Ich fand die Diskussion auf den letzten Seiten merkwürdig, jetzt läuft sie wieder in eine bessere Richtung.
Ein BGE zu diskutieren und dabei davon auszugehen, dass in der Wirtschaft weder Veränderungen nötig wären noch durchgeführt werden müssten, führt die Diskussion m. E. ad absurdum.
Wir produzieren jede Menge überflüssigen Kram, der tonnenweise UNVERKAUFT wieder eingestampft wird, was jede Menge sinnlose Beschäftigungstherapie ist.
Wir blähen Verwaltungskram bis zum geht-nicht-mehr auf, statt Abläufe zu vereinfachen.
Und halten so Menschen künstlich in Arbeit, die gar nicht als Arbeitskräfte gebraucht würden.
Und dann die Produktion der 10000sten Variante einer Billigvase, Nippes in allen Formen und Farben, Plastikblumen, alberne Tassen und und und.
Braucht das die Welt? Macht es die Welt besser? Müssen diese Rohstoffe verbraucht, diese Schadstoffe produziert und diese Arbeitsstunden investiert werden?
Wirklich?
Nein.
Und zusätzlich haben wir Arbeitslose, denen wir keine Arbeit bieten könnten, wenn alle gewillt wären zu arbeiten.
Diese verdrehte Wirtschaftswelt funktioniert auf diese Weise nicht unendlich lange.
Und deshalb funktioniert es nicht, ein BGE losgelöst von all diesen Missständen zu betrachten, sondern man muss sich unser Wirtschaftssystem ansehen und wohin das führt, wenn nicht umgedacht wird.
Scheuklappendenken und "geht nicht" hat noch nie weitergebracht.
Mit so einem Herangehen gäbe es weder neue Entwicklungen noch entstünden neue, erfolgreiche Unternehmen und ebensowenig könnten sich bestehende Unternehmen entwickeln.
Es geht nicht um ein paar Menschen, die null Bock auf gar nichts haben.
Es geht darum, dass wir pro Person keine 8 Stunden Arbeit haben, wenn wir den Tatsachen ins Auge sehen und uns unsere Umwelt nicht völlig am Allerwertesten vorbeigeht.
Es würden sich durch Veränderungen neue, bisher noch unbekannte Tätigkeitsfelder eröffnen (bereits jetzt gibt es immer mehr Berufe, die vor 20, 15, vor 10 Jahren noch nicht existierten) und das etwas ausgleichen.
Dennoch wäre ein komplett neuer Ansatz nötig, um ein BGE zu diskutieren.
Ich würde durchschnittlich eher von 5 statt 8 Stunden Arbeit ausgehen.
Wer ein gewisses Grundgehalt hat, kann sich mit dem einbringen, was er gut kann, was ihm Spaß macht, statt aus monetären Gründen eine besser bezahlte, aber unpassendere Arbeit zu übernehmen.
Wer hinter etwas steht, ist motivierter und besser.
Jemand möchte deutlich mehr Geld und sich einen gewissen Luxus wie Restaurantbesuche, Reisen etc. gönnen: dann sucht er sich den oder die entsprechenden Job(s).
Ein anderer ist genügsamer, möchte sich aber mit seiner Begabung einbringen, mit der wenig zu verdienen ist: schön, jetzt kann er sich das erlauben.
Einer ist zufrieden mit dem bisschen, was ihm mit BGE möglich ist - überleben: in Ordnung.
Ein anderer arbeitet dafür gerne mehr und kann sich etwas gönnen.
Die Wirtschaft wäre nicht da, wo sie ist, wenn es kein Streben nach oben geben würde, wenn Menschen keine Ambitionen und Träume hätten und diese verwirklichen wollten.
Das löst sich nicht - schnipps! - mit Einführung eines BGE in Luft auf.
Für schwer zu besetzende Stellen im Gesundheitssystem, im Reinigungssektor und was sonst betroffen ist, gilt: Arbeitsbedingungen deutlich verbessern, finanzielle und andere Anreize schaffen.
Diese Bereiche sind wichtig für uns alle, uns müsste daran gelegen sein, sie zu stärken.
Das sollte Priorität bekommen.
Das Geld wird nicht weniger in einem Land durch andere Verteilung, Umschichtung.
Was einzig fehlt ist der Wille.
Und der Mut zu neuen Wegen.
Wenn wir nicht mal innovativ Denken trauen, uns nicht mit Gedanken spielen trauen, so Möglichkeiten erruieren, wie sollte je irgendetwas entstehen?
Den Mutigen gehört die Welt.
Und je komplexer ein Thema ist - dieses ist verdammt komplex! - desto mehr Teamwork ist nötig, um ein tragfähiges Konstrukt zu entwickeln.
Lösen wird das keine Forengemeinschaft.
Aber ein Spiel könnte sie daraus machen!
Sich auf das Gedankenspiel einlassen könnte, Ideen und Lösungsansätze einbringen, von denen in einer Diskussion einige für gut befunden und als Baustein dem Spiel hinzugefügt und andere verworfen werden könnten.
Dabei sollte es eine Regel geben, die ich von einem Vorgesetzten übernommen habe:
Jedes "nein, geht nicht" muss mit einer Alternative kommen, alleine darf das "Nein" leider nicht mitspielen.
Ich kann ganz häufig beobachten, dass junge Menschen angemessen bis großzügig von den Eltern finanziert werden während des Studiums. Dennoch studieren sie nicht nur, sondern arbeiten.
Egal, ob für zusätzlichen Luxus oder um Kapital anzuhäufen.
Kennt hier keiner der Kritiker solche Schüler und Studenten?
Da ist der Arbeitskollege, der ein Unternehmen und Mietshäuser erbte.
Das Unternehmen verkaufte, die Miete mitnimmt, und weiterhin in seiner winzigen Wohnung wohnt und seiner gutbezahlten Tätigkeit nachgeht.
Auch eine Nummer kleiner kenne ich das, Mietshäuser, Sachbearbeiterposten, abbezahltes Eigenheim.
Er könnte locker Stunden reduzieren, tut es aber nicht.
Diese Menschen fallen mit Einführung eines BGE doch nicht plötzlich alle tot um und die wird es immer geben.
Kennt ihr wirklich nur Leute mit einer Null-Bock-Haltung?
Oder geht ihr von Euch selbst aus, wärt mit einem sozusagen Hartz-IV-Level zufrieden und würdet keinen Finger mehr rühren?
Mir erscheint das so abwegig.