Hallo,
Du rechnest Dir die Sache schön.
Du willst es vermutlich nicht hören, aber die Umsatzsteuernachzahlung könnte noch Dein kleinstes Problem werden.
Deine EÜR Angaben sind dem Finanzamt sehr wahrscheinlich nicht plausibel. Rechne damit, dass sie die Schlinge enger ziehen, bis zu einem möglichen Strafverfahren.
Du hast ganz einfach zu hohe Ausgaben für eine Dienstleistung.
Hier nochmal mein Posting mit den ungefähren Zahlen:
https://www.hilferuf.de/forum/finanzen/274744-umsatzsteuer-problem-17.html#post3823463
1) Du wärst nach Deinen Angaben für weniger als 1,-€/Brutto pro Stunde durch die ganze Republik gefahren. Das ist verdächtig.
2) Ob ein Abschluss zustande kommt ist Dein Risiko. Aber Du gehst mit erheblichen Reisekosten in Vorleistung. Gem. Deinem geringen Gewinn, sagen wir mal 400,-€ Reisekosten für mögliche 450,-€ Provisionsgewinn pro Einsatz.
3) Du bist Student. Da hat man theoretisch nicht immer Zeit zum Arbeiten. Ich vermute das FA wird versuchen Deine Studienzeiten mit Deinen Reisekostenabrechnungen zu doppeln, um Dich auf Betrug zu checken.
4) Zwischen 17.500€ Kleinunternehmerregelung und rund 200.000€ Umsatz besteht ein so großer Unterschied, dass es wirklich schwer ist zu glauben, dass Du dachtest, dies bliebe folgenlos. Auch das dürfte für das Finanzamt ein Hinweis sein, Dich genau durchzuchecken. Denn wer hier keinen Unterschied sieht, der dürfte auch weitere Abrechnungfehler begangen haben. So sicherlich die Logik des FA...
4) Umsatz bei Dienstleistung
Du schriebst fünf-stellige Nachforderung für UmSt.
Sagen wir das Finanzamt fordert 30.000€ UmSt. - dann wäre Dein Brutto-Umsatz 190.000,-€ gewesen.
Sagen wir auf einen Zeitraum von Drei Jahren - ca. 63.000,-€ pro Jahr.
Du warst unterhalb der Einkommenssteuergrenze - d.h. sagen wir ca. 10.000,-€ Gewinn pro Jahr.
Das bedeutet, Deine Ausgaben beliefen sich auf ca. 160.000,-€ (bei 190.000,-€ Umsatz) - das sind extrem hohe Ausgaben für eine Dienstleistung.
Dein Gewinn ist für eine Dienstleistung bedeutend zu niedrig - kein Wunder, dass das Finanzamt vermutet, dass sie beschummelt werden und Dich deshalb nun sehr genau durchprüfen.
Zum Verständnis:
Ein Produzent mit Wareneinkauf kann durchaus Gewinnmargen von 5% haben - ein Dienstleister jedoch nicht!
Brutto Einnahme .... 190.000,-€
Brutto Ausgabe ...... 160.000,-€
Gewinn ................... 30.000,-€
Mit welcher Begründung hast Du solch hohe Ausgaben gehabt? Was sind das für Ausgaben?
zu 1)
Wie kann ich dem Finanzamt denn überhaupt diese Ausgaben in Rechnung stellen?
zu 4)
Ich war Charity Fundraiser und habe für meine Tätigkeit im bundesweiten Aussendienst recht hohe Provisionen bekommen. Mein Auftraggeber hat bei seinem Provisionsmodell berücksichtigt, dass man als Charity Fundraiser hohe Ausgaben hat, welche man ja von den Provisionen zahlen muss. Zu diesen Ausgaben gehörten: Mieten für Hotelzimmer, Appartements oder Ferienwohnungen, Anreise und Abreisekosten, Fahrten zum Einsatzort, Fahrten zu Presseterminen, Orgaterminen und Seminaren, Mietfahrzeug (Zuzahlung zur Miete + Versicherung), Schreibwaren, Porto, Arbeitsmaterial, Handykosten, Internetkosten (in manchen Unterkünften, musste das WLAN seperat bezahlt werden, z.B. Freischaltcodes für den Hotspot), Bekleidung usw. Da kam schon einiges zusammen.
Also waren es zwar immer schöne hohe Umsätze aber auch sehr hohe Kosten und deshalb nur ein kleiner Gewinn. Doch wie gesagt, als Ferienjob für einen Studenten wars ok...
Ausgaben: per Umsatzsteuererklärung durch Zusammenrechnen Deine bezahlten Umsatzsteuer.
Das Finanzamt hat genug Daten von anderen Steuerzahlern, um zu checken, wie hoch normalerweise die Ausgaben bei solcher Tätigkeit sind. Alles darunter ist: erstmal unplausibel.
Achte darauf, dass alle Deine Ausgaben plausibel und begründbar sind.
Sollte sich etwas doppeln (versehentlich natürlich
), dann überlege wie Du dem Finanzamt zuvorkommen kannst.