Hallo
@Profitaenzer
Habt ihr einen Betriebsrat? Der hätte bei so einer Umfrage Mitbestimmungsrecht und müsste eingebunden worden sein. Mein Weg würde sofort zum BR führen.
Es gibt einen Datenschutzbeauftragten für euer Unternehmen, dem würde ich eine anonyme Meldung über die "Androhung des Chefs" zukommen lassen.
Generell sind
freiwillige und
anonyme Mitarbeiterbefragungen ein gutes Tool.
Die Erhebung personenbezogener Daten im Zuge dessen bzw. die Möglichkeit Rückschlüsse auf die Person zu ziehen, stehen
aber nicht im Einklang mit der DSGVO.
Diese Punkte sind allesamt valide. Ohne vorherige Zustimmung des Betriebsrates DARF gar keine Befragung durchgeführt werden und die, sowie involvierte Datenschutzbeauftragte oder ITler, die gem. gesetzlicher Vorgaben handeln, sichern auch ab, dass Ergebnisse nicht bis zu Einzelpersonen zurückverfolgt werden können. Normalerweise werden sog. Befragungskohorten gebildet, das ist eine Personengruppe mit einer Mindestgröße. Bekommst du weniger Antworten als diese Mindestgröße (wieiviele das sind wird vorab festgelegt), bekommst du gar kein Ergebnis für die Gruppe angezeigt. Diese Mindestzahl ist tatsächlich fix und sie liegt umso niedriger, je wichtiger es ist, detaillierte Aussagen zu bekommen - immer aber eben auch unter Berücksichtigung des Anspruchs des Befragten zur Wahrung seiner Anonymität. Das Thema Führung ist tatsächlich so ein Kriterium, zu dem man gerne genauere Rückmeldungen bekommen möchte - eine Führungskraft hat maßgeblichen Einfluss auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter.
Wenn wir solche Befragungen durchführen, liegen die Daten auf einem externen Server und werden auch nur von einem externen Dienstleister verwaltet. Wir als Arbeitgeberseite bekommen die Rückmeldungen nur in aggregierter und anonymisierter Form. Man kann daher die Daten auch nicht miteinander kombinieren, z.B. sehen, dass der Antwortende zwischen 30-40 Jahre, weiblich und im Controlling tätig ist. Du siehst also nur, dass irgendjemand geantwortet hat, er oder sie könne die Führungsqualität nicht beurteilen, weil der Vorgesetzte fast nur im Home Office ist. Wenn du dir Sorgen machst, sprich mal mit dem Betriebsrat. Vielleicht lässt sich deine Angst so schon entkräften. Bei uns ist es so, dass wir den Mitarbeitern zu Befragungsbeginn versichern, dass der Datenschutz höchste Priorität hat. Und das entspricht auch den Tatsachen - für unseren Fall weiß ich das 100%ig, da ich der Auftraggeber bin, ich selber die Ergebnisse bekomme und weiß, was einsehbar ist. Die Vorgesetzten bekommen dann auch keinesfalls mehr als ich, stattdessen sogar weniger. Da ist also wirklich GAR nichts Kritisches möglich, das dann zurückverfolgt werden kann. Ausnahme wäre vielleicht noch eine Bemerkung im individuell gestaltbaren Kommentarfeld, wenn jemand schreibt, er sei jetzt 3 Monate bei HR und fühle sich bei seiner Chefin sehr wohl, die selber vor 6 Jahren aus Manila zum Team gestoßen wäre. Allerdings weisen wir ausdrücklich darauf hin, bitte so zu formulieren, dass kein Rückschluss gezogen werden kann. Die o. a. Antwort würde ich selbst dann nicht weiterleiten, wenn sie positiv ist.
Deine Antwort finde ich ehrlich und faktisch richtig, kann aber verstehen, dass du sie rückblickend skeptisch siehst. Dass eine Führungskraft so aus dem Home Office arbeitet, dass man sie praktisch kaum wahrnimmt, ist ganz sicher nicht im Sinn des Unternehmens. Dein Chef scheint ein schlechtes Gewissen zu haben, sonst bräuchte er sich nicht so aufzupumpen. Und ja, er muss sich jetzt Sorgen machen, denn oft bekommen auch die Vorgetzten der Vorgesetzten noch Rückmeldung zu ihren Teams. Peinlich ist sein Verhalten vor euch allemal; ihr dürft aber eher verstohlen lachen, als dass ihr euch Sorgen machen müsst. Da bellt wohl ein getroffener Hund.
Seine Reaktion ist eigentlich untragbar, denn genau so etwas führt dazu, dass Mitarbeiter Angst haben und sich zukünftig nicht mehr beteiligen. Das läuft der Absicht der Befragung zuwider, die ja Missstände aufdecken will. Gerade die kritischen Antworten sind wichtig, denn nur dann weiß man, an welchen Themen gearbeitet werden muss. Und ja, es ist Ziel, so Typen wie deinen Chef zu enttarnen, damit er nicht länger Ängste schürt und so eure Leistungsbereitschaft und Lust an der Arbeit drosselt.
Wer falsch positiv antwortet, sollte lieber gar nicht antworten, denn er neutralisiert damit die mutigen Antworten anderer Kollegen.
Wenn ein Unternehmen solche Befragungen durchführt, nimmt es viel Geld in die Hand und möchte Arbeitsbedingungen verbessern. Für Mitarbeiter ist das eine echte Chance, an ihrer Jobzufriedenheit aktiv mitzugestalten. Umso wichtiger ist, dass das aufgepumpte Drohgehabe des Vorgesetzten publik gemacht wird und ihr euch eben nicht einschüchtern lasst. Ich würde sogar beim BR darum bitten, die Sorge der Mitarbeiter auf Vertraulichkeit und Datenschutz nochmal proaktiv aufzugreifen. Eine Rückmeldung sollte auch der Auftraggeber der Befragung bekommen, um denen die Möglichkeit zu geben, den Aspekt bei weiteren Befragungen stärker zu thematisieren. Hier scheint etwas versäumt worden zu sein - es kann aber auch sein, dass das Rumpelstilzchen nur unbegründete Ängste triggert und man die Hinweise zur Teilnahme and er Befragungen (und Datenschutz/Vertraulichkeit) gar nicht wahrgenommen hat. Umso wichtiger, dass nochmal klar gemacht wird, dass hier niemand Angst zu haben braucht.
So ein Blödmann gehört eigentlich bloßgestellt. Wobei.. falsch.. dem gehört eigentlich die Führungsverantwortung entzogen.