinde ich es sogar mal ganz entspannend (ist wohl das falsche Wort) mal einfach einen oder zwei Tage lang alles rauslassen zu können und wenn es mir danach ist, dann eben einfach nur schweigend auf dem Sofa rumzuliegen und traurig in die Gegend zu starren.

Sagen wir mal so, es wär schon schöner ohne "den kranken Teil" aber irgendwie würde dann auch was fehlen, denn es ist ein Teil von mir...

Und dann denk darüber nach, welche dieser liebenswerten Eigenschaften im direkten Zusammenhang mit Deiner Kindheit stehen

Da fällt mir spontan ein, dass er es manchmal niedlich findet, wenn ich Sachen mit einer sehr kindlichen Naivität betrachte.

Manchmal finde ich das auch lustig, aber meist wird es (besonders von meinen Eltern, aber oft auch von Freunden und manchmal auch von meinem Freund) als nervend angesehen. Deshalb zähle ich es eigentlich auch zum "kranken Teil" als regressives Verhalten.

Oder, dass ich gelernt habe, Gefühle zu unterdrücken und zu verheimlichen oder vorzuspielen, um andere glücklich zu machen. Obwohl es ja das ist, was mich so kaputt gemacht hat und immer noch kaputt macht...

Ich merk grad, dass ich wohl entweder noch in des Endphase der letzen oder in der Anphangsphase eines neuen Depressionzyklus bin, denn ich kann nichts einfach nur als positiv stehen lassen...

Wie hat das Dein Exfreund damals eigentlich gehandhabt?

Hmm... ja, wir haben uns übers Ritzen unterhalten, warscheinlich nicht mal so oft, wie mein Freund und ich es jetzt machen, aber wir haben. Es fällt mir grade auch schwer, mich zu erinnern. Meine Vergangenheit scheint irgendwie ausgelöscht oder zumindest nur schwer für mich zugänglich zu sein.

Ich habe damals definitiv mehr geritzt. Kaum war die eine Verletzng verheilt, kam die nächste dazu, manchmal auch mehrere Schnitte auf ein Mal. Ungefähr zwei bis drei Mal pro Woche. Jetzt ist es zum Glück nur einmal in zwei bis drei Wochen. Dafür extremer...

Komische Idee, selbstverletzendes Verhalten mit deinem Hobby zu vergleichen, aber interessant

Ich glaube nicht, dass mir das mit anderen reden so viel bringt... bin ja hier auch in der IG, es ist gut, aber ich glaube nicht, dass es mich weiter bringt. Es hilft beim Verarbeiten, wenn ich mich mal wieder verletzt habe, weil ich das meinem Freund wirklich nicht zumuten kann. Aber in Sachen Prävention ist die IG nur selten hilfreich für mich.

Von Angesicht zu Angesicht möchte ich nicht über die Verletzungen sprechen. Denn ich vertraue fremden Menschen auch so schon recht wenig und gebe wenig von meinen Gefühlen preis, solche Extreme wie die Selbstverletzungen kann ich nur mit meinem Freund besprechen oder als "Fakteninformation" mit meiner Psychiaterin und weil es das Gespräch so ergeben hat, ohne es direkt auszusprechen, meiner Mutter.

Ich mag übrigens auch Pferde, hab drei Jahre lang jede Woche Reitunterricht genommen, danach noch ein paar Ausritte und zwei Reitferienlager, aber seit dem bin ich nicht mehr dazu gekommen. Mein Freund ist da ähnlich, wenn wir bei Spazierengehen an der einen Weide vorbei kommen und die Pferde draußen sind, dann will ich sie halt streicheln und er meint ganz trocken "Oh, lecker Steaks!" Halt Fleischer von Beruf...

Ich danke dir ganz doll dafür, dass du dir Zeit für mich / uns nimmst. Du hilfst mir damit sehr.

Vielen, vielen Dank!

:blume:

Bela

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