An was haben die Deutschen denn vor und im zweiten Weltkrieg geglaubt? An Buddah? Deine armselige Vorstellung es hätte sich nur um ein paar ( eben falsche ) Christen gehandelt, die die Welt in einen Krieg gestürtzt hätten ( und zwar mit breiter Mehrheit ) ist eben nicht zu halten.
Na ja, hättest Du mal ( Du darfst ja nicht ) den Gotteswahn gelesen - dort werden Hitlers Reden zitiert. Die ihn ( und die seinen ) als gläubige Christen ausweisen.
Nach Deiner Definition sind die allerwenigsten Leute heutzutage, die sich selber Christen nennen, solche, und von der Menschheit vor 50 oder 100 oder 500 Jahren noch viel weniger, denn Deiner Definition hätten vermutlich zu keiner Zeit mehr als vielleicht ein oder zwei Prozent aller Christen entsprochen. Das hat also nichts zu sagen.
Du kannst höchstes anführen, daß Hitler kein Jesus-Gläubiger war, denn der war (trotz "Edel-Arisierung") nicht als Nicht-Jude zu verkaufen. An den Gott des Christentums, die "göttliche Vorsehung", hat er aber sehr eindeutig geglaubt und er hat sie auch oft genug im Mund geführt.
Ich muß zugeben, dass ich "mein Kampf" nicht gelesen habe. Ich zitiere aus der Rede von Hitler, soweit sie von R.Dawkins (in "der Gotteswahn") wiedergegeben wird:
"Mein christliches Gefühl weist mich hin auf meinen Herrn und Heiland als Kämpfer.... Es weist mich hin auf den Mann, der einst einsam, nur von wenigen Anhängern umgeben, diese Juden erkannte und zum Kampf gegen sie aufrief, und der, wahrhaftiger Gott, nicht der Größte was als Dulder, sondern der Größte als Streiter! In grenzenloser Liebe les ich als Christ und Mensch die Stelle durch, die uns verkündet, wider der Herr sich endlich aufraffte und zur Peitsche griff, um die Wucherer, das Nattern- und Otterngezücht, hinauszutreiben aus dem Tempel. Seinen ungeheuren Kampf aber für die Welt, gegen das jüdische Gift, den erkenne ich heute, nach zweitausend Jahren in tiefster Ergriffenheit am gewaltigsten an der Tatsache, dass er dafür am Kreuz verbluten mußte. Als Christ habe ich nicht die Verpflichtung, mir das Fell über die Ohren ziehen zu lassen, sondern habe die Verpflichtung, ein Streiter zu sein für die Wahrheit und das Recht......."
Es steht für mich unstrittig fest, dass eine solche Rede sowie die Tatsache, dass Hitler Katholik war, zu der logischen Schlußfolgerung führen, dass Hitler tiefgläubiger Christ war. Aber nicht alles was logisch ist, ist auch richtig.
Wenn Christsein bedeutet, ...
a) dass der Mensch Mitglied einer Kirche sein muß, dann bin ich kein Christ.
b) dass der Mensch nur von seinen eigenen Ansichten überzeugt sein muß, dann bin ich kein Christ.
c) dass der Mensch nur an Gott bzw. an Jesus glauben muß, dann bin ich kein Christ.
Und alle drei Argumente zusammen, a+b+c, tun es aus meiner Sicht auch nicht.
Die Begriffe Christsein, Glaube und Religion werden oft mit unterschiedlichem Inhalt gefüllt. Daher ist für mich immer wichtig: Was verstehst Du unter .... diesem Begriff?
Der Begriff "Glaube" ist für mich mehrdeutig. Im allgemeinen versteht man darunter "für wahr halten".
Religion ist für mich der Sammelbegriff für einen Glauben im Sinne von "für wahr halten".
Und als Christ wird allgemein jemand bezeichnet, bei dem Religion und "für wahr halten" mit dem Gott der Bibel in Verbindung gebracht wird.
Eine Fußballmannschaft steigt in die nächst höhere Liga auf, wenn sie genügend Siege eingefahren hat. Dabei kann der einzelne Spieler durchaus durch Negativleistungen aufgefallen sein. Zur Unterscheidung vom Christsein sage ich aus meiner Sicht: Die Zugehörigkeit zu einer Kirche ist unwichtig. Auch gibt es keinen Aufstieg "in die nächst höhere Liga", auch nicht durch hervorragende humanistisch gute Einzelleistungen.
Die persönliche, individuelle Anbindung an Jesus Christus ist das aus meiner Sicht einzige und das zwingend erforderliche Kriterium, um Christ zu sein. Jesus Christus suchte auch nicht seinen eigenen Weg zu finden oder seine Ideen zu verwirklichen. Er verwies auf Gott und suchte
nur Gottes Willen zu tun. Und darin besteht für mich die Haltung eines Christen.
Unterstellen wir der Einfachheit halber, dass im besten Fall Hitler Gottes Willen verwirklichen wollte. Es stellt sich doch für Hitler - wie für jeden anderen Menschen der das möchte - die Frage, was ist denn nun Gottes Willen?
Wir Menschen sind geneigt, das als Gottes Willen anzunehmen, was als Erkenntnis mit anderen Menschen geteilt wird.
Es gilt auch hier die allgemeingültige Regel: Was viele Menschen als richtig beurteilen, muß daher noch nicht richtig sein.
Daher sehe ich es als Gefahr an, wenn sich der einzelne Mensch in seiner Beurteilung von anderen Menschen abhängig macht. Daher bin ich gegenüber allen Religionen sehr skeptisch eingestellt.
Kommen wir zurück zu der Frage: Was ist Gottes Wille?
Zunächst lese ich in der Bibel allgemeine Aussagen, die sich auf alle Menschen beziehen, wie z.B. die 10 Gebote im AT oder "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" im individuellen Bereich im NT. "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" kann nur "für meinen Lebensbereich" gelten, denn den Nächsten eines Mr. Tom Smith in London kenne ich nicht.
Aber trotzdem bleibt noch die Frage, was es bedeuten soll, wenn ich meinen persönlichen Nächsten liebe.
Und hier - genau an einer solchen Stelle - machen auch Christen den Fehler, dass sie die falsche Frage stellen.
Es wird gefragt: Was kann es bedeuten?
Richtig aus meiner Sicht wäre zu fragen: Was soll es bedeuten? oder genauer: Was will Gott bewirken, wenn ich meinen Nächsten liebe?
Wenn ich die (falsche) Frage stelle: "was kann es bedeuten?", dann sucht sich der Mensch die ihm logischste und angenehmste Antwort aus. Und schon befindet sich der Mensch auf dem Wege, seinen eigenen Willen in die Tat umzusetzen.
Selbst wenn Hitler angenommener Weise tiefgläubig gewesen war (was ich nicht annehme), so hätte er erkennen müssen, dass die Ermordung der Juden sowie andere Verbrechen entgegen Gottes Willen sind. Selbst Atheisten ist klar, dass Verbrechen gegen die Menschen nicht der Auftrag Jesu sein können.
Ich behaupte, dass Hitler seine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche politisch nutzte, um Menschen für sich zu gewinnen. Und seine fromm klingende Rede war nichts anderes als reine Augenwischerei einerseits und andererseits der Versuch, seine Verbrechen religiös zu begründen, um so evt. Kritiker in der Kirche zu blenden.