Was sollen die Leute denn machen? Angesichts der ganzen akuten Krisen auf der Welt, allen voran Corona, geht es uns trotzdem immer noch gut, im Vergleich mit vielen anderen Ländern. Lieber in Deutschland etwas mehr Nebenkosten zahlen, als an Corona krepieren in Russland. Daß die goldenen Zeiten erst mal vorbei sind und wohl auch so schnell nicht wiederkommen, dürfte inzwischen bei jedem angekommen sein. Und dagegen läßt sich nicht demonstrieren oder ein Sündenbock benennen.
Wem die Mieten in der Stadt zu hoch sind, bitte, er kann sich jederzeit was billigeres auf dem Land suchen. Niemand ist gezwungen, in der Stadt zu wohnen. Die Leute wollen aber, weil es in der Stadt mehr Entfaltungsmöglichkeiten gibt, mehr Freizeitangebote, mehr Kultur und natürlich auch mehr Chancen in Beruf und Schule. Und kurze Wege, nicht wie auf dem Land, wo schon der nächste Tante-Emma-Laden kilometerweit entfernt liegt.
Was "nur" Geld betrifft, da sind die Deutschen weniger empfindlich. Verzichtet man halt auf ein paar überflüssige Dinge, dann sind die Nebenkosten wieder drin. Kennt man ja schon vom Essen, das billigste ist gut genug, wer braucht schon teures Bio-Zeugs.
Naja aber es geht doch nicht darum es es "dem Deutschen" besser geht als "dem Südamerikaner". Man findet immer jemandem, dem es schlechter geht, dann dürfte man ja nie über irgendwas klagen.
Es geht aktuell ganz praktisch darum, ob ein Anstieg der Heizkosten von fast 100% sowie der Preisanstieg anderer Dinge akzeptabel sind. Ob die Inflation akzeptabel ist und wohin sie führt.
Dazu interessant zu wissen, dass die Inflationsberechnung nicht überall gleich ist. In Deutschland fließen Sachwerte (wie Immobilien) hier praktisch nicht ein, in den USA dagegen zu 24% schon. So dass man davon ausgehen muss, dass die aktuelle Inflation in Deutschland zu niedrig angesetzt ist und realistisch eher so bei 6% liegt, Tendenz steigend.
Schlimmer sind aber noch die Schwerpunkte. Wenn ALLES 6% steigt, ist das nicht unbedingt schlimm. Wenn aber Dinge wie Heizkosten um 100% steigen, ist das für viele sozialschwache Familien sehr schlimm. Benzinpreise treffen auch einige Menschen viel mehr als Andere. Ihre
persönliche Inflation kann dann auch 10% und mehr sein. Das kann sogar für Normalverdiener ein Problem sein.
Und nein - das kann auch nicht jeder kompensieren indem er irgendwo spart. Und warum sollte er es auch? Welche Schuld hat der Normaldeutsche wenn die Inflation rasant nach oben geht?
Die Politik hat nunmal entschieden, dass die Notenpresse angeworfen wird, sei es weil für Corona, für den Umweltschutz, für Migration oder sonstwas Geld gedruckt wird. Teilweise gibt es dafür nicht mal ein demokratisches Mandat. Die EZB hat definitiv kein Mandat zur Finanzierung von Staaten oder zum Drucken des Geldes für den Umweltschutz.
Ich glaube von italienischen Philosophen Machiavelli stammt der Spruch,
man solle notwendige Grausamkeiten direkt vollziehen, anstatt zu verschieben
Vor diesem Dilemma stehen wir seit der Immobilienkrise 2008. Wir verschieben Probleme durch das Drucken des Geldes. Wir retten alles und jeden. Corona Hilfen, Griechenland, Italien, Rente, Sozialausgaben, Klima, Flüchtlinge.... Möglicherweise hätten wie schon lange notwendige Grausamkeiten umsetzen müssen, Unternehmen, Staaten und co scheitern lassen sollen, damit lieber heute kleine Bomben platzen als später Große.
Vermutlich werden wir das aber final nur im historischen Rückblick in vielleicht 10-20 Jahren erkennen.....