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Schönheit, Wertschätzung, Wahrnehmung

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L

Lebensdeserteurin

Gast
Aber gerade darum geht es doch.
Wir sollten doch nicht allen Ernstes erwarten, dass uns das Ungewöhnliche nicht zu einer festgelegten Zeit und nicht an einem festgelegten Ort begegnet und wir es dann trotzdem bemerken, .... es sei denn.... wir haben geschulte Sinne, einen geschulten Verstand und sind offen für das Ungewöhnliche.
In einer solchen Situation ist man leider einfach der Möglichkeit beraubt, innezuhalten.
Man hat gezwungenermaßen kaum etwas anderes im Kopf als die bevorstehende Arbeit und das pünktliche Erscheinen dort. Verspätet anzukommen und das damit zu begründen, dass man aufgrund seiner sensiblen Sinne für das Schöne unbedingt stehen bleiben musste und einem einmaligen Ausnahme-Violinist lauschen wollte, wird sicherlich auf ganz wenig Gegenliebe stoßen. (Was man so gesehen als viel tragischer empfinden könnte, als einen puren Mangel an geschulten Sinnen im morgendlichen Stress.)
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Ich nehme mir die Möglichkeit... und nehme dafür auch Unannehmlichkeiten in Kauf.
Gleichzeitig behaupte ich, dass es lediglich Ausnahmefälle sind, in denen es dann zu existentiellen Problemen kommt.

Ich erinnere an die Erzählung von Heinrich Böll: Die ungezählte Geliebte
Ist diese Erzählung bekannt?
 

_cloudy_

Urgestein
Ist das überhaupt negativ zu beurteilen, dass die Menschen sich an Vereinbarungen wie pünktlich zum Job zu erscheinen, halten?
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
In einer solchen Situation ist man leider einfach der Möglichkeit beraubt, innezuhalten.
Man hat gezwungenermaßen kaum etwas anderes im Kopf als die bevorstehende Arbeit und das pünktliche Erscheinen dort. Verspätet anzukommen und das damit zu begründen, dass man aufgrund seiner sensiblen Sinne für das Schöne unbedingt stehen bleiben musste und einem einmaligen Ausnahme-Violinist lauschen wollte, wird sicherlich auf ganz wenig Gegenliebe stoßen. (Was man so gesehen als viel tragischer empfinden könnte, als einen puren Mangel an geschulten Sinnen im morgendlichen Stress.)
Genau das Problem sehe ich auch! Das müsste man bei einem Experiment wirklich berücksichtigen. Hätte man den Typen Sonntags im Park aufgestellt, wäre ein anderes Ergebnis herausgekommen.
Das hat auch nichts mit Geschmack zu tun, oder mit der fehlenden Wahrnehmung: Wenn man an was anderes denken MUSS, dann ist es halt Essig mit der Kunstwahnehmung.
Interessant wäre das Experinment zB, wenn man es irgendwo stattfindenlassen würde, wo die Menschen die Wahl haben: ZB in einem Einkaufszentrum, wo man ja davon ausgehen kann, dass viele Leute zeit mitbringen. Oder in einem Cafe, restaurant uä.
Noch interessanter wäre es gewesen, wenn man es in einem kleinen Theater unter unspektalulärem Namen gemacht hätte. Denn da zeigt es sich doch: Wollen die Leute große Namen hören, oder gute Musik?
Interessant wäre zB auch, wenn man das gleiche Konzert einmal unter seinem wirklichen Namen und dann unter einem fiktiven Namen an gleichem Ort aufführen würde: Welche Vorstellung da wohl ausverkauft wäre?:rolleyes:

Innehalten und etwas schönes wahnehmen ist in der Tat eine "Kunst" die vielen Leuten abhanden gekommen ist. Aber man muss auch bedenken: Wer immer und überall seine Antennen auf volle Aufnahmefähigkeit stellen würde, der würde wahnsinnig werden (siehe die Problematik von hochsensiblen Menschen, oder gar Autisten). Wir MÜSSEN selektieren, um klarzukommen. Daran ist auch nichts verwerflich.
Wichtig ist halt, dass man in der Lage ist, in Momenten, in denen es passt und in denen die Situation das zulässt, seine Antennen auf Empfang zu stellen. Wenn man das garnicht mehr kann, dann hat man ein Problem.

Das andere Problem, das in diesem Experiment angesprochen wird, ist natürlich, dass die Musikwahrnehmung unserer zeit so stark an Namen gekoppelt ist, so dass viele Menschen garnicht mehr in der Lage sind, gute von schlechter Musik zu unterscheiden. Und mit gut und schlecht meine ich jetzt keine spezielle Stilrichtung oder Geschmacksfragen, sondern die Unterscheidung zwischen Musik, die ECHT ist (also aus der Seele eines Künstlers oder mehrerer Künstler) oder Musik, die nur künstlich ist (also zB nur auf Effekt und Kommerz getrimmte Musik).
Das ist in der Tat eine komische Entwicklung- gibt es heute ja mehr gute Musik in allen Genres denn je!
 
L

Lebensdeserteurin

Gast
Gleichzeitig behaupte ich, dass es lediglich Ausnahmefälle sind, in denen es dann zu existentiellen Problemen kommt.
Was vor allem daran liegen könnte, dass solche Erlebnisse ebenfalls nur Ausnahmefälle sind - man wird nicht jedes mal auf dem Weg zur Arbeit, zu wichtigen Terminen usw. etwas Besonderes wahrnehmen, für das es sich ausgiebig innezuhalten und ggf. Ärger in Kauf zu nehmen lohnt. Man hetzt fast immer einfach weiter. Es sei denn, die Sinne dafür sind wirklich sehr sensibel, aber das wird sich auf Dauer niemand leisten können. ^^
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Alles was Kunst ist, pauschal mit Schmiererei zu bezeichnen, hat etwas mit der Eigenwahrnehmung von Schönheit zu tun. Bei gemalten Kunstwerken habe ich nicht die Fähigkeit, in jedem Bild die Schönheit oder das Talent einer ungewöhnlich guten Darstellung zu erkennen.

Ich bin davon überzeugt, dass die Augen, Ohren, Verstand geschult werden sollten, um Außergewöhnliches von Normalem unterscheiden zu können. Gelingt uns dies nicht, dann gehen wir in Hoffnungslosigkeit unter.

Warum? Weil das Normale nicht in der Lage ist, Menschen aus prekären Situationen zu befreien. Mut und Talent zum Außergewöhnlichen sind die Werkzeuge, um Lösungen zu schaffen, die der mit sich selbst beschäftigte Durchschnittsmensch nicht schaffen kann. So denke ich.
Ach so, du wolltest auf die Wahrnehmung der Menschen im allgemeinen raus. Tja da muss ich den anderen schon Recht geben welche sagen das der Zeitpunkt für so etwas wirklich nicht Gut gewählt war. In einem Park wäre es wahrscheinlich anders ausgegangen aber auch in der U-Bahn wenn man Publik gemacht hätte wer dort spielt. ;)

Ich bin bei meinem Text von mir ausgegangen bzw. wie ich die Dinge sehe, ich kaufe mir weder Bilder noch sonst was nur weil da ein großer Name drauf steht bei mir geht es nach gefallen oder eben nicht da kann drauf stehen wer oder was will. Ich bin da ziemlich Einfach gestrickt.
 

stink.sauer

Mitglied
Niemand wusste es, aber der Musiker war Joshua Bell, einer der größten Musiker der Welt. Er spielte eines der schwierigsten Stücke, die je geschrieben wurden auf einer Violine im Wert von ca. 3,5 Mio. USD. 2 Tage zuvor spielte er in Boston das gleiche Stück zu einem Durchschnittspreis von 100 USD pro Platz.

Ich nehme mir die Möglichkeit... und nehme dafür auch Unannehmlichkeiten in Kauf.
Gleichzeitig behaupte ich, dass es lediglich Ausnahmefälle sind, in denen es dann zu existentiellen Problemen kommt.

Ein Experiment?
Wozu?
Schade sei's drum!
Viele Menschen haben ganz andere Sorgen, als sich ein seltenes klassisches Konzert entgehen zu lassen. Ich wette, auch wenn eine andere Musikkonifere mit einem bekannterem Musikstück auf ein Instrument von doppeltem Wert dort ein Ständchen gegeben hätte, würde das Experiment nicht anders ausgegangen sein.
Sicher, viele Menschen reagieren sensibel auf die Schönheit der Kunst. Aber wie gesagt, noch mehr Menschen haben große Alltags- oder gar Existenzsorgen, die im Augenblick kein Nerv für diese Kultur übrig haben, für mich sehr Verständlich.
Ich finde das sogar sehr befremdlich, solche Experimente(?) durchzuführen.
Bin mir sicher, Nachmittags in einem Park in Washington in entspannter Atmosphäre wären mit Sicherheit einige tausend Doller zusammengekommen.
 
P

PuhBär

Gast
Ich hingegen denke, dass Zeitpunkt und Ort sehr gut gewählt wurden. Dadurch wird auf ein Problem aufmerksam gemacht, dem die meisten Menschen zum Opfer fallen.

Gerade weil wir in einer systematisch organisierten Welt leben, ist es um so wichtiger, zu leben und nicht sich leben zu lassen. Das jedoch erfordert eben Mut und den Sinn für das Besondere.
Meinst du nicht, das der einfache Mensch sich dieses Problems bewusst ist?

Ich glaube wenn man den Leuten dafür eine Sicherheit geben würde,
dann würden das auch viele tun.

Sicherheit bedeutet heute Geld, ohne läuft nichts, Klassenzwang kommt
auch noch dazu.

In unserem Land, ist es nicht möglich, ein einfaches Leben zu führen,
wenn wir zum beispiel nur für das Essen arbeiten müssten , wie viele
Stunden müssten wir dann Arbeiten? wäre es so, das wir nur für das
essen Arbeiten müssten, dann wäre das Essen so Teuer, das wir wieder
so lange wie möglich dafür Arbeiten müssten:)
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Dieses Experiment warf die folgenden Fragen auf:
Können wir Schönheit in einem alltäglichen Umfeld zu einem unangemessenen Zeitpunkt wahrnehmen?
Wenn dem so ist, nehmen wir uns die Zeit sie wertzuschätzen?
Erkennen wir Talente in einem unerwarteten Kontext?

Eine mögliche Schlußfolgerung könnte sein:
Wenn wir nicht einen Moment Zeit haben, anzuhalten und einem der besten Musiker der Welt zuzuhören...
wieviele andere Gelegenheiten verpassen wir, während wir durch das Leben hasten und eilen?


LG, Nordrheiner
In diesem Experiment wichen ca. 1,3% der Menschen von dem normalen Verhalten ab. Es ist vorstellbar, dass die Prozentquote in Deutschland (z.B. in diesem Forum) auch nicht besser ist.

Ich will es mal so ausdrücken: 98,7% der Menschen sind so sehr mit ihrem alltäglichen Leben beschäftigt, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie Gelegenheiten übersehen und verpassen, ihrem Leben eine positive Wendung zu geben.

Die Frage für uns - für mich - lautet: auf welcher Seite der Statistik bin ich zu finden?
 
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