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Das bedingungslose Grundeinkommen/ eine Chance für alle?

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Andreas900

Sehr aktives Mitglied
wir können das wohl nicht schaffen, dass jeder die gleichen chancen hat. das würde nicht mal das BGE ausräumen. aber wir können wenigstens nicht noch den leuten, die eine geringere oder gar keine chance hatten, die schuld zuschieben. und wir können daran arbeiten, die chancen für alle ein stück gleicher zu machen.
Um Schuld geht es nicht. Die Schulddiskussion geht am Thema vorbei. Niemand bestraft arbeitslose Menschen, im Gegenteil, sie bekommen ja soziale Hilfen. Und sie bekämen mit einem BGE je nach Höhe der Auszahlung nicht mal unbedingt mehr.

Auch um gleiche Chancen geht es nicht. Jeder in Not bekommt auch heute bereits soziale Hilfen und Bildung ist weitestgehend kostenfrei. Die Bundesregierung hat zudem gerade eine Kindergrundsicherung von 250 bis knapp 500 € für Kinder beschlossen.

Für nichts ist ein BGE notwendig. Es kann alles innerhalb des bestehenden Sozialsystems gelöst werden. Man könnte theoretisch Sozialzahlungen immer weiter erhöhen. Warum hätte jemand mit einem BGE von 1.200 € höhere Chancen als jemand mit einem unsanktionierbaren Hartz 4 Betrag von 1.200 €?

Ich fände es schön wenn in dieser Diskussion der wahre Unterschied zwischen dem bestehenden Sozialsystem und BGE diskutiert würde. Also nicht die Behauptung, dass ein BGE automatisch mehr Geld und mehr Chancen bedeuten würde, sondern:

- Erwirtschaftung des eigenen Lebensunterhaltes wird zur vollkommen Freiwilligkeit erklärt damit jedem ermöglich wird, dauerhaft auf Kosten der Gesellschaft zu leben
- Es findet eine massive Umverteilung und Enteignung statt von den besonders produktiven Kräften einer Gesellschaft zu den besonders unproduktiven Kräften
- Es findet eine Entkoppelung vom Rest der Welt statt, welche zur Wettbewerbsverzerrung und schlechterer Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte führt
- Es löst eine massive Migrationsbewegung aus (Reiche gehen, Arme kommen)
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
wenn du in diesem gebiet gearbeitet hast, müsstest du auch wissen, dass es von amt zu amt unterschiede gibt. dass es von kollege zu kollege unterschiede gibt.

die sachbearbeiter haben da sehr viel macht und es gibt immer wieder die, die es ausnutzen. und die wissen genau, bei welchen menschen sie den druck, den man ihnen macht, abladen können, wer sich nicht wehren kann.
Ja es gibt Fehler bei Hartz 4 Bescheiden. In ungefähr 2/3 der Widerspruchsverfahren resultieren diese aus fehlenden Unterlagen von den Antragstellern oder einer nicht ausreichende Sachverhaltsklärung. Lediglich 1/3 sind wirklich auf Fehler des Amtes zurück zu führen.

Dass diese wie du andeutest regelmäßig Absicht seien, ist eine reine Unterstellung, die du hier nicht belegst.

Und auch wenn es Fehler und absichtliches Fehlverhalten gibt, findet dies A) von beiden Seiten statt und B) macht es das System als ganzes nicht falsch. Niemand würde ein Justizsystem abschaffen wollen, nur weil es natürlich auch Fehlentscheidungen gibt.

Aber einverstanden. Selbst wenn ich argumentativ vollkommen bei dir bin, warum dann nicht ein sanktionsfreies Sozialsystem? Dann fallen 99% der Klagen und Widersprüche und auch Fehlentscheidungen eh weg.

Alles was du sagst ist für mich kein Argument für ein BGE.

ich frage mich, wenn du in diesem gebiet gearbeitet hast und menschen für faul und träge hältst, wie viel anreiz hast du gegeben, die leute zu motivieren? wie hast du mut gemacht? hoffnung gegeben? bei deiner einstellung? oder hattest du gar nichts mit den klienten direkt zu tun und eigentlich nur imi backoffice gearbeitet und gar nichts zu tun gehabt mit den menschen selbst?
Du verdrehst mir hier die Worte im Mund. Wo habe ich geschrieben, dass ich per se Menschen oder Arbeitslose für "faul und träge" halte??
Ich habe mehrfach geschrieben, dass es verschiedenste Menschen gibt, faule, fleißig und alles mögliche.

Ich bin auch tatsächlich inzwischen etwas verärgert, dass mir hier nun schon wieder die Worte verdreht werden. Wer nicht für das BGE ist, muss zwangsläufig alle Arbeitslose für faul halten???
Das ist ein Grund warum ich mich aus diesen Diskussionen irgendwann ausklinke. Es wird persönlich und es werden Behauptungen unterstellt.

Ich kann mich an einen Fall einer jungen Mutter erinnern, mit der ich zusammen eine Bewerbung am PC geschrieben habe. Tatsächlich bekam sie auch die Arbeit und tauchte Tage später bei mir mit einem Präsentkorb auf, den ich natürlich nicht annehmen durfte.

Ich kann mich an einen anderen Fall erinnern, bei dem ein Kollege im Nachbarbüro einen Hilfeempfänger bei der Schwarzarbeit erwischt hat. Der Hilfeempfänger hatte monatliche Einnahmen von mehreren tausend EURO verschwiegen. Daraufhin sprang der Hilfeempfänger mit einem Messer über den Tisch und griff meinen Kollegen an....

Ich bin davon überzeugt, dass wir in der Gesellschaft keine Gleichmacherei durch ein BGE brauchen, sondern differenzieren sollten. Dass wir hilfebedürftigen Menschen helfen und mehr helfen sollten, nicht nur mit Geld sondern mit Rat und Tat!
Aber auch faulen, gewalttätigen und schlechten Menschen keinen Cent mehr als ein Existenzminimum zugestehen sollten.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Bedenkt bitte auch:

Ist das BGE erstmal eingeführt, wird es sich ohne soziale Unruhen nicht wieder zurücknehmen lassen, egal in welche wirtschaftliche Krise die Gesellschaft durch Fehlberechnungen rutscht.

Nach Einführung eines BGEs (Höhe nahezu egal) wird die Inflation dafür sorgen, dass innerhalb von wenigen Jahren die Höhe des BGEs selbst in wirtschaftlich schwachen Regionen Deutschlands für ein Überleben nicht mehr ausreicht.
Ein Punkt übrigens, welcher von keinem bisher durchgeführten BGE-Experiemt bedacht wird, da nicht simulierbar im "kleinen Kreis" und zeitlich beschränkt.

Der "Schrei nach mehr" wäre die unmittelbare Folge, dessen Echo wir bereits jetzt im H4-Mileu permanent in den Ohren hallen haben.

Gerät das Land weiter in wirtschaftliche Schieflage, kann man das BGE nicht mehr antasten (eher im Gegenteil !), da man ein selbtsgeschaffenes Heer an Abhängigen durchfüttern muss und andernfalls massive soziale Unruhen zu fürchten hat.

Die Idee, dass unliebsame Arbeit weiterhin einfach so ausgeführt wird, ist an Naivität nicht zu überbieten. Jeder realitätsnahe Denker sollte sich vom Bild der freiwillig zum jetzigen Lohn arbeitenden Putzfrau oder Kanalreinigers ganz schnell verabschieden, alles andere ist infantile Augenwischerei. Sieht man unter anderem bereits jetzt bei der Beschreibung der Jobtätigkeit in diesem Thread.

Ich plädiere dagegen für ein solides soziales Netz NICHT über H4- Niveau, welches dann greift, wenn jemand nicht für sein Lebensunterhalt aufkommen KANN, nicht jedoch als Zubrot bei voll arbeitsfähigen Mitgliedern der Gesellschaft permanent.

Ich finde es ehrlich gesagt auch ein wenig erschreckend, wie schnell Menschen bereit wären, sich dank einem möglichen BGE in unmittelbare staatliche Abhängigkeit zu begeben.

Wie schnell man doch des schöden Mammons wegen bereit wäre, auf seine Freiheit zu verzichten aber andererseits bei Lohnarbeiten ganz schnell dabei ist, dies mit "Sklavenarbeit" (sic!) zu vergleichen. Da passt etwas hinten und vorne nicht in der Vorstellungs- und Realitätswelt der BGE-Forderer.
 

Daoga

Urgestein
Du kannst dich für 5€ am Tag (Frühstück, Mittag und Abendessen) gesund und ausgewogen ernähren? Das bezweifele ich. Das ist unmöglich.
Selbstverständlich geht das, wenn man Großpackungen kauft, die man nicht an einem Tag ißt, und jedes Sonderangebot mitnimmt. Was kostet denn ein Kilo Äpfel (billigste Sorte), zwei Pfundpackungen Nudeln, ein Kilosack Kartoffeln, ein Laib Brot und so weiter? An einem Kilo Äpfel kaut man normalerweise mehrere Tage, die Nudeln oder den Laib Brot ißt man auch nicht an einem Tag weg als Single. Mit 5 Euro/Tag ist man gut bedient, wenn man nicht grad mitten im Winter teure Import-Erdbeeren haben will oder im Vegan-Wahn teure Avocados kauft statt lecker Griebenschmalz (z. B.) als Fettlieferant. Der billigste Joghurt mit Frucht kostet bei uns (Lidl) noch 35 Cent/250 Gramm, das ist unerreicht billig.
 

CabMan

Sehr aktives Mitglied
Wie soll man sich davon vernünftig ernähren? Am Ende wird man nur krank und das kostet dann wirklich Geld.
Hartz4 sollte keinen dazu ermutigen, arbeitslos zu bleiben. Jeder Bedürftige hat außerdem die Möglichkeit zur Tafel zu gehen. Insofern sind die 5€ für Lebensmittel eher eine Untergrenze.

Ein Freund von mir ist als Arbeitsloser in Hartz4 gerutscht. Er hat sich aber selbstständig um einen 1€-Job bemüht und hat nie aufgegeben. Er hat gekämpft und nie gejammert. Das finde ich bewundernswert.
Er musste damals auch seinen bestehenden Bausparvertrag auflösen, was ich persönlich nicht ok fand. Er trotzdem nicht gejammert, sondern immer seinen Blick nach vorne gerichtet und nicht nach dem Staat gerufen.
 

CabMan

Sehr aktives Mitglied
Du kannst dich für 5€ am Tag (Frühstück, Mittag und Abendessen) gesund und ausgewogen ernähren? Das bezweifele ich. Das ist unmöglich.
Meine Frau rechnet mir immer wieder vor, dass sie es locker schafft unter diesen 5€ zu bleiben. Das liegt wohl auch daran, dass sie haargenau weiß, wo was am günstigsten ist. Teilweise kocht sie für 3 Tage. Ich bin begeistert.
 

Insta

Sehr aktives Mitglied
Ich finde es geht eben nicht,
und es kann nicht jeder.
Ich kenne mich da nicht aus, aber vielleicht gibt es da auch Videos bei YouTube etc. in denen man das Lernen kann. Vielleicht hat auch der Staat bei den Schulungen Trainings im Angebot in denen man lernen kann, preisbewusst einzukaufen.
 

Daoga

Urgestein
Ich finde es geht eben nicht,
und es kann nicht jeder.
Die einzigen die vielleicht "nicht können", sind Leute, die an allen möglichen Allergien leiden und/oder spezielle Diäten halten müssen, für die nur ganz spezielle, teure Lebensmittel oder Ersatzstoffe in Frage kommen. Für solche Fälle, vor allem wenn es Kinder betrifft (Glutenunverträglichkeit etc.), gab es meines Wissens auch schon Streitereien mit den Jobcentern, daß die in solchen Fällen einen höheren Tagesschnitt für teure Diäten gewähren. Ob das allerdings anerkannt wurde, weiß ich nicht, zumindest in einigen Fällen wurde es abgewiesen.
 
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