Ganz ehrlich? Ich würde - auch nach unserer Erfahrung - viel eher weiter daran arbeiten, deiner Tochter zu vermitteln, dass es gar keinen echten EINEN identifizierbaren Aspekt gibt, aus dem es mit der besten Freundin nicht klappt. Man diskutiert sich sonst in eine Angst- und Unsicherheitshaltung hinein, die dazu führt, dass man sich gar nicht mehr offen und ungezwungen auf neue Situationen einlassen kann und sich etwas manifestiert, was das Ganze noch komplizierter macht als schon zuvor. Sie kann an grundsätzlichen Themen arbeiten wie einer freundlichen und unverkrampften Grundhaltung, dass sie an ihrem Selbstverständnis von Freundschaft arbeitet, dass niemand einem anderen Menschen mit Haut und Haar gehört und nur für ihn da sein darf, dann wird es sicherlich auch wieder mit engeren Kontakten klappen. Sie ist ja nicht völlig außen vor.
Es mal mit selbstbewusstseinsstärkenden Maßnahmen wie Kampfsport zu versuchen fänd ich auch eine gute Idee. Wenn sie weniger auf Angriffssportarten geht, stattdessen auf Selbstverteidigung macht sie zudem noch etwas sehr Nützliches, das ihr womöglich mal in kritischen Belästigungssituationen helfen kann. Hat mein Kind jetzt an der amerikanischen Uni gemacht und war total begeistert.
Sie sollte lernen, dass sie okay ist. Man muss sich niemandem andienen, sonst denkt sie womöglich noch, es sei normal, sich Zuneigung erst verdienen zu müssen; das könnte später in einer Partnerschaft schlimme Folgen haben. Sie wird schon noch ihre Herzensmenschen treffen. Wahrscheinlich hat sie etwas Pech gehabt, dann ein paar unglückliche Umstände, die zu Neid geführt haben könnten. Da reichen schon 2 Mistbienen, die sich verschwören. Sie soll nach vorne schauen, nicht zurück. Neue Gelegenheiten, Freunde zu finden, erschließen sich in diesem Alter noch zuhauf. Sie ist nicht verkehrt, sondern gut, genau wie sie ist.
Ergänzung: Oft ist es auch einfach so, dass sich Menschen zu anderen hinwenden, weil ihnen die mehr zusagen. Manchmal sind das ganz oberflächliche Gründe wie dass sie gut vernetzt sind und man über die viele andere Menschen kennenlernen kann, sie Partylöw*innen sind oder auch - das Gegenteil - sie sehr tiefen Austausch suchen. Das ist daher dann kein Abwenden von, sondern ein Hinwenden zu. Findet sich übrigens auch in zig Beiträgen hier im Forum, wenn Leute (meist Frauen) davon berichten, dass sich vermeintliche Freund*innen nicht mehr melden. Das wird sehr schnell sehr persönlich genommen, ist aber wahrscheinlich auch ein Merkmal der heutigen sehr schnelllebigen Zeit - und die kann man nun einmal nicht ändern. An der eigenen Haltung kann man allerdings sehr wohl arbeiten und zwar auch, ohne direkt verbittert zu werden und über die breite Menschheit zu fluchen. Viel häufiger wechseln Bezugspersonen als dass etwas lange Bestand hat. Ein fester Lebenspartner vielleicht mal ausgenommen, obwohl sich ja auch da vieles zum Alleinlebenden hinentwickelt. Das könnte aber auch ganz andere Gründe haben, z. B. dass Frau heutzutage weniger abhängig ist oder man sich auch traut, eigene Lebensentwürfe weiterverfolgen zu wollen, wenn sich eine Partnerschaft auseinanderdividiert hat. Das auszudiskutieren würde aber OT führen und deiner Tochter auch nicht helfen. Daher stoppe ich hier mal.